Dein Kuss in meiner Nacht
kurzen Zögern fasste Cherryl Mut und sprang. Cole sprang hinterher und riss Faith mit sich.
K
apitel 11
»Faith! Faith, kannst du mich hören?«
Ich wand mich in meiner dunklen Ecke und lauschte. Hatte ich eben Coles Stimme gehört? Wo war er?
»Cole?«, flüsterte ich.
»Ich bin hier, Faith.«
»Aber ich kann dich nicht sehen!«, rief ich panisch. »Was ist passiert? Wo bist du?«
»Ich bin hier. Ich halte deine Hand. Du musst zu mir zurückwollen. Nur du allein kannst es schaffen. Wir können dir helfen, aber du musst es wollen. Komm zu mir. Verlass dein Versteck und komm raus.«
»Nein!«, rief ich entsetzt. »Ich kann nicht! Ich hab Angst. Da ist etwas Böses. Ich spür es.«
»Ich weiß. Aber es kann dir nichts tun. Hab keine Angst. Komm zu mir, dann wird das Böse dich verlassen. Vertrau mir.«
Meine Gedanken überschlugen sich. Ich konnte spüren, wie das Böse überall um mich herum war. Nur in dieser kleinen, dunklen Ecke war ich sicher. Ich konnte da nicht rausgehen. Ich konnte es nicht!
»Kerima. Bitte«, flüsterte Cole eindringlich. »Ich liebe dich. Ich kann ohne dich nicht leben. Bitte kämpfe für mich. Ich weiß, dass du es kannst!«
Ich zögerte noch immer. Was, wenn Cole Unrecht hatte und ich nicht stark genug war?
»Willst du mich denn nicht wiedersehen?«, fragte Cole traurig.
»Doch!«, schniefte ich.
»Dann komm zu mir.«
Ich erhob mich langsam. Die Schwärze um mich herum war erdrückend. Terror erfüllte mich, als ich spürte, wie das Böse um mich herum näher kam bis ich meinte, es würde mich ersticken.
»Kämpfe dagegen an«, hörte ich Coles Stimme. »Es kann dir nichts tun. Glaub an dich. Du kannst es!«
Ich holte tief Luft und konzentrierte mich auf Cole. Ich stellte mir sein Lächeln vor. Unsere Liebesnacht kam mir in den Sinn. All die Worte, die er in mein Ohr geflüstert hatte. Ich wollte ihn wiedersehen. Ich wollte nicht an diesem dunklen Ort bleiben.
Ich spürte, wie das Böse vor mir zurückwich. Die Dunkelheit löste sich langsam auf.
Ich öffnete die Augen und das Erste, was ich sah, war Coles Gesicht, sein Lächeln. War das jetzt die Wirklichkeit? War er wirklich hier bei mir? So lange hatte ich darauf gewartet, dass wir uns endlich wieder normal sehen konnten, und jetzt wusste ich gar nicht, wie ich damit umgehen sollte. Alles, was mir einfiel, war, in Tränen auszubrechen.
»Hey«, sagte er lachend. »Ich hatte gehofft, du freust dich, mich zu sehen.«
»Das tu ich doch. Ich weiß nicht, warum ich heule. Tut mir leid. Alles war so ... Wo ... wo ist Cherryl?«
»Ihr geht es gut. Du wirst sie später sehen, wenn es dir besser geht.«
»Ich hatte solche Angst, dass dir etwas passiert oder das Cherryl auch noch gefangen wird und ...«
Er nahm mich in den Arm und ich fühlte mich augenblicklich besser.
»Ist schon gut. Es war ein wenig viel für den Anfang, hm?«
»Für den Anfang ? Ich hoffe doch, da kommt nicht noch mehr.«
»Cole«, hörte ich eine andere Stimme. »Wir müssen ihr Zeit geben, ehe wir ihr alles erklären.«
»Du hast Recht, Vater. Entschuldige«, sagte Cole.
Ich schaute auf und erblickte einen Mann, den ich bis dahin nicht bemerkt hatte.
»Dein Vater?«, fragte ich perplex.
»Entschuldige. Ich konnte euch noch gar nicht bekannt machen. Faith, das ist mein Vater, Basser. Dad, das ist Faith.«
»Hallo, Faith«, sagte der Mann, der tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Cole aufwies. Er lächelte warm.
»Hallo«, erwiderte ich etwas eingeschüchtert. Ich hatte nicht erwartet, so schnell auf einen von Coles Eltern zu treffen.
»Wo bin ich?«, fragte ich mich neugierig umsehend.
Ich befand mich in einem Raum mit mintfarbenen Wänden und einer runden Decke. Es gab keine Fenster. Außer dem Bett, auf dem ich lag, gab es nur noch einen runden Tisch mit zwei Sesseln. Sonst nichts.
»Du bist in einem Zimmer in der medizinischen Station des Tribunals«, erklärte Coles Vater. Wir werden dich über alles aufklären, was du wissen musst, doch erst einmal musst du dich erholen.«
»Ein Krankenhaus?«, fragte ich.
»So etwas in der Art«, bestätigte Cole und drückte meine Hand. »Ich sage jetzt dem Heiler Bescheid, dass du wach bist. Ich komme gleich wieder.«
»Nein!«, rief ich und klammerte mich an seine Hand. »Lass mich nicht allein.«
»Ich gehe«, erbot sich Coles Vater.
Ich warf ihm einen dankbaren Blick zu und lächelte.
»Danke, Mr ...«
»Nur Basser. Nenn mich einfach Basser.«
»Danke, Basser.«
»Schon gut. Ich
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