Dein Laecheln in meiner Daemmerung
kümmern sollen, stattdessen kümmerte ich mich um gar nichts mehr. Es tut mir im Nachhinein unendlich leid. Aber … aber was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, dass du dich nicht in deinem Kummer vergraben darfst. Cole ist nicht tot. Cole ist nicht verloren. Noch nicht. Vielleicht kannst du noch etwas retten, wenn du zu ihm gehst. Warte nicht darauf, dass sich die Dinge von allein regeln. Und warte nicht darauf, dass du aufhörst zu existieren. Das ist ein Trugschluss. Ich habe das damals auch gedacht. Einfach aufhören zu sein und alles wird gut. Doch nichts wird gut und du wirst weiterleben und dich fragen, was du hättest anders machen können. Du wirst bedauern und bereuen.« Sie fasste nach meiner Schulter. »Du musst handeln. Wenn du mit ihm redest und er immer noch keine Versöhnung will, dann kannst du zumindest sagen, dass du es versucht hast. Dann musst du dir später nicht die Frage stellen, ob du etwas hättest ändern können.«
Noch immer schwieg ich. Ich hörte Mum seufzen. Sie nahm ihre Hand von meiner Schulter und strich mir kurz über das Haar. Dann entfernten sich ihre Schritte. Die Tür ging auf und schloss sich. Ich war wieder allein mit meinem Kummer. Doch etwas hatte sich verändert. Ich hatte einen Entschluss gefasst.
»Faith!«, rief Koveena erstaunt aus, als sie mir die Tür öffnete. Sie hatte den Mund weit geöffnet und starrte mich aus geweiteten Augen an. Dann schien sie sich plötzlich zu fassen und trat einen Schritt zur Seite. »Komm doch rein.«
Ich folgte ihr ins Haus. Es war ein merkwürdiges Gefühl. Von der Vertrautheit, die ich sonst in Koveenas Nähe verspürt hatte, war nichts mehr übrig. Es war, als folgte ich einer Fremden. Es tat weh. Ich hätte lieber einen Arm verloren, als nicht mehr zu dieser Familie zu gehören.
Wir gingen in die Küche, wo ich mich auf die Eckbank setzte. Koveena warf mir einen seltsamen, irgendwie traurigen Blick zu und beschäftigte sich mit der Kaffeemaschine. Als sie sich Minuten später endlich mit dem Kaffee zu mir setzte, war ich bereits ein Nervenbündel. Mein Magen flatterte und ich hatte feuchte Hände. Nervös rutschte ich auf meinem Sitz herum.
»Wie geht es dir?«, fragte Koveena sanft.
»Nicht gut«, antwortete ich ehrlich.
Ich nahm einen Schluck von meinem Kaffee und versuchte, Mut zu sammeln. Es hatte so einfach ausgesehen, als ich den Entschluss gefasst hatte. Einfach zu Cole gehen, ihm sagen, was ich für ihn empfand und um Verzeihung bitten. Jetzt brach mir bei dem Gedanken, ihn zu sehen, der Angstschweiß aus. Dabei vermisste ich ihn so sehr. Seine Nähe, seine Stimme, seine Liebe.
»Ist Cole zu Hause?«, fragte ich schließlich mit klopfendem Herzen.
Koveena schüttelte den Kopf und ich war nicht sicher, was es war, das ich verspürte. Enttäuschung oder Erleichterung? Jetzt hatte ich endlich allen Mut aufgenommen und er war gar nicht zu Hause.
»Du wirst aller Wahrscheinlichkeit nach morgen eine Einladung vom Rat bekommen. Dann wirst du erfahren, was ich dir leider jetzt nicht sagen darf.«
»Ist es, weil ich Mist gebaut habe?«, fragte ich erschrocken.
»Nein. Es ist wegen Cole. Ich würde so gern mit dir darüber reden, doch es ist mir verboten. Es tut mir so leid. Du wirst warten müssen, bis du vom Rat alles erfährst.«
»Ich verstehe nicht«, sagte ich leise.
Koveena fing auf einmal an zu schluchzen und ich starrte sie verwirrt an. Ein schrecklicher Gedanke kam in mir auf, warum Cole vielleicht nicht da war. Was der Rat mir vielleicht mitteilen wollte. Nur, warum sie es mir nicht sagen durfte, verstand ich nicht. Wenn es wahr war. War es das?
»Ist … ist Cole … tot?«
Koveena hob den Kopf und sah mich aus feuchten Augen an. Zu meiner Erleichterung schüttelte sie den Kopf.
»Nein, das … das ist es nicht.«
»Wann kommt Cole denn zurück?«
»Er kommt nicht zurück, Faith.«
Es dauerte einen Moment, bis die Bedeutung ihrer Worte zu mir durchdrang. Alles erschien mir mit einem Mal so unwirklich. Die Küche, Koveena, selbst mein eigener Herzschlag, der übermäßig laut in meinen Ohren klang. Alles fing an, vor meinen Augen zu verschwimmen.
»Faith«, hörte ich einen schrillen Schrei. Dann wurde es dunkel.
***
»Du kannst jetzt hineingehen, Agent Cole«, sagte die Empfangsdame freundlich.
Cole erhob sich aus dem Sessel des Warteraums. Jede Bewegung verursachte ihm körperliche Schmerzen. Sein Innerstes fühlte sich an wie eine große Wunde und die einzige Heilung lag in dem, was die fünf
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