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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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soll dir sagen, dass er gleich kommt.«
    Maybrit bemerkte, wie Ulfs Miene sich verdüsterte, und ergriff die Gelegenheit beim Schopf. »Warum ist er hier, Ulf?«, fragte sie geradeheraus. »Es geht doch um Caroline, oder?«
    Ulf schüttelte den Kopf. »Tut mir leid«, wies er sie knapp zurück. »Ich kann dazu nichts sagen.«
    Mit einer entschuldigenden Geste stand sie von ihrem Platz neben seinem Bett auf. »Ich wollte mich nicht in Dinge einmischen, die mich nichts angehen.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr. »Wir überlassen dich jetzt deinem Kollegen und kommen morgen wieder. Wenn du etwas brauchst oder etwas sein sollte, ruf mich an.«
    »Schön, dass ihr hier wart.«

    »Wie hat er es aufgenommen?«, wollte Björn wissen, sobald sie im Wagen saßen.
    »Er war erschüttert und letztlich genauso sprachlos wie ich«, entgegnete Maybrit und startete den Motor. »Es würde mich nicht wundern, wenn er, sobald er aus dem Krankenhaus entlassen ist, die Grabstelle von Großvater einebnen und den Grabstein entsorgen lässt.« Sie sah ihn von der Seite an. »Wie geht es Caroline?«
    »Ihre Organe, insbesondere die Leber und die Nieren, sind angegriffen«, erzählte er. »Aber es ist nicht aussichtslos.«
    Während der weiteren Fahrt waren sie beide in ihre eigenen Gedanken versunken. Es gab Menschen, mit denen dieses einvernehmliche Schweigen nicht möglich war, wo die Stille lastend und unangenehm wurde. Das hatte sie mit Björn nie empfunden.
    »Håkan hat mich gebeten, nach dem Hund zu sehen«, informierte er sie, als sie nach einer guten Stunde das Dorf erreichten. »Lass mich beim Tierarzt aussteigen, von dort gehe ich zu Fuß nach Hause.«
    »Hast du etwas dagegen, wenn ich mitkomme?«, fragte Maybrit.
    Björn lächelte flüchtig. »Ganz im Gegenteil.«

    Das große schwarze Tier lag in einem Käfig und sah sie aus seinen dunklen Augen aufmerksam an, als sie den Raum in der Praxis des Tierarztes betraten.
    »Hässliche Wunde«, sagte dieser, »aber wir bekommen ihn wieder hin. Ich denke, in ein paar Tagen kann er nach Hause.«
    »Nach Hause«, wiederholte Maybrit, als sie die Tür der Praxis hinter sich ins Schloss zog. »Wo soll das sein?«
    »Ich nehme ihn zu mir«, schlug Björn vor. »Später kann Ulf sich um ihn kümmern, bis Lilli wieder so weit ist.«
    Bis Lilli wieder so weit ist. Maybrit räusperte sich. »Ich werde heute ihre Tante Andra anrufen. Sie muss es wissen.«
    Björn sah zu Boden und nickte. »Ja, daran habe ich auch schon gedacht.«
    Kurz darauf hielt sie in seiner Auffahrt. Er verabschiedete sich von ihr mit einem flüchtigen Kuss auf die Wange, und sie ließ es geschehen. Sie blickte ihm nach, wie er zum Haus eilte und die wenigen Stufen zum Eingang mit einem Satz nahm, wie er sich umdrehte, lächelte und ihr noch einmal zuwinkte. Und dann dachte sie an Ulf und Caroline im Krankenhaus in Sveg und wusste plötzlich, dass sie in dieser Nacht nicht allein sein wollte.

39.
    H åkan Bergström blickte nachdenklich durch die Glaswand, die ihn von der Intensivstation trennte, in das schlafende Gesicht von Caroline Wolff. Es wäre für uns alle besser gewesen, wenn du gestorben wärst, dachte er. Vor allem für Ulf. Wie soll es jetzt weitergehen?
    »Komm nach Hause«, hatte Mette ihm am Telefon geraten. »Ulf muss das mit sich selbst ausmachen. Du kannst nichts tun.«
    »Ihr scheint alle zu vergessen, dass es sich nicht um eine private Angelegenheit handelt«, hatte er sie entgegen seiner Gewohnheit angefahren. »Ich habe einen Haftbefehl wegen Mordverdachts in der Tasche.«
    »Ja, ich weiß«, hatte Mette zugegeben. »Dennoch …«
    Beschützerinstinkt. Das war es, was Caroline Wolff in allen auslöste. Sie wirkte so zart und verletzlich, dass sich keiner vorstellen konnte, wie sie eine Waffe auf einen Menschen richtete, dachte er zynisch, aber sie hatte es gleich zweimal getan, und er war sicher, dass sie es wieder tun würde. Wie konnte er diese Frau einfach ziehen lassen? Wer einmal getötet hatte, lief Gefahr, es wieder zu tun. Ein Geist war geweckt, der sich nicht so leicht wieder einfangen ließ. Nicht umsonst sahen Polizisten sich in den zivilisierten Ländern dieser Welt unangenehmen Verfahren und Anhörungen ausgesetzt, wenn sie ihre Waffe einsetzten.
    Aber wenn er ehrlich mit sich war, ging es ihm nicht um Caroline Wolff und die vermeintliche Gefahr, die sie für die Öffentlichkeit darstellte. In erster Linie ging es ihm um Ulf. Er konnte seinen Freund nicht sehenden Auges in eine

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