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Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Dein totes Mädchen: Roman (German Edition)

Titel: Dein totes Mädchen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Berg
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betrachtete Ulf ratlos. »So kommen wir nicht weiter«, sagte er nach einer Weile.
    »Das sehe ich auch so«, entgegnete Ulf und stützte sich schwer auf seine Krücken.
    Håkan spürte, dass Ulf genau wie er versuchte, sich so weit zu beruhigen, dass sie auf einem vernünftigen Niveau miteinander sprechen konnten.
    »Wer ist darüber informiert, dass du hier bist?«, fragte Ulf schließlich.
    »Ich bin nicht offiziell gekommen«, gestand Håkan. »Nur Bent von der Drogenfahndung weiß Bescheid. Wir haben geredet, weil er sich Sorgen gemacht hat, schließlich seid ihr befreundet.«
    Ulf setzte sich umständlich auf die Kante seines Betts. »Das sind wir beide auch, Håkan. Und ich möchte, dass du verstehst, warum ich dich bitte, nach Stockholm zurückzufahren und zu vergessen, was hier geschehen ist.«
    »Nur zu«, sagte Håkan. »Ich höre.«
    Ulf seufzte, dann straffte er die Schultern und begann, ihm von Caroline und Lianne zu erzählen, von seinem Großvater und allem was folgte, und es entging Håkan nicht, wie viel Überwindung diese Offenheit seinen Kollegen trotz ihrer langjährigen Freundschaft kostete.
    »Niemand weiß, dass du hier bist, Håkan. Schick ihren Haftbefehl zurück nach Hamburg und …«
    »Ich muss darüber nachdenken«, unterbrach Håkan ihn, dann sah er Ulf scharf an. »Wissen Björn Nyborg und deine Cousine etwas von dem Haftbefehl gegen Caroline?«
    Ulf schüttelte den Kopf. »Niemand weiß etwas. Maybrit ahnt, dass du wegen Lilli hier bist. Sie hat mich auch direkt gefragt …«
    »Mich auch«, fiel Håkan Ulf ins Wort.
    »Und du hast vermutlich ebenso wenig dazu gesagt wie ich«, bemerkte dieser.
    Trotz der angespannten Situation mussten sie beide lächeln. »Wir waren immer ein gutes Team«, bemerkte Håkan wehmütig.
    »Das sind wir noch«, versicherte ihm Ulf. »Und glaube mir, wenn ich die Situation anders lösen könnte, würde ich es tun.«
    Ja, dachte Håkan. Früher hätte ich dir geglaubt. Aber du hast dich verändert, Ulf. Was hat diese Frau mit dir gemacht? Da sitzt nicht der Mann, den ich kenne. Er sagte nichts von alledem. Stattdessen stand er auf und fragte: »Habe ich dich von Mette gegrüßt?«
    »Jetzt ja«, entgegnete Ulf.
    *
    Wenig später stand Håkan Bergström auf dem kleinen Regionalflughafen von Sveg, sah auf das Rollfeld hinaus und wartete auf seinen Flug nach Stockholm. Sein Telefon klingelte, und auf dem Display erschien Mettes Name. »Ich kann jetzt nicht mit dir sprechen«, sagte er, nachdem er eine ganze Weile unschlüssig auf das Gerät geblickt hatte. »Ich rufe dich später zurück.«
    »Das habe ich in den vergangenen zwei Tagen viel zu oft von dir gehört, Håkan. Was ist nur los da oben?«
    Er räusperte sich. »Mein Flugzeug landet gegen sechzehn Uhr in Arlanda. Ich muss danach noch ins Büro. Wir sehen uns heute Abend. Dann können wir reden.«
    »Håkan …«
    Er legte auf. Hätte er es gewusst, was sich just in diesem Moment im Krankenhaus nur wenige Kilometer entfernt von ihm abspielte, wäre er vielleicht leichteren Herzens nach Stockholm zurückgeflogen.

40.
    » W as hast du dir dabei gedacht, Mama?« Liannes Augen blitzten vor Wut. »Weißt du, was du mir angetan hast?«, fuhr sie fort, und ihre Stimme wurde mit jedem Wort lauter. »Weißt du das?«
    Carolines Blick wanderte zu den Fenstern, den Wänden, die sie umgaben, und sie stellte sich die Menschen vor, die dahinter ihrem Streit neugierig lauschten.
    »Lianne, bitte«, versuchte sie, ihre Tochter zu beruhigen. Aber Lianne schüttelte die Hand ab, die Caroline ihr auf den Arm legte. Sie ahnte, was in ihrer Mutter vorging. »Niemand soll hören, was du gemacht hast, nicht wahr, Mama«, stieß sie bitter hervor. »Vielleicht sollte ich das Fenster aufmachen und herausschreien, dass meine Mutter mich siebenundzwanzig Jahre lang belogen hat.«
    Liannes Worte trafen sie kalt und hart wie Ohrfeigen. Caroline tastete nach dem Stuhl, der hinter ihr stand, setzte sich stumm an den Esstisch und stützte ihren Kopf in die Hand. Sie hatte ihren Mantel noch an, und die Nässe perlte von dem glatten Stoff ab, lief an ihm hinunter und hinterließ eine allmählich größer werdende Pfütze auf dem Holz des alten, dunklen Möbels. Sie starrte darauf. Es würde einen Fleck geben, wenn sie nicht aufstand und einen Lappen holte. Einen Fleck, der sie und Lianne immer an diesen unglücklichen Tag erinnern würde. Der Tag, an dem Lianne Ulf gefunden hatte. Caroline hatte gewusst, dass er irgendwann kommen

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