Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Säulen stehende Löwen wachen über das Fahrzeug. Die Scheinwerfer sind an. Die Fahrertür steht offen. Maureens Handy liegt auf dem Sitz. Der Akku ist leer.
Der Victoria-Park umfasst eine Fläche von 57 Hektar und hat sieben Eingänge. Ich blicke durch den Gitterzaun in die Dunkelheit. Der Himmel ist eine Stunde vor Dämmerung schwarz-violett, die Luft eiskalt. Wir könnten tausend Polizisten jedes Blatt einzeln umdrehen lassen und Maureen trotzdem nicht finden.
Stattdessen haben wir zwei Dutzend Beamte mit reflektierenden Westen und Taschenlampen. Die Hundestaffel wird um sieben eintreffen. Über uns kreist ein Hubschrauber, der mit einem Lichtstrahl am Boden vertäut scheint.
Wir gehen paarweise vor. Ich bin in Begleitung von Monk. Seine langen Beine sind wie dafür geschaffen, im Dunkeln durch offenes Gelände zu stapfen, seine Stimme ist wie ein Nebelhorn. Ich halte eine Taschenlampe in der einen und meinen Gehstock in der anderen Hand und betrachte den silbernen Widerschein des Lichtstrahls auf dem feuchten Gras und den Bäumen.
Wir folgen einem Kiesweg, bis wir die Tennisplätze und die Minigolfanlage hinter uns haben, ehe wir einen Hügel zur Rechten erklimmen. Auf der höher gelegenen Seite des Parks zeichnen sich die klassizistischen Terrassen des Royal Crescent vor dem Himmel ab. Lichter gehen an. Die Leute haben den Hubschrauber gehört.
Zwischen den Bäumen bewegen sich zwei Dutzend Taschenlampen wie aufgeblähte Glühwürmchen, die nicht auffliegen können. Parklaternen schimmern wie gelbe Bälle verschwommen im Morgendunst.
Monk hat ein Funkgerät dabei. Plötzlich bleibt er stehen und hält es ans Ohr. Die Nachricht wird von Rauschen unterbrochen. Ich schnappe nur ein paar Wörter auf. Maureens Name wird erwähnt und etwas über eine Pistole.
»Kommen Sie, Professor«, sagt Monk und packt meinen Arm.
»Was ist los?«
»Sie lebt.«
Halb rennend, halb humpelnd versuche ich, mit ihm Schritt zu halten. Wir folgen der Royal Avenue in westlicher Richtung zum Fischteich und Abenteuerspielplatz. Diesen Teil des Victoria-Parks kenne ich. Ich war schon mit Charlie und Emma hier und habe zugesehen, wie Heißluftballone zu ihren Flügen in der Dämmerung aufgestiegen sind.
Der alte viktorianische Musikpavillon erhebt sich aus der Dunkelheit wie eine riesige Kuchenform, die in der Mitte durchgeschnitten und unweit des Teichs weggeworfen wurde. Tief hängende Zweige strecken sich in die Lücken zwischen den Bäumen.
Dann sehe ich sie. Maureen. Sie kniet nackt vor dem Sockel der Bühne, die Arme in einer klassischen Stressposition ausgebreitet. Sie müssen stark schmerzen und jede Minute schwerer werden. In der rechten Hand hält sie fest umklammert eine Pistole, die zusätzliches Gewicht bedeutet. Sie trägt eine schwarze Schlafmaske, wie man sie auf Langstreckenflügen bekommt.
Ein Lichtstrahl blendet mich. Ich schirme meine Augen mit der Hand ab. Safari Roy lässt die Taschenlampe sinken.
»Ich habe eine SE angefordert.«
Ich sehe Monk fragend an.
»Eine Sondereinheit«, erklärt er.
»Ich glaube nicht, dass sie jemanden erschießen wird.«
»Das ist Vorschrift. Sie hat eine Feuerwaffe.«
»Hat sie irgendjemanden bedroht?«
Roy sieht mich ungläubig an. »Also ich finde, diese Waffe sieht verdammt bedrohlich aus. Jedes Mal, wenn wir näher kommen, fuchtelt sie damit herum.«
Ich blicke zu Maureen, die mit gesenktem Kopf kniet. Neben ihrer Augenmaske trägt sie noch etwas. Kopfhörer.
»Sie kann Sie nicht hören«, sage ich.
»Wie meinen Sie das?«
»Sehen Sie die Kopfhörer? Die sind wahrscheinlich an ein Handy angeschlossen. Sie spricht mit jemandem.«
Roy saugt zwischen den Zähnen Luft ein.
Es passiert wieder. Er isoliert sie.
DI Cray trifft schwer atmend ein. Ihre Hosenumschläge sind feucht, und sie trägt eine Skimütze aus Wolle, die ihr Gesicht vollkommen rund aussehen lässt. »Wo hat sie die Waffe her, verdammt noch mal?«
Niemand antwortet. Aufgeschreckt durch den Lärm flattert eine fette Ente aus den Gräsern am Ufer des Teichs auf. Einen Moment scheint sie über das Wasser zu laufen, bevor sie an Höhe gewinnt und abhebt.
Maureen muss völlig unterkühlt sein. Wie lange hockt sie schon hier draußen? Der Motor ihres Wagens war kalt, die Scheinwerfer hatten die Batterie fast ausgelaugt. Maureen wurde vor zwölf Stunden zum letzten Mal gesehen. Er hatte alle Zeit, ihren Willen zu brechen, schreckliche Gedanken in ihren Kopf zu pflanzen, Gift in ihr Ohr zu
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