Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
sie gezielt verletzen, aber nicht töten wollen.
Im Bristol Royal Infirmary warten Chirurgen darauf, sie zu operieren. Maureen ist mit einem Krankenwagen dorthin unterwegs, der von zwei Streifenwagen eskortiert wird. Derweil durchkämmen weitere Beamte den Victoria-Park, und die Außenzäune werden patrouilliert.
Der Bereich um den Musikpavillon ist in zwei Ringen abgesperrt, die den Zugang einschränken, damit das Team der Spurensicherung den Tatort gründlich untersuchen kann. Ich beobachte sie auf der Treppe sitzend, eine silberne Aludecke um die Schultern gewickelt. Das Blut in meinem Gesicht ist zu einem bröckeligen Schorf getrocknet, der abblättert, wenn ich mit den Fingern darüberstreiche.
Veronica Cray kommt auf mich zu. Ich balle die linke Faust und öffne die Hand wieder, aber sie hört nicht auf zu zittern.
»Wie geht es Ihnen?«
»Gut.«
»So sehen Sie aber nicht aus. Ich kann Sie nach Hause bringen lassen.«
»Ich bleib noch eine Weile.«
DI Cray betrachtet mich nachdenklich und blickt dann auf den Ententeich, wo die Zweige einer Weide in das von Schaum verschmutzte Wasser hängen. Für Tylers letzte bekannte Adresse ist wiederholt und dringlich ein Durchsuchungsbefehl beantragt worden. Detectives befragen die Nachbarn und suchen nach Verwandten. Sein Leben wird in jeder Hinsicht dokumentiert und überprüft.
»Glauben Sie, dass er es getan haben könnte?«
»Ja.«
»Was hofft er durch die Ermordung der Freundinnen seiner Frau zu erreichen?«
»Er ist ein sexueller Sadist. Einen anderen Grund braucht er nicht.«
»Aber Sie glauben, er hat einen?«
»Ja. Der Einbruch im Haus der Chambers’, die Anrufe und Drohungen, all das begann, als Helen ihn verlassen und sich mit Chloe versteckt hat. Gideon hat versucht, sie zu finden.«
»Okay, das verstehe ich, aber jetzt sind sie tot.«
»Vielleicht ist Gideon so wütend und verbittert, dass er jeden vernichten will, der Helen nahestand. Sexuelle Sadisten brauchen wie gesagt nicht nach weiteren Gründen zu suchen. Sie werden von vollkommen anderen Impulsen gesteuert.«
Ich vergrabe das Gesicht in den Händen. Ich bin müde. Mein Verstand ist müde. Aber er kann nicht aufhören zu arbeiten. Jemand ist bei Christine Wheeler eingebrochen und hat die Beileidskarten geöffnet. Er hat nach einem Namen oder einer Adresse gesucht.
»Es gibt eine mögliche Erklärung«, sage ich. »Gideon glaubt nicht, dass sie tot ist. Vielleicht denkt er, dass Helens Familie und ihre Freundinnen sie verstecken oder Informationen über ihren Aufenthaltsort haben.«
»Deshalb foltert er sie?«
»Und wenn das nicht das gewünschte Ergebnis bringt, tötet er sie, um Helen dadurch zu zwingen, aus ihrem Versteck zu kommen.«
Veronica Cray scheint weder schockiert noch überrascht. Geschiedene und getrennte Paare tun sich häufig furchtbare Dinge an. Sie kämpfen um die Kinder, entführen sie oder vollbringen Schlimmeres. Helen Chambers war acht Jahre mit Gideon Tyler verheiratet. Und jetzt kann sie ihm selbst im Tod nicht entkommen.
»Ich sage Monk, er soll Sie nach Hause fahren.«
»Ich möchte Tylers Wohnung sehen.«
»Warum?«
»Es könnte mir helfen, ihn zu verstehen.«
Die Luft im Polizeiwagen ist muffig und verbraucht und riecht nach Schweiß und künstlicher Wärme. Wir folgen der Bath Road von Verkehrsampel zu Verkehrsampel bis nach Bristol.
Ich lehne mich auf dem speckigen Stoffbezug zurück. Nichts an diesen Straßen ist vertraut. Nicht das von Stahlgürteln geschützte Gaswerk, nicht die Unterführungen und Eisenbahnbrücken oder die grauen Betontürme.
Wir biegen von der Hauptstraße ab und kommen unvermittelt in ein Ödland aus verfallenden Häuserreihen, Fabriken, Drogenhöhlen, Mülleimern, verbarrikadierten Läden, streunenden Katzen und Frauen, die einem im Auto einen blasen.
Gideon Tyler lebt an der Fishpond Road im Schatten der M32. Die Behausung ist eine alte Werkstatt mit einem asphaltierten Hof, der von einem Zaun mit Stacheldrahtkrone geschützt wird. In dem Gitterzaun haben sich leere Plastiktüten verfangen, und auf dem Hof trippeln Tauben im Kreis wie Gefängnisinsassen beim Hofgang.
Der Vermieter Mr. Swingler ist mit den Schlüsseln gekommen. In seinen Doc Martens, Jeans und engem T-Shirt sieht er aus wie ein uralter Skinhead. Es gibt vier Schlösser. Mr. Swingler hat nur einen Schlüssel. Die Polizisten fordern ihn auf zurückzutreten.
Sie holen drei Mal mit einer Ramme aus. Angeln brechen splitternd aus dem Holz, und die
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