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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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schon zu spät. Er gibt mir das Handy.
    Irgendjemand geht dran. »Hey, hey, wie geht’s meinem Lieblingsbekloppten?«
    Es entsteht eine Pause. Ich sollte auflegen. Ich tue es nicht.
    »Hier ist nicht Patrick«, sage ich.
    Eine weitere Pause dehnt sich. »Woher haben Sie den Apparat?«
    »Er hat ihn mir gegeben.«
    Erneutes Schweigen. Gideons Verstand arbeitet auf Hochtouren. Dann höre ich ihn lachen. Ich stelle mir vor, wie er lächelt.
    »Hallo, Professor. Sie haben mich gefunden.«
    DI Cray streicht mit den Fingern über ihre Kehle. Sie will, dass ich auflege. Tyler weiß, dass er identifiziert ist, und niemand verfolgt den Anruf.
    »Wie geht es Patrick?«, fragt Gideon.
    »Es sagt, es gehe ihm besser. Muss teuer sein, ihn hier behandeln zu lassen.«
    »Freunde kümmern sich. Das ist Ehrensache.«

    »Warum haben Sie vorgegeben, er zu sein?«
    »Die Polizei hat die Wohnung gestürmt. Niemand hat mich gefragt, wie ich heiße. Alle sind davon ausgegangen, dass ich Patrick bin.«
    »Und Sie haben diese Lüge aufrechterhalten.«
    »Ich hatte meinen Spaß.«
    Patrick sitzt auf dem Bett, hört mit und lächelt verstohlen. Ich stehe auf und gehe an der Schwester vorbei in den Flur. Veronica Cray folgt mir und flüstert mir barsch ins Ohr.
    Gideon redet immer noch mit mir. Er nennt mich Mr. Joe.
    »Warum suchen Sie immer noch nach Ihrer Frau?«, frage ich.
    »Sie hat etwas genommen, was mir gehört.«
    »Was hat sie genommen?«
    »Fragen Sie sie.«
    »Das würde ich tun, aber sie ist tot. Sie ist ertrunken.«
    »Wenn Sie meinen, Mr. Joe.«
    »Sie glauben es nicht?«
    »Ich kenne sie besser als Sie«, schnarrt er, triefend vor Hass.
    »Was haben Sie mit Christine Wheelers Handy gemacht?«
    »Ich habe es gefunden.«
    »Das ist aber ein Zufall. Sie finden das Telefon einer der ältesten Freundinnen Ihrer Frau.«
    »Ja, das Leben schreibt die merkwürdigsten Geschichten.«
    »Haben Sie ihr gesagt, sie soll von der Brücke springen?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Was ist mit Sylvia Furness?«
    »Der Name klingt irgendwie vertraut. Ist sie eine Wetterfee vom Fernsehen?«
    »Sie haben sie gezwungen, sich mit Handschellen an einen Baum zu ketten. Sie ist erfroren.«
    »Viel Glück dabei, das zu beweisen.«
    »Maureen Bracken lebt. Sie wird Sie identifizieren. Die Polizei wird Sie finden, Gideon.«

    Er feixt. »Sie reden einen Haufen Scheiße, Mr. Joe. Bis jetzt haben Sie mir von einem Selbstmord, einem Tod durch Erfrieren und dem Opfer eines Polizeischützen erzählt. Das hat alles nichts mit mir zu tun. Sie haben nicht ein einziges Indiz, das mich direkt mit einem dieser Fälle in Verbindung bringt.«
    »Wir haben Maureen Bracken.«
    »Ich habe die Frau nie gesehen. Fragen Sie sie.«
    »Das habe ich getan. Sie sagt, sie hätte Sie einmal getroffen.«
    »Sie lügt.«
    Er spricht die Worte zwischen den Zähnen, als ob er auf einem Samenkorn kauen würde.
    »Helfen Sie mir, etwas zu verstehen, Gideon. Hassen Sie Frauen?«
    »Meinen Sie intellektuell, physisch oder als eine Unterart?«
    »Sie sind misogyn.«
    »Ich wusste, dass es ein Wort dafür gibt.«
    Jetzt macht er sich über mich lustig. Er denkt, er wäre schlauer als ich. Und bis jetzt hat er Recht.
    Ich höre eine Schulklingel im Hintergrund. Kinder rennen und schreien.
    »Vielleicht könnten wir uns treffen«, sage ich.
    »Klar. Wir können mal zusammen Mittag essen gehen.«
    »Wie wär’s jetzt gleich?«
    »Tut mir leid, ich hab schon was vor.«
    »Was machen Sie denn?«
    »Ich warte auf einen Bus.«
    In dem nachfolgenden Schweigen hört man das Zischen einer Luftbremse. Ein Dieselmotor klopft und rumpelt.
    »Ich muss Schluss machen, Professor. War nett, mit Ihnen zu plaudern. Grüßen Sie Patrick von mir.«
    Er beendet das Gespräch.
    Ich drücke auf Wahlwiederholung, aber das Handy ist abgeschaltet.
    Ich sehe DI Cray an und schüttele den Kopf. Sie tritt mit Anlauf
gegen einen Papierkorb, der gegen die gegenüberliegende Wand prallt und, wegen der frischen Beule sich ungleichmäßig hin- und herwiegend, auf dem Teppich liegen bleibt.

46
    Die Tür geht mit einem Zischen auf. Schüler drängeln in den Bus. Einige haben Masken aus Pappmaché, andere ausgehöhlte Kürbisse in der Hand. In zwei Wochen ist Halloween.
    Da ist sie; sie trägt einen karierten Rock, eine schwarze Strumpfhose und einen flaschengrünen Pullover. Sie findet einen Platz in der Mitte des Busses und lässt ihre Schultasche neben sich fallen. Aus ihrem Pferdeschwanz haben sich ein paar

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