Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Wir könnten jemanden mit Ihrer Erfahrung brauchen.«
Ich sehe mich in seinem Büro um. Eine Mischung aus Laura Ashley und Ikea mit einem Touch von Hitech. Dr. Caplins Krawatte passt fast perfekt zu den Vorhängen.
Ich weiß ein wenig über die Fernwood Clinic. Sie gehört einer Privatfirma und ist darauf ausgerichtet, sich um all jene zu kümmern, die sich die beträchtlichen Honorare leisten können.
»Welche Störungen behandeln Sie?«
»Wir sind auf Essstörungen und Suchtbehandlung spezialisiert, dazu ein wenig allgemeine Psychiatrie.«
»Wir interessieren uns für Patrick Fuller, einen ehemaligen Soldaten.«
Dr. Caplin schürzt die Lippen. »Wir behandeln eine ganze Reihe Militärs, aktive Soldaten ebenso wie Veteranen«, sagt er. »Das Verteidigungsministerium überweist zahlreiche Patienten an uns.«
»Ist Krieg nicht wunderbar?«, murmelt Veronica Cray.
Dr. Caplin zuckt zusammen, und seine haselnussbraune Iris scheint vor gerechtem Zorn zerspringen zu wollen.
»Wir leisten wichtige Arbeit, Detective Inspector. Wir helfen Menschen. Es ist nicht meine Aufgabe, die Außenpolitik oder Kriegsführung unserer Regierung zu kritisieren.«
»Ja, selbstverständlich«, sage ich. »Ich bin sicher, Ihre Arbeit ist von enormer Bedeutung. Wir sind auch nur an Patrick Fuller interessiert.«
»Sie haben am Telefon angedeutet, dass Patrick Fuller Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden sein könnte.«
»Ja.«
»Sie werden bestimmt verstehen, Professor, dass ich mit Ihnen keine Einzelheiten der Therapie besprechen kann.«
»Das verstehe ich voll und ganz.«
»Sie wollen also nicht seine Krankenakte einsehen?«
»Nicht, solange er keinen Mord gesteht«, sagt DI Cray.
Das Lächeln des Arztes ist längst erloschen. »Das verstehe ich. Was soll er denn angestellt haben?«
»Genau das wollen wir feststellen«, sagt DI Cray. »Wir möchten mit Patrick Fuller sprechen und erwarten Ihre volle Kooperationsbereitschaft.«
Dr. Caplin tastet seinen Kopf ab, als wollte er dessen Ausmaße überprüfen.
»Ich versichere Ihnen, Detective Inspector, diese Klinik ist ein Freund der Avon & Somerset Police. Ich persönlich pflege eine überaus herzliche Beziehung zu Ihrem Assistant Chief Constable Fowler.«
Von allen Namen, die er hätte fallen lassen können, wählt er ausgerechnet diesen. Veronica Cray zuckt nicht mit der Wimper.
»Nun, Doktor, ich werde ihm Ihre besten Grüße ausrichten. Ich bin sicher, er wird Ihre Kooperationsbereitschaft ebenso zu schätzen wissen wie ich.«
Dr. Caplin nickt befriedigt.
Er nimmt eine Akte von seinem Tisch und klappt sie auf.
»Patrick Fuller leidet unter einer posttraumatischen Stressstörung und allgemeinen Angstzuständen. Er ist suizidgefährdet und wird von Schuldgefühlen wegen des Verlusts einiger Kameraden im Irak geplagt. Patrick ist bisweilen desorientiert und verwirrt. Außerdem leidet er unter zum Teil sehr heftigen Stimmungsschwankungen.«
»Wie heftig?«, fragt DI Cray.
»Er stellt kein ernsthaftes Sicherheitsrisiko dar, und sein Benehmen war bisher vorbildlich. Wir machen echte Fortschritte.«
Das will ich bei dreitausend Pfund pro Woche auch hoffen.
»Warum haben die Psychiater der Army diese Störungen nicht diagnostiziert?«, frage ich.
»Patrick war keine Überweisung der Army.«
»Aber seine Probleme stehen im Zusammenhang mit seinem Militärdienst?«
»Das ist vertraulich.«
»Wer hat ihn hierhergebracht?«
»Ein Freund.«
»Gideon Tyler?«
»Ich sehe nicht ein, inwiefern das für die Polizei von irgendeinem Belang wäre.«
Veronica Cray hat sich das nun lange genug angehört. Sie ist aufgesprungen, beugt sich über den Schreibtisch und fixiert Caplin mit einem Blick, der seine Augen weitet.
»Ich glaube nicht, dass Sie den Ernst der Lage vollständig begriffen haben, Dr. Caplin. Gideon Tyler ist Tatverdächtiger in einer Mordermittlung. Patrick Fuller ist möglicherweise ein Komplize. Wenn also keine konkreten medizinischen Bedenken vorliegen, dass Mr. Fuller durch eine Vernehmung psychische Schäden davontragen könnte, bitte ich Sie jetzt zum letzten Mal, ihn uns verfügbar zu machen, andernfalls komme ich mit einem Haftbefehl für ihn und für Sie wegen Behinderung einer polizeilichen Ermittlung zurück. Und dann kann Ihnen nicht einmal Ihr Mr. Fowler helfen.«
Dr. Caplin stottert eine komplett unverständliche Antwort. Jede Spur von Selbstgefälligkeit ist wie weggewischt. Veronica Cray redet immer noch.
»Professor O’Loughlin ist
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