Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Facharzt für Psychiatrie. Er wird bei der Vernehmung anwesend sein. Wenn sich Patrick Fuller zu irgendeinem Zeitpunkt erregt oder sich sein Zustand verschlechtert, wird der Professor bestimmt für sein Wohlbefinden Sorge tragen.«
Nach einer kurzen Pause greift Dr. Caplin zum Telefonhörer.
»Bitte informieren Sie Mr. Fuller, dass er Besuch hat.«
Der Raum ist mit einem Bett, einem Stuhl, einem kleinen Fernseher auf einem Ständer und einer Kommode karg möbliert. Patrick ist viel kleiner, als ich ihn mir nach den Fotos vorgestellt habe. Aus dem attraktiven, dunkelhaarigen Soldaten in Paradeuniformen ist eine blasse, zerknitterte Kopie in weißem Unterhemd mit gelben Rändern in den Achselhöhlen und einer Jogginghose geworden, die unterhalb seiner Hüftknochen hängt, die unter der Haut vorstehen wie Türknäufe.
Um seine rechte Achselhöhle ist von der Operation hartes, vernarbtes Gewebe zurückgeblieben, und er hat abgenommen.
Seine Muskeln sind verschwunden, sein Hals ist so dünn, dass sein Adamsapfel beim Schlucken aussieht wie ein Krebsknoten.
Ich ziehe mir einen Stuhl heran und setze mich ihm gegenüber, sein ganzes Blickfeld einnehmend. DI Cray hält sich offenbar ganz gerne im Hintergrund. Fernwood ist ihr unbehaglich.
»Hallo, Patrick, ich heiße Joe.«
»Wie geht’s?«
»Gut, und Ihnen?«
»Langsam besser.«
»Das ist gut. Gefällt es Ihnen hier?«
»Es ist okay.«
»Haben Sie Gideon Tyler gesehen?«
Die Frage überrascht ihn nicht. Er steht so stark unter Medikamenten, dass seine Stimmungen und Bewegungen auf einem Level eingeebnet sind.
»Seit Freitag nicht mehr.«
»Wie oft kommt er Sie besuchen?«
»Mittwochs und freitags.«
»Heute ist Mittwoch.«
»Dann wird er wohl bald kommen.«
Er kneift sich mit seinen langen Fingern rastlos in sein Handgelenk. Ich erkenne die roten Abdrücke, die sie hinterlassen.
»Wie lange kennen Sie Gideon schon?«
»Seit ich zu den Paras gekommen bin. Er war echt knallhart. Hat mir ständig in die Eier getreten, aber das war nur, weil ich so faul war.«
»Er war Offizier?«
»Und ob. Voll der Streber. Second Lieutenant.«
»Gideon ist nicht bei den Paras geblieben?«
»Nee, er ist zum grünen Schleim gegangen.«
»Was ist das?«
»Army Intelligence Corp. Wir haben immer alle möglichen Witze über die gemacht.«
»Was für Witze?«
»Das sind keine richtigen Soldaten, wissen Sie. Die kleben den ganzen Tag irgendwelche Landkarten zusammen und malen mit Buntstiften.«
»Hat Gideon das auch gemacht?«
»Hat er nie gesagt.«
»Er muss doch irgendwas erwähnt haben.«
»Wenn er mir was erzählt hätte, hätte er mich umbringen müssen.« Er lächelt und sieht die Krankenschwester an. »Wann krieg ich mein Gebräu? Heiß und flüssig.«
»Gleich«, sagt die Krankenschwester.
Patrick kratzt die Narben unter seinem Arm.
»Hat Gideon Ihnen erzählt, warum er zurück nach England gekommen ist?«
»Nee. Er hat sowieso nie viel geredet.«
»Seine Frau hat ihn verlassen.«
»Hab ich gehört.«
»Kannten Sie sie?«
»Gideon hat gesagt, sie wäre eine dreckige Nutte.«
»Sie ist tot.«
»Dann ist es ja gut.«
»Seine Tochter ist auch tot.«
Patrick zuckt zusammen und lässt seine Zunge über die Wange rollen.
»Wie kann Gideon es sich leisten, die Rechnungen einer solchen Klinik zu bezahlen?«
Patrick zuckt die Achseln. »Er hat reich geheiratet.«
»Aber jetzt ist sie tot.«
Er sieht mich einfältig an. »Haben wir das nicht schon besprochen?«
»Hat Gideon Sie am letzten Montag besucht?«
»Wann war Montag?«
»Vor zwei Tagen.«
»Ja.«
»Und an dem Montag davor?«
»So weit zurück kann ich mich nicht erinnern. Könnte der Tag gewesen sein, an dem er mich zum Essen eingeladen hat. Wir sind im Pub gewesen. Weiß nicht mehr, wo. Sie sollten in der Besucherliste nachgucken. Ankunft. Abfahrt.«
Patrick kneift sich wieder ins Handgelenk, offenbar ein Auslösemechanismus, der verhindern soll, dass seine Gedanken abschweifen, damit er weiter ansprechbar bleibt.
»Warum interessieren Sie sich so für Gideon?«
»Wir würden gerne mit ihm reden.«
»Warum sagen Sie das nicht gleich?« Er zieht ein Handy aus der Tasche seiner Trainingshose. »Ich ruf ihn an.«
»Nicht nötig. Geben Sie mir einfach die Nummer.«
Patrick drückt schon auf die Tasten. »Sie haben so viele Fragen. Fragen Sie ihn am besten einfach direkt.«
Ich sehe Veronica Cray. Sie schüttelt den Kopf.
»Legen Sie auf«, dränge ich Patrick.
Aber es ist
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