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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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der Familie, hat er gesagt. Die Verbindung erscheint mir nicht direkt naheliegend - ein Anwalt des alten Geldes und Establishments und ein Millionär aus der Arbeiterklasse.
    Der Mann im Nadelstreifenanzug ist im Zimmer geblieben. Er steht mit verschränkten Armen am Fenster.
    »Die Polizei sucht Gideon Tyler«, sage ich.
    »Das wird auch verdammt noch mal Zeit«, brummt Mr. Chambers.
    »Wissen Sie, wo er ist?«
    »Nein.«
    »Wann haben Sie zuletzt mit ihm gesprochen?«
    »Ich spreche ständig mit ihm. Ich brülle ihn am Telefon an, wenn er wieder mitten in der Nacht anruft und nichts sagt, sondern nur leise atmet.«
    »Sind Sie sicher, dass er es ist?«
    Chambers starrt mich an, als würde ich an seinem Verstand zweifeln. Unsere Blicke treffen sich, und ich betrachte sein Gesicht. Große Männer neigen zu großer persönlicher Ausstrahlung, aber auf sein Leben ist ein Schatten gefallen, unter dem er sichtlich gewelkt ist.

    Er steht auf, läuft im Zimmer auf und ab, spreizt die Finger, ballt die Fäuste und öffnet die Hände wieder.
    »Tyler ist in unser Haus eingebrochen - mehr als einmal -, ich weiß nicht, wie oft. Ich habe neue Schlösser einbauen lassen, Kameras und Alarmanlagen installiert, aber es hat nichts genützt. Er ist trotzdem durchgekommen. Er hat Nachrichten hinterlassen. Warnungen. Tote Vögel in der Mikrowelle, ein Gewehr in unserem Bett. Die Katze meiner Frau war in den Wasserkasten einer Toilette gestopft.«
    »Und das haben Sie alles der Polizei gemeldet?«
    »Ich hatte die Nummer schon als Kurzwahl gespeichert. Sie haben einen Scheißpfad zu meinem Haus getrampelt, aber sie waren so gut wie komplett nutzlos.« Er sieht Ruiz an. »Sie haben ihn nicht verhaftet. Sie haben keine Anklage erhoben. Sie meinten, es gäbe keine Beweise. Die Anrufe waren von verschiedenen Handys aus gemacht worden, die man nicht zu Tyler zurückverfolgen konnte. Es gab weder Fingerabdrücke noch Faserspuren, keine Aufnahmen der Sicherheitskameras. Wie ist das möglich?«
    »Er ist vorsichtig«, sagt Ruiz.
    »Oder sie schützen ihn?«
    »Warum?«
    Bryan Chambers zuckt die Achseln. »Was weiß ich? Das ergibt alles keinen Sinn. Ich lasse das Haus jetzt rund um die Uhr von sechs Wachleuten bewachen. Aber das reicht immer noch nicht.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Gestern Nacht hat jemand den See bei Stonebridge Manor vergiftet«, erklärt er. »Wir hatten viertausend Fische - Schleien, Plötzen und Brassen -, alle tot.«
    »Tyler?«
    »Wer sonst?«
    Der große Mann ist stehen geblieben. Zumindest für den Moment ist sein Feuer ausgebrannt.
    »Was will Gideon?«, frage ich.

    Julian Spencer antwortet für ihn. »Das hat Mr. Tyler nicht deutlich gemacht. Zuerst wollte er seine Frau und seine Tochter finden.«
    »Das war vor dem Fährunglück.«
    »Ja. Er wollte nicht akzeptieren, dass die Ehe zu Ende war, und suchte Helen und Chloe. Er hat Bryan und Claudia beschuldigt, sie zu verstecken.«
    Der Anwalt zieht einen Brief aus seinem Schreibtisch, um sein Gedächtnis aufzufrischen.
    »Mr. Tyler hat bei einem deutschen Gericht das gemeinsame Sorgerecht für seine Tochter erwirkt. Er wollte, dass seine Frau und seine Tochter mit einem internationalen Haftbefehl gesucht werden.«
    »Die beiden haben sich in Griechenland versteckt«, sagt Ruiz.
    »Ganz recht.«
    »Nach der Tragödie hat Mr. Tyler seine Belästigungen doch bestimmt aufgegeben?«
    Bryan Chambers stößt ein höhnisches Lachen aus, das in einen Hustenanfall umschlägt. Der alte Anwalt gießt ihm ein Glas Wasser ein.
    »Das verstehe ich nicht. Helen und Chloe sind tot. Warum sollte Tyler Sie weiter terrorisieren?«
    Bryan Chambers sackt in seinem Stuhl nach vorne und lässt die Schultern in einer Pose totaler Kapitulation sinken. »Ich dachte, es ginge ihm ums Geld. Helen hätte eines Tages das Haus geerbt. Ich dachte, Tyler wollte in irgendeiner Form ausgezahlt werden. Ich habe ihm zweihunderttausend Pfund angeboten, wenn er uns in Ruhe lässt. Er wollte das Geld nicht.«
    Wieder schnalzt der alte Anwalt missbilligend mit der Zunge.
    »Und etwas anderes hat er nicht verlangt?«
    Chambers schüttelt den Kopf. »Der Mann ist ein Psychopath. Ich habe es aufgegeben, ihn verstehen zu wollen. Ich will das Schwein fertigmachen. Ich will, dass er dafür bezahlt …«

    Julian Spencer ermahnt ihn, keine Drohungen auszustoßen.
    »Ich scheiß auf die Vorsicht! Meine Frau schluckt Tabletten gegen ihre Depression. Sie schläft nicht mehr. Sehen Sie meine Hände?« Chambers

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