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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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fragte Gideon sie, wo sie gewesen war, wen sie getroffen hatte und was geredet worden war. Helen musste sich wortwörtlich an ganze Gespräche erinnern. Wenn sie das nicht konnte, beschuldigte Gideon sie, zu lügen oder Geheimnisse vor ihm zu haben. Sie musste sich aus dem Haus schleichen und ihre Mutter von einer öffentlichen Telefonzelle aus anrufen, weil sie wusste, dass ein Gespräch von zu Hause oder ihrem Handy auf der Telefonrechnung auftauchen würde.
    Selbst wenn Gideon dienstlich unterwegs war, musste Helen vorsichtig sein. Sie war sich sicher, dass sie von Leuten beobachtet wurde, die ihm Bericht erstatteten.
    Seine Eifersucht war wie eine Krankheit. Jedes Mal, wenn sie zu einem geselligen Anlass ausgingen, zwang er Helen, allein in einer Ecke zu sitzen. Wenn ein anderer Mann mit ihr sprach, wurde er wütend. Er verlangte, genau zu wissen, was geredet worden war - Wort für Wort.«

    Bryan Chambers wiegt seinen Oberkörper nach vorne und faltet die Hände, als würde er darum beten, schon früher etwas zur Rettung seiner Tochter unternommen zu haben.
    »Nach seinem letzten Einsatz wurde Gideons Verhalten noch unberechenbarer. Ich weiß nicht, was passiert ist. Laut Helen wurde er distanziert, launisch, gewalttätig …«
    »Er hat sie geschlagen?«, fragt Ruiz.
    »Nur ein einziges Mal - mit dem Handrücken ins Gesicht. Helens Lippe war aufgeplatzt. Sie drohte, ihn zu verlassen. Er hat sich entschuldigt. Er hat geweint. Hat sie angefleht zu bleiben. Sie hätte damals gehen sollen. Sie hätte weglaufen sollen. Aber jedes Mal, wenn sie kurz davor war, bröckelte ihre Entschlossenheit wieder.«
    »Was ist bei seinem letzten Einsatz passiert?«
    Chambers zuckt die Schultern. »Ich weiß es nicht. Er war in Afghanistan. Helen hat etwas davon erzählt, dass ein Freund getötet und ein anderer schwer verwundet wurde.«
    »Haben Sie in diesem Zusammenhang den Namen Patrick Fuller schon einmal gehört?«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Als Gideon zurückkam, verlangte er plötzlich, dass Helen noch ein Kind bekommen sollte, einen Jungen. Er wollte einen Jungen, den er nach seinem toten Freund benennen konnte. Er hat ihre Anti-Baby-Pille in der Toilette weggespült, aber Helen hat andere Methoden gefunden, eine Schwangerschaft zu verhindern.
    Wenig später erhielt Gideon die Erlaubnis, außerhalb der Quartiere für verheiratete Soldaten zu wohnen. Er mietete einen Bauernhof in der Einöde, zehn Meilen von der Garnison entfernt. Helen hatte kein Telefon und kein Auto. Sie und Chloe waren völlig isoliert. Er hat die Welt um sie herum immer kleiner werden lassen, bis sie nur noch für die drei passte.
    Helen wollte Chloe auf ein Internat in England schicken, aber Gideon weigerte sich. Stattdessen ging sie in die Schule der Garnison. Gideon fuhr sie jeden Morgen dorthin. Von
dem Moment an, in dem Helen ihnen nachwinkte, sah sie den ganzen Tag keinen Menschen mehr. Trotzdem verhörte Gideon sie jeden Abend darüber, was sie getan und wen sie getroffen hatte. Wenn sie sich verhaspelte oder zögerte, wurde seine Befragung noch härter.«
    Der große Mann ist wieder aufgestanden, ohne seinen Redefluss zu unterbrechen.
    »An dem speziellen Tag entdeckte er beim Nachhausekommen Reifenspuren in der Einfahrt. Er beschuldigte Helen, einen Besucher empfangen zu haben. Sie bestritt es. Er behauptete, sie hätte einen Liebhaber. Helen schwor ihm, dass das nicht wahr sei.
    Er drückte ihren Kopf auf den Küchentisch und schnitt sich mit einem Messer ein x in die Hand. Dann ballte er die Faust, sodass das Blut in ihre Augen tropfte.«
    Die Narbe ist mir aufgefallen, als ich Tyler in der Trinity Road befragt habe.
    »Die Ironie der Geschichte war«, fährt Chambers fort und kneift die Augen zu, »dass die Reifenspuren nicht von einem Besucher oder gar Liebhaber stammten. Gideon hatte vergessen, dass er am Tag vorher mit einem anderen Wagen von der Garnison nach Hause gefahren war. Die Spuren stammten von ihm selbst.
    In jener Nacht wartete Helen, bis Gideon schlief. Sie nahm einen Koffer, den sie unter der Treppe versteckt hatte, und weckte Chloe. Sie trauten sich nicht, die Autotüren zu schließen, weil sie keinen Lärm machen wollten. Der Wagen ist nicht sofort angesprungen, die Zündung kreiselte wieder und wieder. Helen wusste, dass Gideon von dem Geräusch aufwachen würde.
    Er hüpfte barfuß, ein Bein in einer hastig halb übergestreiften Hose, die Stufen vor der Haustür herunter. Der Motor sprang an. Helen trat aufs Gaspedal.

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