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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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mir aufzublicken, »warum ist sie durch den Wald gewandert? Wenn sie sich umbringen wollte, warum ist sie nicht gleich zur Brücke gegangen oder gefahren und runtergesprungen?«
    »Vielleicht hat sie es sich noch überlegt.«
    »Nackt?«
    Er hat recht. Es scheint bizarr. Das Gleiche gilt für die Körperbemalung. Selbstmord ist der ultimative Akt der Selbstverachtung, aber gleichzeitige öffentliche Selbsterniedrigung und Demütigung sind völlig untypisch.
    Mein Blick schweift immer noch über die Fotos, bis er an einem hängen bleibt. Ich sehe mich auf der Brücke stehen. Durch die perspektivische Verzerrung sieht es aus, als wäre ich nahe genug, um sie zu berühren, sie zu packen, bevor sie fällt.
    Abernathy bemerkt das Bild ebenfalls. Er steht auf und öffnet mir die Tür, bevor ich auch nur auf den Füßen bin.
    »Es war ein schlechter Tag an der Front, Professor. Solche Tage hat jeder von uns. Machen Sie Ihre Aussage, und gehen Sie nach Hause.«
    Das Telefon auf seinem Schreibtisch klingelt. Ich stehe noch in der Tür, als er abnimmt, und höre nur seinen Teil des Gesprächs.
    »Sind Sie sicher? Wann hat sie sie zuletzt gesehen? … Okay … Und seither hat sie nichts mehr von ihr gehört? Verstehe … Ist sie jetzt zu Hause? …
    Schicken Sie jemanden vorbei, um sie abzuholen. Und besorgen Sie auf jeden Fall ein Foto. Ich will nicht, dass eine Sechzehnjährige eine Leiche identifiziert, wenn wir nicht verdammt sicher sind, dass es ihre Mutter ist.«
    Mein Magen fühlt sich an wie im freien Fall. Eine Tochter. Sechzehn. Bei Selbstmord geht es nicht um Selbstbestimmung oder freien Willen. Irgendjemand bleibt immer zurück.

4
    Zu Fuß braucht man zehn Minuten vom Boat House im Eastville Park bis zur Stapleton Road. Ich meide das Gewerbegebiet und die schlammbedeckten Ufer des Kanals und folge dem Betonungetüm der Überführung über die M 32.
    Die Plastiktüten mit meinen Einkäufen schneiden in meine Finger. Ich stelle sie auf dem Bürgersteig ab und lege eine Pause ein. Ich habe mir Vorräte besorgt: Tiefkühlgerichte, ein Sechserpack Bier, ein Stück Käsekuchen in einem Plastikdreieck - mein Festschmaus für einen Samstagabend, gekauft bei einem pakistanischen Lebensmittelhändler, der neben den in Plastikfolie verpackten Pornoheften unter der Ladentheke eine Schrotflinte aufbewahrt.
    In vier Richtungen gehen enge Straßen ab, gesäumt von Reihenhäusern und Ladenfassaden. Ein Spirituosengeschäft. Ein Buchmacher. Ein Second-Hand-Laden der Heilsarmee. Plakate verkünden das Verbot, zwecks Anbahnung unsittlicher Kontakte im Schritt zu fahren, öffentlich zu urinieren und, das ist das Allerbeste, Plakate anzukleben. Niemand schert sich einen Dreck darum. Wir sind in Bristol - der Stadt der Lügen, der Gier und der korrupten Politiker. Die rechte Hand weiß immer, was die linke tut: Sie plündert. So etwas würde mein Dad sagen: Ständig beklagt er sich, dass die Leute ihn bescheißen.
    Wind und Regen haben die Bäume entlang der Fishpond Road kahl gefegt und die Gullys verstopft. Eine Kehrmaschine, klobig mit vier Rädern, schert zwischen geparkten Wagen aus. Schade, dass sie den ganzen menschlichen Müll nicht gleich mit aufkehren kann - nervöse Kids aus den Slums, die darauf aus sind, dass ich sie ficke oder ihnen Crack abkaufe.

    Eine der Huren steht an der Ecke. Ein Wagen hält. Sie verhandelt, wirft ihren Kopf in den Nacken und wiehert wie ein Pferd. Eine Stute auf Drogen. Reite sie nicht, Kumpel, du weißt nicht, wo sie schon war.
    In dem Café an der Ecke Glen Park und Fishpond Road hänge ich meinen wasserdichten Mantel, meinen Regenhut und meinen orangefarbenen Schal an einen Haken neben der Tür. In dem Café ist es warm, und es riecht nach heißer Milch und Toast. Ich setze mich an einen Tisch am Fenster und ziehe meinen Metallkamm hart über meine Kopfhaut bis in den Nacken.
    Die Kellnerin ist grobknochig und beinahe hübsch, noch ein paar Jahre vom Fett-Sein entfernt. Ihr gerüschter Rock streift meinen Schenkel, als sie sich zwischen den Tischen bewegt. Sie trägt ein Pflaster am Finger.
    Ich zücke meinen Notizblock und einen Bleistift, der spitz genug ist, um damit jemanden zu verstümmeln, und beginne zu schreiben. Zuerst das Datum. Dann eine Liste von zu erledigenden Dingen.
    Am Tisch in der Ecke sitzt eine Frau und verschickt SMS. Wenn sie mich ansieht, werde ich lächeln.
    Sie wird mich nicht ansehen, glaube ich. Ich gebe ihr zehn Sekunden. Neun … acht … sieben … sechs … fünf

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