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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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    Wieso mache ich mir überhaupt die Mühe? Arrogante Ziege. Ich könnte das blasierte Grinsen in Sekunden aus ihrem Gesicht radieren. Ich könnte Mascara über ihre Wangen fließen und sie an ihrem eigenen Namen zweifeln lassen.
    Ich erwarte nicht, dass jede Frau mich zur Kenntnis nimmt. Aber wenn ich hallo sage, sie anlächle oder ihnen sonst eine kleine Nettigkeit erweise, sollten sie zumindest so höflich sein, freundlich zu reagieren.
    Die indische Frau aus der Bibliothek mit dem Henna-Tattoo auf den Händen und dem enttäuschten Blick lächelt ständig. Die anderen Bibliothekarinnen sind alt und müde und behandeln jeden wie einen Bücherdieb.
    Die Inderin hat schlanke Beine. Sie sollte kurze Röcke tragen
und mehr aus sich machen, anstatt sie immer zu bedecken. Ich kann ihre Knöchel sehen, wenn sie an ihrem Schreibtisch die Beine übereinanderschlägt. Das macht sie oft. Ich glaube, sie weiß, dass ich sie beobachte.
    Mein Kaffee ist gebracht worden. Die Milch müsste heißer sein. Ich werde ihn nicht zurückgehen lassen. Die Kellnerin mit dem beinahe hübschen Gesicht wäre enttäuscht. Ich sage es ihr beim nächsten Mal.
    Die Liste ist fast fertig. In der linken Spalte eine Liste mit Namen. Kontakte. Personen von Interesse. Ich werde sie nacheinander ausstreichen, wenn ich sie gefunden habe.
    Ich lasse ein paar Münzen auf dem Tisch liegen und ziehe Mantel, Hut und Schal wieder an. Die Kellnerin sieht mich nicht gehen. Ich hätte ihr das Geld persönlich aushändigen sollen. Dann hätte sie mich angucken müssen.
    Mit den Einkaufstaschen komme ich nur langsam voran. Regen tropft in meine Augen und gurgelt in den Fallrohren. Schließlich habe ich das Ende der Bourne Lane erreicht und stehe vor dem Tor eines eingezäunten und mit Stacheldraht gesicherten Hofs, auf dem sich früher die Werkstatt eines Autoschlossers mit angrenzendem Wohnhaus befand.
    Die Tür ist mit drei Schlössern gesichert - einem Chubbschloss, einem Profilzylinderschloss von Weiser und einem Lips- 8362C-Zylinderschloss. Ich beginne mit dem untersten und spüre, wie sich die Stahlstifte im Zylinder ordnen.
    Beim Eintreten steige ich über die Vormittagspost. Im Flur gibt es kein Licht. Ich habe die Birne herausgedreht. Zwei Etagen des Hauses stehen leer. Abgesperrt. Die Heizkörper sind kalt. Bei der Unterzeichnung des Mietvertrags fragte mich Mr. Swingler, der Vermieter, ob ich eine große Familie hätte.
    »Nein.«
    »Wozu brauchen Sie dann ein so großes Haus?«
    »Ich habe große Träume«, sagte ich.
    Mr. Swingler ist Jude, sieht aber aus wie ein Skinhead. Er besitzt außerdem noch eine Pension in Truro und einen Mietblock
in St. Pauls, ganz in der Nähe. Er fragte mich nach Referenzen. Ich hatte keine.
    »Haben Sie einen Job?«
    »Ja.«
    »Keine Drogen. Keine Partys. Keine Orgien.«
    Vielleicht meinte er auch diese Hunde, »Corgis«. Ich konnte seinen Akzent ohnehin nicht verstehen, aber nachdem ich drei Monatsmieten im Voraus bezahlt hatte, war er still.
    Ich nehme eine Taschenlampe vom Kühlschrank und gehe in den Flur zurück, um die Post aufzuheben: eine Gasrechnung, die Speisekarte eines Pizza-Service und einen großen weißen Umschlag mit dem Wappen einer Schule in der oberen linken Ecke.
    Ich nehme den Umschlag mit in die Küche und lege ihn auf den Küchentisch, bevor ich meine Einkäufe verstaue und eine Dose Bier aufmache. Dann setze ich mich, schiebe einen Finger unter die Lasche des Umschlags und reiße ihn in einer gezackten Linie auf.
    Der Umschlag enthält ein Hochglanzmagazin und den Brief einer Sekretärin der Oldfield Girls School in Bath.
    Sehr geehrte Mrs. Tyler, auf Ihre Anfrage bezüglich der Adressen ehemaliger Schülerinnen muss ich Ihnen leider mitteilen, dass wir über ehemalige Schülerinnen keine laufenden Unterlagen führen. Es gibt jedoch eine »Old Girls«-Website. Um Benutzernamen, PIN und Passwort zu erhalten, die den Zugang zu der geschützten Seite mit den Kontaktdaten der Ehemaligen ermöglichen, müssten Sie sich an die Webmasterin Diane Gillespie wenden.
    Ich lege ein Exemplar des Schuljahrbuchs von 1988 bei und hoffe, dass es angenehme Erinnerungen wachruft.
     
    Viel Glück bei Ihrer Suche
Mit freundlichen Grüßen
Belinda Casson
    Auf dem Titel prangt das Foto von drei lächelnden Mädchen in Schuluniform, die durch das Tor der Schule gehen. Das Wappen der Schule hat einen lateinischen Wahlspruch: »Lux et veritas.« Licht und Wahrheit.
    In dem Buch finden sich weitere Fotos. Ich blättere

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