Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
lassen. Schaffen Sie ihn hier raus«, faucht sie Monk an.
Der große Mann geht auf Ruiz zu. Ich trete zwischen die beiden.
»Sie sollten sich alle miteinander beruhigen.«
Cray und Ruiz starren sich wütend und trotzig an und einigen sich dann stumm auf einen geordneten Rückzug. Die Spannung löst sich unversehens, und die Detectives wenden sich ab, kehren pflichtbewusst an ihre Schreibtische zurück oder laufen nach unten zu den wartenden Wagen.
Ich folge DI Cray zurück in ihr Büro. Sie schnalzt verärgert mit der Zunge.
»Ich weiß, dass er ein Freund von Ihnen ist, Professor, aber der Mann ist eine preisgekrönte Nervensäge.«
»Er ist eine leidenschaftliche Nervensäge.«
Sie blickt mit starrem Blick aus dem Fenster, ihre Haut ist blass und teigig. Plötzlich schimmern Tränen in ihren Augenwinkeln. »Ich hätte es besser machen müssen«, flüstert sie. »Ich hätte die Sicherheit Ihrer Frau gewährleisten müssen. Das war meine Verantwortung. Es tut mir leid.«
Verlegenheit. Scham. Wut. Enttäuschung. Alles ist Maske, dabei will sie gar nichts verbergen. Nichts, was ich sagen könnte, würde sie trösten oder etwas an der Brutalität und Raubgier ändern, die diesen Fall von Beginn an durchzogen haben.
Ruiz klopft leise an die Tür.
»Ich möchte mich für meinen Ausbruch eben entschuldigen«, sagt er. »Das war absolut unangemessen.«
»Entschuldigung angenommen.«
Er wendet sich zum Gehen.
»Warte«, sage ich. »Ich möchte, dass du das auch hörst. Ich glaube, ich kann Gideon Tyler dazu bringen, an einem Standort zu bleiben.«
»Wie?«, fragt DI Cray.
»Wir bieten ihm seine Tochter an.«
»Aber wir haben sie nicht. Die Familie ist nicht zur Zusammenarbeit bereit, das haben Sie selbst gesagt.«
»Wir bluffen, genauso wie er bei Christine Wheeler, Sylvia Furness und Maureen Bracken geblufft hat. Wir überzeugen ihn davon, dass wir Helen und Chloe haben.«
Veronica Cray starrt mich ungläubig an. »Sie wollen ihn anlügen?«
»Ich will bluffen. Tyler weiß, dass seine Frau und seine Tochter leben. Und er weiß, dass wir die Mittel haben, sie hierher zu bringen. Wenn er sie sehen oder mit ihnen reden will, muss er zuerst Charlie und Julianne aufgeben.«
»Er wird Ihnen nicht glauben. Er wird einen Beweis verlangen«, sagt DI Cray.
»Ich muss ihn bloß in der Leitung halten und dazu bringen stillzustehen. Ich habe Chloes Tagebuch gelesen. Ich weiß, wo sie war. Ich kann ihn täuschen.«
»Und was ist, wenn er mit ihr reden will?«
»Dann sage ich, sie ist unterwegs oder will nicht mit ihm reden. Ich erfinde irgendeine Ausrede.«
DI Cray saugt geräuschvoll Luft durch ihre Nase ein, deren Flügel sich erst zusammenziehen und dann beim Ausatmen blähen. Ihre Kiefer mahlen.
»Wie kommen Sie darauf, dass er Ihnen das abkaufen wird?«
»Weil es das ist, was er glauben will.«
»Ich finde, das ist eine gute Idee«, schaltet sich Ruiz ein. »Bis jetzt hat uns Tyler herumgescheucht, als würde uns der Hintern glühen. Vielleicht hat der Professor recht, und wir können zur Abwechslung mal ihm ein bisschen Feuer unterm Arsch machen. Einen Versuch ist es wert.«
Di Cray zieht ein Päckchen Zigaretten aus der Schublade und wirft einen abschätzigen Blick auf das »Rauchen verboten«-Schild.
»Unter einer Bedingung«, sagt sie und zeigt mit der unangezündeten Zigarette auf Ruiz. »Sie fahren noch einmal zu Helen Chambers. Erklären Sie ihr, was wir vorhaben. Es wird langsam Zeit, dass jemand in dieser verdammten Familie Flagge zeigt.«
Beim Verlassen von DI Crays Büro lässt Ruiz mir den Vortritt.
»Du bist verrückt«, murmelt er, sobald wir außer Hörweite sind. »Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass du diesen Typen täuschen kannst.«
»Warum hast du mir dann zugestimmt?«
Er zuckt die Achseln und seufzt reumütig. »Kennst du den Witz mit der Lehrerin, die vor ihre Klasse tritt und sagt: ›Wenn jemand denkt, dass er dumm ist, soll er jetzt aufstehen? ‹ Schließlich rappelt sich der kleine Jimmy auf die Füße, und die Lehrerin fragt: ›Glaubst du wirklich, dass du dumm bist, Jimmy?‹ Worauf Jimmy sagt: ›Nein, Miss, ich wollte bloß nicht, dass Sie so alleine da stehen.‹«
65
Ich liege auf einer dünnen Matratze auf der anderen Seite des Zimmers und schaue das Mädchen beim Schlafen an. Sie wimmert im Traum und wirft den Kopf von einer Seite zur anderen. Das hat meine Chloe auch immer getan, wenn sie einen Albtraum hatte.
Ich stehe auf und gehe zu ihr. Sie ist ganz in
Weitere Kostenlose Bücher