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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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mir, was passiert, wenn Tyler wieder anruft.«
    Oliver erklärt die Technik und die Vorzüge der Satellitenverfolgung. Dem Lieutenant scheint die Erörterung des Themas eher unbehaglich zu sein, so als fürchte er, dass militärische Geheimnisse enthüllt werden könnten.
    »Wie schnell können Sie Tylers Anruf zurückverfolgen?«
    »Das kommt drauf an«, sagt Oliver. »In einem Mobilfunknetz variiert die Signalstärke von Standort zu Standort. Durch Gebäude oder die Beschaffenheit des Geländes können tote Winkel und Funklöcher entstehen. Die lassen sich bis zu einem gewissen Grad einberechnen und durch Toleranzen ausgleichen, aber narrensicher ist es nicht. Im Idealfall brauchten wir Signale von mindestens drei Masten. Funkwellen bewegen sich in einer bekannten Frequenz, sodass wir ausrechnen können, welche Entfernung sie zurückgelegt haben.«
    »Und wenn man nur von einem Mast ein Signal empfängt?«
    »Dadurch bekommen wir zumindest die so genannte DOA - die Direction of Arrival , die Empfangsrichtung - sowie eine grobe Vorstellung von der Entfernung. Jeder Kilometer verzögert das Signal um drei Mikrosekunden.«

    Oliver zieht einen Stift hinter seinem Ohr hervor und beginnt Masten und sich kreuzende Linien auf ein Blatt Papier zu zeichnen.
    »Ein Problem bei der Analyse einer DOA könnte durch die Ablenkung des Signals durch ein Gebäude oder Hindernis entstehen. Die Signale sind nicht unbedingt zuverlässig. Signale von drei Basisstationen liefern uns hinreichend Informationen, um einen Standort zu triangulieren, wenn die Uhren der drei Basisstationen exakt synchronisiert sind.
    Wir reden hier von Mikrosekunden«, fügt Oliver hinzu. »Aber unter Anwendung von Hyperbeln und linearer Algebra bei der Berechnung des Zeitunterschieds beim Empfang des Signals kann man ein Mobiltelefon orten. Dabei darf sich der Anrufer allerdings nicht bewegen. Wenn Tyler in einem Wagen, Bus oder Zug sitzt, funktioniert es nicht. Selbst wenn er ein Gebäude betritt, verändert sich die Signalstärke.«
    »Wie lange muss er an einem Ort bleiben?«
    Oliver und der Lieutenant sehen sich an. »Fünf, vielleicht zehn Minuten.«
    »Und wenn er von einem Festnetzanschluss aus anruft?«
    Der Lieutenant schüttelt den Kopf. »Das Risiko wird er nicht eingehen.«
    »Und wenn wir ihn dazu zwingen?«
    Er zieht die Brauen hoch. »Wie wollen Sie das hinkriegen?«
    »Wie aufwändig ist es, die Mobilfunkmasten abzuschalten?«
    »Dem würden die Mobilfunkgesellschaften niemals zustimmen. Sie würden zu viel Geld verlieren«, sagt Lieutenant Greene.
    »Es wäre ja nicht lange. Vielleicht zehn Minuten.«
    »Dadurch würden Tausende von Anrufen verhindert. Die Kunden wären sehr verärgert.«
    Oliver scheint offener für die Idee. Er blickt zur Karte an der Wand. Die Mehrzahl von Gideons Anrufen kam aus dem Zentrum von Bristol, wo sich die Telefonmasten konzentrieren.
Weitere Mobilfunkdienste müssten kooperieren. Er denkt laut. »Ein abgegrenzter Bereich, vielleicht fünfzehn Masten.« Sein Interesse ist geweckt. »Ich weiß nicht, ob so was schon mal gemacht worden ist.«
    »Aber es ist möglich.«
    »Denkbar.«
    Er wendet sich ab, hockt sich vor seinen Laptop und lässt die Finger über die Tastatur tanzen, während seine Brille immer weiter die Nase hinunterrutscht. Ich spüre, dass Oliver in der Gesellschaft von Computern glücklicher ist. Mit ihnen kann er logisch kommunizieren. Er versteht, wie sie Informationen verarbeiten. Einem Computer ist es egal, ob er sich die Zähne putzt, in der Badewanne die Zehennägel schneidet oder mit Socken ins Bett geht. Manche würden sagen, das ist wahre Liebe.

64
    Plötzlich werden vor der Tür Rufe laut, Menschen rennen, Veronica Cray brüllt in dem allgemeinen Aufruhr Befehle, Polizisten hasten Richtung Fahrstuhl und Treppenhaus. Ich kann nicht verstehen, was sie sagt. Ein Detective rennt mich beinahe um und murmelt eine Entschuldigung, als er meinen Gehstock aufhebt.
    »Was ist passiert?«
    Er antwortet nicht.
    Ein beunruhigtes Schaudern läuft über meine Schultern. Irgendwas stimmt hier nicht. Ich höre, wie Juliannes Name erwähnt wird. Ich brülle, um das Stimmengewirr zu übertönen.
    »Sagen Sie mir, was passiert ist.«
    Köpfe wenden sich mir zu und starren mich an. Niemand antwortet. Mein feuchter, weicher Atem erscheint mir lauter als die klingelnden Telefone und scharrenden Füße.
    »Wo ist Julianne? Was ist passiert?«
    »Einer unserer Beamten wurde schwer verletzt«, sagt Veronica Cray

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