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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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den Fängen des Traumes. Ihr Körper bebt unter der Decke, während sie sich ihm zu entwinden sucht. Ich berühre sanft ihren Arm. Sie hört auf zu wimmern. Ich gehe zu meiner Matratze zurück.
    »Sind Sie da?«
    Ich antworte nicht.
    »Bitte reden Sie mit mir.«
    »Was willst du?«
    »Ich will nach Hause.«
    »Schlaf weiter.«
    »Ich kann nicht.«
    »Wovon hat dein Albtraum gehandelt?«
    »Ich hatte keinen Albtraum.«
    »Doch. Du hast gestöhnt.« »Daran kann ich mich nicht erinnern.«
    Sie wendet den Kopf zu den geschlossenen Vorhängen. An den Rändern fällt Licht ein, sodass ich ihre Gesichtszüge genauer ausmachen kann. Ihre Frisur habe ich ruiniert, aber Haare wachsen nach.
    »Bin ich sehr weit weg von zuhause?«, fragt sie.
    »Wie meinst du das?«
    »In Kilometern. Ist es weit?«
    »Nein.«

    »Könnte ich es schaffen, wenn ich den ganzen Tag laufe?«
    »Vielleicht.«
    »Sie können mich freilassen, und ich könnte nach Hause laufen. Ich würde niemandem erzählen, wo Sie wohnen. Ich würde sowieso nie hierher zurückfinden.«
    Ich stehe auf und mache eine Nachttischlampe an. Ihr Licht verscheucht die Schatten. Ich vernehme einen Laut von draußen und lege einen Finger auf den Mund.
    »Ich habe nichts gehört«, sagt sie.
    In der Ferne hört man einen Hund bellen.
    »Vielleicht war es der Hund.«
    »Ja.«
    »Ich muss mal. Bitte gucken Sie mir nicht zu.«
    »Ich kann mich umdrehen.«
    »Sie könnten rausgehen.«
    »Möchtest du das?«
    »Ja.«
    Ich gehe aus dem Zimmer in den Flur. Ich höre ihre schlurfenden Schritte und das Plätschern des Urins in der Schüssel.
    Sie ist fertig. Ich klopfe.
    »Kann ich wieder reinkommen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ich hatte einen Unfall.«
    Ich stoße die Tür auf. Sie steht im Bad und versucht einen dunklen Fleck im Schritt ihrer Jeans abzutupfen.
    »Du solltest sie ausziehen. Ich trockne sie für dich.«
    »Das ist schon okay.«
    »Ich besorg dir was anderes zum Anziehen.«
    »Ich will sie aber nicht ausziehen.«
    »Du kannst deine nasse Jeans nicht anbehalten.«
    Ich lasse sie allein und gehe in das große Schlafzimmer mit Wandkleiderschrank und Kommode. Hosen und Sweatshirts sind zu groß für sie, aber auf einem Bügel hängt ein weißer Bademantel. Er gehört einem Hotel. Selbst ein reicher Araber
ist nicht darüber erhaben, einen Hotelbademantel zu stehlen. Vielleicht ist er deshalb so reich.
    Ich nehme ihn mit in das andere Zimmer. Ich muss die Ketten um ihre Füße lösen, damit sie ihre Jeans ausziehen kann. Wieder besteht sie darauf, dass ich den Raum verlasse.
    »Das Fenster ist verriegelt. Du kannst nicht fliehen.«
    »Will ich auch nicht.«
    Ich lausche an der Tür, bis sie mir sagt, dass ich wieder hereinkommen kann. Der Bademantel ist ihr zu groß und reicht ihr bis zu den Knöcheln. Ich nehme ihre Jeans und wasche sie in dem Waschbecken. Heißes Wasser gibt es nicht. Der Boiler ist ausgeschaltet. Ich wringe die nasse Hose aus und hänge sie über eine Stuhllehne.
    Ich spüre, wie sie mich beobachtet.
    »Haben Sie wirklich Darcys Mutter umgebracht?«
    »Sie ist gesprungen.«
    »Haben Sie ihr gesagt, dass sie springen soll?«
    »Könnte jemand dich dazu bringen zu springen?«
    »Ich weiß nicht. Ich glaube nicht.«
    »Na, dann bist du wohl sicher.«
    Ich krame in meinem Rucksack und hole eine kleine Dose Birnen heraus, die ich mit einem Dosenöffner aufmache.
    »Hier. Du solltest was essen.«
    Sie nimmt die Dose, fischt die glitschigen Obststücke heraus und saugt den Saft von ihren Fingern.
    Ich halte ihr die Dose an die Lippen. Sie trinkt den Saft aus und wischt sich mit dem Ärmel den Mund ab. Dann lehnt sie sich zurück und wickelt den Bademantel enger um ihren Körper. Draußen wird es langsam hell, sodass sie mehr von dem Zimmer erkennen kann.
    »Werden Sie mich töten?«
    »Glaubst du das?«
    »Ich weiß nicht.« Ihre Unterlippe ist aufgebissen.
    Nun bin ich mit einer Frage an der Reihe. »Würdest du mich töten, wenn du die Chance hättest?«

    Sie runzelt die Stirn. Zwei kleine Falten bilden sich über ihrer Nase. »Ich glaube nicht, dass ich das könnte.«
    »Und wenn ich deine Familie bedrohen würde - deine Mutter, deinen Vater oder deine Schwester - würdest du mich dann töten?«
    »Ich wüsste nicht, wie.«
    »Und wenn du eine Pistole hättest?«
    »Vielleicht. Glaub schon.«
    »Dann sind wir beide also gar nicht so verschieden. Wir würden unter den richtigen Umständen beide töten. Du mich und ich dich.«
    Sie zerdrückt eine einzelne

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