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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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sich plötzlich und unerklärlicherweise in einer Einzelheit verlieren, auf die er sich konzentriert, während er alles andere ausblendet.
    Ich beobachte ihn durch den Einwegspiegel und komme mir vor wie ein Voyeur. Der Verhörraum ist neu, in Pastellfarben gestrichen und mit gepolsterten Stühlen ausgestattet. An den Wänden hängen Drucke von Küstenlandschaften. Patrick läuft, den Kopf gesenkt und mit hängenden Armen, alle vier Ecken ab, als hätte er seinen Busfahrschein verloren. DI Cray fordert ihn auf, Platz zu nehmen. Das tut er auch, aber nur für einen Moment. Jede neue Frage bringt ihn wieder auf Trab.
    Er greift in seine Gesäßtasche auf der Suche nach irgendwas - einem Kamm möglicherweise. Er ist nicht mehr da. Dann kämmt er sich die Haare mit den Fingern nach hinten. Er hat eine Narbe auf der linken Hand, ein »x«, das sich von der Basis seines Daumens und seines kleinen Fingers bis zu beiden Seiten des Handgelenks erstreckt.
    Eine Pflichtverteidigerin wurde hinzugerufen, um ihn zu beraten. Sie ist mittleren Alters und von geschäftsmäßiger Nüchternheit.
Sie sitzt, den Koffer zwischen die Knie geklemmt, mit einem großen Block unter den gefalteten Händen aufrecht vor ihm. Patrick scheint nicht besonders beeindruckt. Er wollte einen Mann.
    »Bitte weisen Sie Ihren Mandanten an, sich hinzusetzen«, fordert Veronica Cray.
    »Ich versuche es.«
    »Und sagen Sie ihm, er soll aufhören, uns auf der Nase herumzutanzen.«
    »Er ist absolut kooperativ.«
    »Das ist eine interessante Interpretation.«
    Die beiden Frauen mögen sich nicht. Vielleicht kennen sie sich von früher. DI Cray legt einen versiegelten Plastikbeutel auf den Tisch.
    »Ich frage Sie noch einmal, Mr. Fuller, haben Sie dieses Telefon schon einmal gesehen?«
    »Nein.«
    »Es wurde in Ihrer Wohnung gefunden.«
    »Dann muss es wohl meins sein.«
    »Woher haben Sie es?«
    »Der Finder darf es behalten.«
    »Wollen Sie damit sagen, Sie hätten es gefunden?«
    »Ich weiß nicht mehr.«
    »Wo waren Sie Freitagnachmittag?«
    »Am Strand.«
    »Es hat geregnet.«
    Er schüttelt den Kopf.
    »War irgendjemand bei Ihnen?«
    »Meine Kinder …«
    »Sie haben auf Ihre Kinder aufgepasst?«
    »Jessica hat Muscheln in einem Eimer gesammelt, und George hat eine Sandburg gebaut. George kann noch nicht schwimmen, aber Jessica lernt es gerade. Sie haben gepaddelt.«
    »Wie alt sind Ihre Kinder?«
    »Jessica ist sechs, und ich glaube, George ist vier.«

    »Sie scheinen sich nicht sicher.«
    »Natürlich bin ich mir sicher.«
    DI Cray versucht, ihn auf Einzelheiten festzunageln. Wann er am Strand angekommen ist, wann sie gegangen sind und wer sie vielleicht gesehen haben könnte. Fuller beschreibt einen typischen Ausflug an einem Sommertag mit Eiscreme auf der Strandpromenade und Warteschlangen beim Eselreiten.
    Es ist eine überzeugende Vorstellung und trotzdem völlig unglaubhaft. Am Freitag gab es in einem Dutzend Countys eine Flutwarnung. An der Atlantikküste und im Severn tobte ein Sturm.
    Veronica Cray ist langsam frustriert. Es wäre leichter, wenn Fuller gar nichts sagen würde - dann könnte sie zumindest die Indizien logisch ausbreiten und zu einer Mauer von Fakten gegen ihn auftürmen. Stattdessen findet er ständig neue Ausflüchte, die sie zwingen, immer wieder anzusetzen.
    Das Phänomen ist mir nicht ganz unbekannt. Ich habe es in meiner Praxis schon öfter gesehen - Patienten, die komplizierte Fiktionen und Einbildungen produzieren und sich auf nichts festlegen lassen wollen.
    Das Verhör wird unterbrochen. Im Vorraum ist es still. Monk und Roy wechseln viel sagende Blicke und ein verstohlenes Grinsen. Offenbar haben sie ein schadenfrohes Vergnügen daran, ihre Chefin scheitern zu sehen. Ich bezweifle, dass das sehr häufig vorkommt.
    DI Cray schleudert ein Klemmbrett gegen die Wand. Papiere fallen auf den Boden.
    »Ich glaube nicht, dass er vorsätzlich lügt«, sage ich. »Er versucht, kooperativ zu sein.«
    »Der Typ ist verrückter als ein Clownspimmel.«
    »Es könnte sein, dass er sich nicht erinnern kann.«
    »Was für ein Haufen Scheiße!«
    Ich stehe verlegen vor ihr. Monk betrachtet seine polierten Schuhspitzen. Safari Roy studiert seinen Daumennagel. Fuller ist nach unten in eine Arrestzelle gebracht worden.

    Eine Hirnverletzung könnte sein Verhalten erklären. Er wurde in Afghanistan verwundet. Ein Bombenanschlag auf einer Straße. Wenn man sichergehen wollte, müsste man nur seine Krankenakte anfordern oder ihn psychologisch

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