Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Park gesprochen?«
Sein Gesicht fängt wieder an zucken.
»Was hat sie gesagt, Patrick? Es ist wichtig.«
»Nichts.«
»Schütteln Sie nicht den Kopf, Patrick. Was hat sie gesagt?«
Er zuckt die Achseln und sieht sich in dem Raum nach einem anderen Bild um, das ihm weiterhilft.
»Ich will nicht, dass Sie sich etwas ausdenken, Patrick. Wenn Sie sich nicht erinnern, sagen Sie es einfach. Aber es ist wirklich wichtig. Denken Sie scharf nach.«
»Sie hat nach ihrer Tochter gefragt. Sie wollte wissen, ob ich sie gesehen hätte.«
»Hat sie gesagt, warum?«
Er schüttelt den Kopf.
»Ist das alles, was sie gesagt hat?«
»Ja.«
»Was ist dann passiert?«
Er zuckt die Achseln. »Sie ist weggelaufen.«
»Sind Sie ihr gefolgt?«
»Nein.«
»Hatte Sie ein Telefon bei sich, Patrick? Hat sie mit jemandem gesprochen?«
»Kann sein. Ich weiß nicht. Ich hab nichts gehört.«
Ich stelle weiter Fragen, um so etwas wie ein Gerippe aus Wahrheit zusammenzusetzen, bis er plötzlich ohne jede Vorwarnung verstummt und auf den Boden starrt. Er hebt einen Fuß und steigt über eine »Mausefalle«. Ich habe ihn wieder verloren. Er ist woanders.
»Vielleicht sollten wir ihm eine Pause gönnen«, sagt die Anwältin.
Vor dem Verhörraum setze ich mich mit den Detectives zusammen und erkläre ihnen, warum Patrick meiner Ansicht nach wirr redet und Geschichten erfindet.
»Das heißt, er hat einen Hirnschaden«, versucht Safari Roy, meine klinische Beschreibung zusammenzufassen.
»Deswegen ist er noch nicht unschuldig«, fügt Monk hinzu.
»Ist das ein Dauerzustand?«, fragt Veronica Cray.
»Ich weiß es nicht. Patrick behält den Kern einer Information, kann sie jedoch mit keinem bestimmten Ort oder Zeitpunkt verknüpfen. Seine Erinnerungen schweben frei. Wenn Sie ihm ein Foto zeigen und ihm beweisen, dass er in Leigh Woods war, wird er es akzeptieren. Aber das heißt nicht, dass er sich daran erinnert, dort gewesen zu sein.«
»Das heißt, er könnte trotzdem unser Mann sein.«
»Sehr unwahrscheinlich. Sie haben ihn ja gehört. In seinem Kopf prallen Gesprächsfetzen, Bilder, Erinnerungen an seine Frau und seine Kinder sowie an Erlebnisse vor seiner Verwundung
ohne jede Ordnung aufeinander. Er kann funktionieren. Er kann einen einfachen Job erledigen. Aber jedes Mal, wenn sein Gedächtnis ihn im Stich lässt, denkt er sich etwas aus.«
»Das heißt, wir kriegen keine Aussage«, sagt DI Cray abschätzig. »Die brauchen wir auch nicht. Er gibt zu, am Tatort gewesen zu sein. Und er hatte ihr Telefon.«
»Er hat sie nicht dazu gebracht zu springen.«
DI Cray unterbricht mich. »Bei allem gebotenen Respekt, Professor, ich weiß, dass Sie gut sind in dem, was Sie tun, aber Sie haben keine Ahnung, wozu dieser Mann fähig ist.«
»Sie können glauben, dass ich mich irre, aber das ist noch kein Grund, das Nachdenken einzustellen. Ich habe Ihnen meine Meinung vorgetragen. Sie machen einen Fehler.«
DI Cray wirkt entschlossen, als sie einen Packen Papiere ordnet und beginnt, Anweisungen zu erteilen. Sie will, dass der Geschäftsführer und der Assistent des Handy-Ladens auf das Revier gebracht werden.
»Patrick hat ihren Wagen abgeschlossen«, sage ich.
Veronica Cray stutzt mitten im Satz. »Inwiefern ist das irgendwie relevant?«
»Es scheint mir nur merkwürdig für einen Mörder.«
»Haben Sie ihn gefragt, warum?«
»Er sagte, er wollte nicht, dass ihn jemand klaut.«
23
Die kleine Alice reitet ihre braune Stute. Ihre Haare sind zu einem Zopf geflochten, der in ihrem Rücken auf und ab wippt, während sie sich auf ihren langsamen Runden durch die Koppel im Sattel bewegt.
Drei weitere Reitschülerinnen sind hinzugekommen, alle in Reithosen, Reitstiefeln und Reiterhelmen. Die Lehrerin, Mrs. Lehane, hat breite Hüften und strubbelige blonde Haare. Sie erinnert mich an die Frau eines Kommandeurs, die ich in Deutschland kennengelernt habe und die furchterregender war als ihr Mann.
Ich kann die Pferde riechen. Traue keinem Tier, das größer ist als du, ist mein Motto. Auf Fotos sehen Pferde vielleicht intelligent und friedlich aus, aber in Wirklichkeit und von Nahem lassen sie schnaubend ihre Muskeln spielen. Und hinter diesen großen, weichen Augen verbirgt sich ein Geheimnis. Wenn der Umsturz kommt, werden Vierbeiner die Welt regieren.
Ein paar Eltern sind geblieben, um ihre Kleinen reiten zu sehen. Andere unterhalten sich auf dem Parkplatz. Alice hat niemanden, der ihr zuguckt, außer mir. Mach dir keine Sorgen,
Weitere Kostenlose Bücher