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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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begutachten.
    »Lassen Sie mich mit ihm reden.«
    Einen Moment herrscht Schweigen. »Was soll uns das nutzen?«
    »Ich sage Ihnen, ob er ein rechtmäßig Verdächtiger ist.«
    »Er ist bereits ein Verdächtiger. Er hatte Christine Wheelers Handy.«
    »Ich möchte Fuller wie einen Patienten behandeln. Keine Aufnahme. Kein Video. Ganz inoffiziell.«
    Veronica Crays Schultern beben vor Zorn. Monk und Roy sehen mich mitleidig an wie einen bereits Verurteilten. DI Cray beginnt Gründe aufzuzählen, warum sie mich nicht in den Verhörraum lassen darf. Sollte Patrick Fuller des Mordes angeklagt werden, könnte er die Befragung durch mich als Schlupfloch benutzen, einer Anklage zu entgehen, weil das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren verletzt wurde.
    »Und wenn wir es als psychologische Begutachtung bezeichnen?«
    »Dem müsste Fuller zustimmen.«
    »Ich rede mit seiner Anwältin.«
    Fullers Pflichtverteidigerin hört sich meine Argumente an, und wir einigen uns auf die Regeln. Nichts, was ihr Mandant sagt, darf gegen ihn verwendet werden, wenn er der Aufzeichnung der Befragung nicht vorher ausdrücklich zustimmt.
    Patrick wird wieder nach oben gebracht. Ich beobachte aus dem dunklen Observationsraum, wie er konzentriert durch den Verhörraum schreitet, kehrtmacht und versucht, seine Füße auf exakt dieselben Stellen zu setzen wie zuvor. Er zögert. Er hat vergessen, wie viele Schritte er zurück zu seinem Ausgangspunkt braucht. Er schließt die Augen und versucht, sich zu erinnern, bevor er sich wieder in Bewegung setzt.

    Als ich die Tür öffne, erschrickt er. Einen Moment ist ihm nicht klar, wer ich bin. Dann erinnert er sich an mich. Seine Besorgnis weicht einer Folge winziger Grimassen, als wollte er seine Gesichtsmuskeln fein justieren, bis er mit dem Ausdruck, den er der Welt zeigt, zufrieden ist.
    Seine Anwältin kommt nach mir in den Raum und setzt sich auf einen Stuhl in der Ecke.
    »Hallo, Patrick.«
    »Mein Hund?«
    »Ihr Hund wird gut versorgt.«
    »Was haben Sie eben auf dem Boden gesehen?«
    »Nichts.«
    »Sie haben darauf geachtet, auf irgendetwas nicht zu treten.«
    »Die Mausefallen.«
    »Wer hat die Mausefallen aufgestellt?«
    Er sieht mich hoffnungsvoll an. »Sie können sie sehen?«
    »Wie viele können Sie sehen?«
    Er zeigt mit dem Finger und zählt. »Zwölf, dreizehn …«
    »Ich bin Psychologe, Patrick. Haben Sie schon einmal mit einem Menschen wie mir gesprochen?«
    Er nickt.
    »Nach Ihrer Verwundung?«
    »Ja.«
    »Haben Sie Albträume?«
    »Manchmal.«
    »Wovon handeln die Albträume?«
    »Blut.« Er setzt sich und steht sofort wieder auf.
    »Blut?«
    »Zuerst sehe ich Leons Leiche, die über mir liegt. Er hat die Augen nach innen verdreht. Überall ist Blut. Ich weiß, dass er tot ist. Ich muss ihn von mir runterschieben. Spikes Beine sind unter der Karosserie des Jeeps eingeklemmt, keine Chance, ihn anzuheben. Kugeln prallen von dem Blech ab wie Regentropfen, und wir suchen verzweifelt Deckung.

    Spike schreit wie am Spieß, weil seine Beine eingeklemmt sind und der Wagen brennt. Und wir wissen alle, dass der Jeep in die Luft fliegen wird, wenn die Flammen den Tank erreichen.«
    Patrick atmet in kurzen stockenden Zügen, auf seiner Stirn stehen Schweißperlen.
    »Ist das in Wirklichkeit passiert, Patrick?«
    Er antwortet nicht.
    »Wo ist Spike jetzt?«
    »Er ist tot.«
    »Ist er bei der Feindberührung ums Leben gekommen?«
    Patrick nickt.
    »Wie ist er gestorben?«
    »Er wurde erschossen.«
    »Wer hat ihn erschossen?«
    »Ich«, flüstert er.
    Seine Anwältin will dazwischengehen, aber ich hebe die Hand, weil ich noch länger fragen will.
    »Warum haben Sie Spike erschossen?«
    »Er war von einer Kugel in der Brust getroffen worden, aber er schrie immer noch. Die Flammen hatten seine Beine erreicht. Wir konnten ihn nicht befreien. Wir steckten fest. Wir erhielten den Befehl zum Rückzug. Er hat geschrien. Er hat mich angefleht … im Sterben.«
    Patricks Gesichtsmuskeln zucken vor Schmerz. Er bedeckt sein Gesicht mit den Händen und sieht mich zwischen den gespreizten Fingern hindurch an.
    »Es ist okay«, erkläre ich ihm. »Entspannen Sie sich.« Ich gieße ihm einen Becher Wasser ein.
    Er greift danach, braucht jedoch beide Hände, um den Becher an die Lippen zu führen. Während er trinkt, lässt er mich nicht aus den Augen. Dann bemerkt er meine linke Hand. Daumen und Zeigefinger drehen wieder Pillen, ein Detail, das er offenbar registriert und speichert.
    »Ich werde Ihnen einige

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