Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter
Hufeisenanhänger an einem Goldkettchen, als sie auf den Fersen auf und ab wippt.
»Magst du Pferde?«
»Ich habe eins. Eine Fuchsstute. Sie heißt Sally.«
»Wie groß ist sie?«
»Stockmaß 1,50.«
»Das ist eine gute Größe. Wie oft reitest du?«
»Jedes Wochenende. Und montags nach der Schule habe ich Reitunterricht.«
»Reitunterricht? Wo denn?«
»In den Clack Mill Stables. Meine Reitlehrerin ist Mrs. Lehane.«
»Du magst sie?«
»Klar.«
Erneut hallt kreischendes Gelächter durch die Kneipe. Zwei Männer haben sich der Party angeschlossen. Einer von ihnen hat den Arm um die Hüfte ihrer Mum gelegt und hält in der anderen ein Bierglas. Er flüstert ihr etwas ins Ohr. Sie nickt.
»Ich wünschte, ich könnte nach Hause gehen«, sagt Alice verzweifelt.
»Ich würde dich fahren, wenn ich könnte«, sage ich, »aber das würde deine Mum nicht erlauben.«
Alice nickt. »Ich soll nicht mal mit Fremden reden.«
»Ich bin doch kein Fremder. Ich weiß alles über dich. Ich weiß, dass du Coldplay magst, ein Pferd namens Sally hast und in Bath wohnst.«
Sie lacht. »Woher wissen Sie, wo ich wohne? Das habe ich Ihnen nicht erzählt.«
»Doch, hast du.«
Sie schüttelt stur den Kopf.
»Nun, dann muss es deine Mutter erwähnt haben.«
»Kennen Sie sie?«
»Kann sein.«
Ihre Limonade ist leer. Ich lade sie zu einer weiteren ein, aber sie lehnt ab. Die feuchte Kälte von der offenen Tür lässt sie zittern.
»Ich muss los, Alice. War nett, dich kennenzulernen.«
Sie nickt.
Ich lächle, aber mein Blick schweift zur Tanzfläche, wo ihre Mutter sich an ihren neuen Freund klammert, der sie nach hinten beugt und an ihrem Hals knabbert. Ich wette, sie riecht wie eine überreife Frucht. Sie wird schnell angestoßene Stellen bekommen. Sie wird leicht platzen. Ich kann den Saft schon schmecken.
21
Das Telefon klingelt in meinen Schlaf. Julianne greift über mich hinweg und nimmt ab.
»Wissen Sie, wie spät es ist?«, fragt sie wütend. »Es ist noch nicht einmal fünf Uhr. Sie haben das ganze Haus aufgeweckt.«
Ich entwinde ihr den Hörer. Am anderen Ende der Leitung ist Veronica Cray.
»Einen wunderschönen guten Morgen, Professor. Aufstehen. Ich schicke Ihnen einen Wagen.«
»Was ist los?«
»Es gibt eine neue Entwicklung.«
Julianne hat sich umgedreht und energisch die Bettdecke ans Kinn gezogen. Sie tut, als würde sie schlafen. Ich beginne mich anzukleiden und kämpfe mit den Hemdknöpfen und den Schnürsenkeln. Schließlich richtet Julianne sich doch auf, zupft an meinem Hemd und zieht mich an sich. Ich rieche die weiche Säure ihres verschlafenen Atems.
»Zieh nicht deine Cordhose an.«
»Was ist verkehrt an Cord?«
»Die Zeit reicht nicht, dir zu erklären, was mit Cord verkehrt ist. Glaub mir einfach.«
Sie schraubt mein Tablettendöschen auf und holt mir ein Glas Wasser. Ich fühle mich klapprig. Dankbar. Wehmütig.
»Ich dachte, es würde sich ändern«, flüstert sie mehr für sich als zu mir.
»Wie meinst du das?«
»Als wir von London weggezogen sind, dachte ich, manches würde anders. Keine Detectives und Streifenwagen mehr und keine grausamen Verbrechen, über die du nachgrübelst.«
»Sie brauchen meine Hilfe.«
»Du willst ihnen helfen.«
»Wir reden später«, sage ich und beuge mich hinab, um sie zu küssen. Sie hält mir die Wange hin und zieht die Decke enger um ihren Körper.
Monk und Safari Roy erwarten mich vor dem Haus. Monk öffnet mir die Wagentür, und Roy brettert mit solcher Geschwindigkeit um den Wendekreis vor der Kirche, dass Kies und Schlamm auf den Rasen spritzen. Weiß der Himmel, was die Nachbarn denken.
Monk ist so groß, dass es aussieht, als hätte er die Beine vor dem Armaturenbrett zusammengeklappt. Das Radio plappert vor sich hin. Keiner der beiden scheint gewillt, mir zu erklären, was los ist.
Eine halbe Stunde später halten wir im Schatten des Fußballstadions von Bristol City, wo sich drei brutal hässliche Wohntürme über viktorianischen Reihenhäusern, Fertigbaufabrikhallen und einem Parkplatz erheben. An der Ecke parkt ein Polizeibus, in dem ein Dutzend Einsatzkräfte sitzen, einige tragen kugelsichere Westen. Veronica Cray hebt den Kopf. Auf der Kühlerhaube vor ihr ist ein Stadtplan auf dem abkühlenden Blech ausgebreitet. Daneben steht Oliver Rabb leicht gebückt, als wäre ihm seine Größe neben ihr peinlich.
»Tut mir leid, wenn ich ehelichen Unfrieden gestiftet habe«, sagt DI Cray unaufrichtig.
»Schon in Ordnung.«
»Unser
Weitere Kostenlose Bücher