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Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter

Titel: Dein Wille geschehe - Dein Wille geschehe - Shatter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Robotham
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Kompromisse machen. Darcy braucht jemanden, der sich um sie kümmert. Und ich bin ihre einzige Verwandte.«
    Ich spüre meine wachsende Verärgerung. Ich bin richtig wütend. Ich schüttle den Kopf und schiebe die Hände tiefer in die Taschen.
    »Sie glauben, dass ich das Falsche tue«, sagt sie.
    »Ja.«
    »Das ist ein weiterer Vorteil meines Alters - das braucht mich einen Scheißdreck zu kümmern.«
    Als ich ins Haus zurückkomme, spürt Julianne sofort, dass etwas nicht stimmt. Sie sieht mich fragend an. Mein linker Arm zittert.
    »Können wir gehen?«, fragt sie.
    »Lass mich erst noch mit Darcy reden.«
    »Um dich zu verabschieden.«
    Das ist eine Feststellung, keine Frage.
    Ich sehe im Wohnzimmer und im Esszimmer nach, in der Halle und dann oben. Darcy sitzt in ihrem Zimmer am Fenster und starrt in den Garten.
    »Versteckst du dich?«
    »Ja«, sagt sie.
    Der Raum ist voller Band-Poster und Stofftiere, eine Zeitkapsel aus Darcys Kindheit, die unglaublich weit entfernt scheint. Ich bemerke Papierfetzen auf dem Boden und einen wahllosen Stapel Beileidskarten auf ihrem Bett. Jemand hat sie eilig und achtlos aufgerissen.
    »Du hast Karten gelesen.«
    »Nein, ich habe sie so gefunden.«
    »Wann?«
    »Eben - als ich nach Hause gekommen bin.«
    »Wer hat sie geöffnet?«
    Sie zuckt mit den Achseln, spürt jedoch die Anspannung in meiner Stimme. Ich frage, ob das Haus abgeschlossen war, wer Schlüssel hatte, wo sie die Karten und Briefe gefunden hat …

    »Sie lagen auf dem Bett.«
    »Fehlt eine?«
    »Das weiß ich nicht.«
    Ich blicke aus dem Fenster auf eine Reihe junger Pappeln, die an der Straßenecke endet. Ein silberner Van fährt auf der Suche nach einer Hausnummer langsam die Straße hinunter.
    »Können wir jetzt gehen?«
    »Diesmal nicht.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du bleibst hier bei deiner Tante.«
    »Aber sie fliegt zurück nach Spanien.«
    »Sie möchte, dass du mit ihr kommst.«
    »Nein! Nein!« Darcy sieht mich vorwurfsvoll an.
    »Das kann ich nicht. Das mache ich nicht. Was ist mit meinem Ballett-Stipendium? Ich habe einen Studienplatz gewonnen.«
    »Spanien kann auch wie ein Urlaub sein.«
    »Ein Urlaub! Ich kann nicht plötzlich aufhören zu tanzen und dann irgendwann wieder anfangen. Ich war noch nie in Spanien. Ich kenne dort niemanden.«
    »Du hast deine Tante.«
    »Die mich hasst.«
    »Nein, das stimmt nicht.«
    »Reden Sie mir ihr.«
    »Das habe ich schon.«
    »Habe ich irgendwas falsch gemacht?«
    »Natürlich nicht.«
    Ihre Unterlippe zittert. Dann wirft sie sich mir plötzlich an die Brust und schlingt ihre Arme um meinen Hals.
    »Lass mich mit dir nach Hause kommen.«
    »Das geht nicht, Darcy.«
    »Bitte. Bitte.«
    »Es geht wirklich nicht. Tut mir leid.«
    Was folgt, ist nicht so sehr ungeplant als vielmehr unvorstellbar. Manche Sprünge schafft man nur in der Sphäre zwischen
Herz und Hirn. Darcy hebt den Kopf und presst ihre Lippen auf meine. Ich spüre ihren Atem, ihre Zunge, unerfahren, tastend. Sie schmeckt nach Kartoffelchips und Cola. Sie drängt ihre Hüften gegen meine und bietet mir ihren Körper an.
    In meinem Kopf drängen sich sieben Visionen des Wahnsinns. Ich löse ihre Hände sanft von meinem Körper und halte sie fest. Sie blinzelt mich verzweifelt an.
    Ihr Jackett ist aufgeknöpft, ihre Bluse von einer Schulter gerutscht, ein BH-Träger entblößt.
    »Ich liebe dich.«
    »Sag das nicht.«
    »Aber es ist wahr. Ich liebe dich mehr als sie.«
    Sie tritt einen Schritt zurück, lässt das Jackett von den Schultern gleiten, zerrt ihre Bluse hoch und entblößt ihren BH.
    »Willst du mich nicht? Ich bin kein Kind mehr.« Ihre Stimme klingt anders.
    »Bitte, Darcy.«
    »Lass mich bei dir bleiben.«
    »Das geht nicht.«
    Sie schüttelt den Kopf und beißt sich auf die Lippe, um nicht zu weinen. Sie begreift sofort. Mit diesem Moment hat sich alles verändert. Ich kann sie nie wieder mit zu mir nach Hause nehmen - jetzt nicht mehr - nicht nach ihrem Angebot. Ihre Tränen sind nicht dazu gedacht, mich emotional zu erpressen oder umzustimmen. Es sind bloß Tränen.
    »Bitte geh«, sagt sie. »Ich will allein sein.«
    Ich schließe die Tür und lehne mich von außen dagegen. Ich habe ihren Geschmack im Mund und kann noch ihr Zittern spüren. Mein Gefühl ist Furcht: Furcht vor Entdeckung, Furcht vor dem, was sie getan hat, und der Frage, inwieweit ich dafür verantwortlich bin. Menschliches Verhalten ist mein vermeintliches Fachgebiet, aber manchmal bin ich erstaunt über meine

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