Deine Kinder sind Deine Schuld

uns beiden hat mitgekriegt, wie die Kinder des anderen groß wurden. Vic ist ein Vater, der sich sehr für seine Kinder einsetzt. Eines Tages sagte er zu mir, seine Mädels hätten keine Zeit, in Schwierigkeiten zu geraten, weil er dafür sorge, dass sie immer beschäftigt seien. Das ist eine gute Idee: Sorgen Sie dafür, dass Ihr Kind beschäftigt ist.
    Können Sie zu stark engagiert sein?
    Ja. Es gibt einen feinen Unterschied zwischen dem Interesse am Leben Ihres Kindes und einer zu starken Einmischung in sein Leben. Es ist wichtig, dass Ihr Kind sich auch bis zu einem gewissen Grad selbstständig und unabhängig fühlen kann. Das bedeutet nicht, dass Sie es ganz loslassen sollen oder nicht wissen dürfen, was es so macht. Aber es bedeutet, dass Sie nicht überall mit dabei sein müssen. Sonst werden Sie der ständig mitmischende, überall dreinredende, bemutternde und nervige Elternteil und Ihre Kinder werden Sie schnell satt haben. Wenn Sie sich so verhalten, treiben Sie Ihre Kinder geradezu von sich weg. Das ist ganz bestimmt nicht das, was Sie wollen. Sie wollen doch Kinder haben, die wissen, dass Sie sich genug um sie kümmern, um immer für sie da zu sein. Sie wollen bestimmt, dass Ihre Kinder wissen, wie sie sich zu benehmen haben und wie sie sich entscheiden sollen, auch wenn Sie nicht bei ihnen sind. Sie wollen doch bestimmt, dass Ihre Kinder verantwortungsbewusste Menschen werden, Menschen, die auf eigenen Beinen stehen können, aber wissen, dass Sie in der Nähe sind, wenn etwas schiefläuft.
    In meiner Straße, ein paar Häuser weiter, wohnt ein Typ, der mitten auf der Fahrbahn Schilder aufstellt mit der Aufschrift: „Langsam – spielende Kinder!“ Wenn er in seinem Hof steht und ein Auto vorbeifahren sieht, rennt er auf die Straße und gestikuliert wild mit den Händen, um die Autofahrer zum Bremsen zu bewegen. Eines Tages hielt ich an und sagte ihm, ich würde sowieso nur die empfohlene Geschwindigkeit fahren und ich brauchte keinen, der mir sagt, ich solle in meiner eigenen Straße langsamer fahren, wo ich mich doch sowieso ans vorgegebene Tempo hielte. Ich sagte ihm auch, ich fände die Schilder auf der Straße, die meinen Anfahrtsweg blockieren, nicht gut. Er meinte: „Aber da draußen spielen Kinder!“
    Ich erwiderte: „Dann ist es Ihre Sache, Ihren Kindern beizubringen, im Hof zu spielen und nicht auf der Straße. Machen Sie das, und es gibt keine Probleme.“
    Der Mann ist ein typisches Beispiel eines übertrieben fürsorglichen Vaters, der lieber die ganze Welt erziehen will, als seine Kinder zu erziehen. Sie können aber nicht verlangen, dass sich alles um Ihre Kinder dreht; Sie müssen Ihre Kinder so erziehen, dass sie auf dieser Welt, so wie sie nun mal ist, zurechtkommen.
    Eine andere Nachbarin von mir begleitet ihre Kinder jeden Tag bis an die Ecke, wo sie vom Schulbus abgeholt werden. Ich muss mir das Schauspiel oft genug mit ansehen, da der Schulbus vor meinem Haus hält. Ich habe kein Problem damit, wenn eine Mutter oder ein Vater ihre Kinder bis zur nächsten Bushaltestelle begleiten. Das ist ganz normal, wenn die Kinder noch klein sind und es sich um eine etwas verrufene Gegend handelt. Aber die Kinder meiner Nachbarin sind schon Jugendliche; die muss man nicht mehr zum Schulbus begleiten. Die Bushaltestelle liegt nur zwei Häuser weiter und Mama könnte sich auf die Veranda stellen und den Kindern beim Gehen zusehen, da es sich um wenige Sekunden Fußweg handelt. Außerdem ist meine Wohngegend keine verrufene Gegend. Was diese Mutter anscheinend gar nicht kapiert, ist, dass sich ihre Teenager zu Tode schämen, weil sie sie so stark beschützt. Sie sollten mal ihre Körpersprache und ihre Blicke sehen, wenn Mama sie jeden Morgen umarmt und küsst, und das, obwohl ihre Freunde dabei zusehen. Können Sie sich die Kommentare der Freunde vorstellen, wenn die beiden in den Bus steigen? Mama, sei vernünftig und lass sie los!
    Spielen
    Kinder sind wild auf Spielen. Egal wie alt sie sind, sie spielen für ihr Leben gern. Auch ich spiele gern und bin froh, dass ich nie die Fähigkeit verlernt habe, Spaß zu haben, die Arbeit Arbeit sein zu lassen und einfach mal zu spielen. Ich begegne so vielen Erwachsenen, die ihren Sinn für Humor und ihren Spieltrieb ganz und gar verloren haben. Sie können nicht einmal Golf spielen – und wenn sie golfen, dann ist es alles andere als ein harmloses Spiel für sie.
    Kinder und Erwachsene brauchen Zeit zum Spielen. Insbesondere brauchen Kinder Zeit,