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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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argwöhnische Miene auf. Vielleicht aber auch nicht.
    »Wer war das?«, fragt sie, während ich mir wieder meine Enchiladas schmecken lasse, und fährt mit dem Finger den Rand ihrer Tasse entlang.
    »Nur Jess.«
    »Und wogegen werde ich nichts haben?« Sie neigt den Kopf zur Seite und ich springe ins kalte Wasser.
    »Dass Jess und Darcia am Freitag hier übernachten.«
    Robin klappert mit etwas in der Spüle, und im Wohnzimmer knistert immer noch das Feuer im Kamin, und der Fernseher läuft, aber eine Sekunde lang ist es absolut still und wir zwei sind völlig allein auf der Welt, die Blicke miteinander verschränkt. Sie weiß, dass etwas im Busch ist, sie weiß es seit Monaten, aber sie weiß nicht, was – nur, dass das hier dazugehört. Egal, wie oft ich ihr erzählt habe, dass ich mit Darcia zusammen war oder in der Stadt mit Jess, Fakt ist: Sie waren zuletzt bei uns, kurz nachdem Danny gestorben ist.
    Wie ich bereits sagte, Mom ist nicht dumm.
    Trotzdem blinzelt sie nur, als sie erwidert: »Natürlich. Sie sind mehr als willkommen, das weißt du.«
    Mein Herz findet daraufhin seinen Rhythmus wieder, und Robin ruft: »Mom, du hast Eis gekauft! Super.«
    Ich schnaube, und Mom lächelt und steht auf. Als sie die Teller vom Tisch nimmt, beugt sie sich vor und presst ihre Stirn an meine. Ich suche Trost in ihrem sauberen, warmen Baumwollduft und rede mir ein, dass alles andere genauso einfach wird.

Kapitel neun
    E s ist beinah Mitternacht, als ich mich endlich in die Garage schleichen kann. Was hätte ich sagen sollen, wo ich an einem Sonntagabend um acht hinwill, nachdem der Tisch abgeräumt war und wir uns mit Schokominz- und Pekannusseis vollgestopft hatten? Nirgendwohin, natürlich. Also holte ich mein Chemiebuch raus und lernte, während Robin sich irgendeinen albernen Film ansah und Mom die Arbeitspläne für den Salon machte.
    Der Kater schießt zwischen meinen Beinen durch, als ich die Hintertür öffne, und ich zische ihm zu, er solle zurückkommen. Er bleibt kurz stehen und sieht mich an, sein Schwanz zuckt hin und her, dann springt er davon. Ich seufze und folge ihm, wobei ich darauf achte, weder Tür noch Fliegengitter knallen zu lassen.
    Draußen ist es eiskalt, und ich verkrieche mich in meiner Kapuzenjacke, als ich durch den Garten renne. In der unheimlichen Stille dieser späten Stunde klingen sämtliche Geräusche zu laut, und ich zucke jedes Mal zusammen, wenn ein Zweig unter meinen Füßen knackt. Die Seitentür der Garage ächzt in ihren Angeln, als ich sie öffne, und ich zwinge mich, meine Angst hinunterzuschlucken. Mrs Petrelli schläft längst, und selbst wenn sie es nicht tut, ist sie bestimmt viel zu taub, um etwas mitzukriegen, so alt wie sie ist.
    Aber Danny ist es nicht. Er packt mich, als ich die oberste Stufe erreiche, und dämpft meinen überraschten Schrei mit einer Hand. Er ist nicht wärmer, als die Luft draußen, und die weiche Haut seiner Handfläche ist zu erdig, zu dunkel.
    Tot.
    Als ich wieder zu Atem komme, befreie ich mich aus seinem Griff, und er stolpert zurück zum Bett.
    »Wren, Wren, wo warst du? Wren .«
    Wenn ich die Augen schließe, sehe ich vor mir, wie er mit dem Kopf gegen die Wand hämmert, atme den beißenden Kupfergeruch seines Blutes ein.
    »Ich bin hier«, versuche ich ihn zu beruhigen und lasse mich auf eine der Holzkisten fallen. »Ich bin hier bei dir, alles ist gut.«
    »Wren.« Er wirft sich richtiggehend nach vorn, landet vor mir auf den Knien und legt seinen Kopf in meinen Schoß. »Du warst nicht hier. Du warst ganz lange nicht hier.«
    Ich lege die Hand auf seinen Kopf, spreize die Finger in seinem Haar. Es ist so trocken, so kalt wie schwarzes Stroh. »Es tut mir leid«, flüstere ich, und meine Stimme zittert, während ich mich zwinge, ihn zu streicheln. »Es ging nicht anders.«
    »Ich brauche dich hier, Wren.« Er schüttelt meine Hand ab und hebt den Kopf, um mich anzusehen. Seine Finger bohren sich in meine Oberschenkel, zehnfach spürbarer Druck. »Ich brauche dich. Wenn du nicht hier bist, weiß ich nicht … kann ich nicht denken. Ich weiß nicht, was ich machen soll, und ich … ich kann nicht denken , Wren.«
    Die Haare in meinem Nacken sträuben sich und ich schließe erneut die Augen. Ich kann ihm nicht ins Gesicht sehen, auf diesen verzerrten Mund, die gerunzelten Augenbrauen, die bleichen Wangen, die so, so kalt sind.
    »Das hab ich nicht gewollt«, flüstere ich und versuche, nicht zusammenzuzucken, als er mit der Hand mein Gesicht

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