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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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Gabriels Lippen hatte ich fast vergessen, wie kalt er ist.
    »Ich bin wieder da«, flüstere ich in sein T-Shirt, dessen Stoff so kühl ist, dass ich erschauere. Es ist inzwischen dreckig, staubverschmiert und mit Blätterresten übersät, und ich frage mich, was genau während des langen Spaziergangs von der Garage zum Park geschehen ist.
    »Wren, ich war tot.« Er flüstert auch, als wolle er nicht, dass Gabriel uns hört, und ich riskiere einen Blick, um sicherzugehen, dass er immer noch im Raum ist.
    Ich glaube nicht, dass mir je etwas so wehgetan hat, wie das Gefühl, Angst vor Danny zu haben. Und ich bin nicht sicher, ob es je wieder etwas geben wird.
    »Ich weiß«, sage ich und schaffe es, mich soweit vom ihm zu lösen, dass ich nach seiner Hand greifen und ihn zum Sofa führen kann.
    Er setzt sich, ohne zu protestieren, aber er lässt meine Hand nicht los, und so werde ich zu ihm heruntergezogen und lande fast auf seinem Schoß. Er besteht völlig aus Knochen, alles an ihm ist bleich und hart, aber seine Augen glühen wieder wie schwarze Kohle.
    »Ich bin … ich war tot, Wren. Ich erinnere mich.«
    »Ich weiß. Es tut mir so leid.« Ich zucke zusammen, als seine Finger meine Hand fester umklammern.
    »Und jetzt?« Er beugt sich näher und ich versuche, ein Zittern zu unterdrücken. »Was bin ich jetzt, Wren? Was hast du getan?«
    Er klingt so sehr nach Gabriel, an dem Tag, als er es herausgefunden hat. Aber schlimmer. So viel schlimmer. Es ist, als wüsste Danny, was ich getan habe, als könne er sich aber nicht überwinden, es sich einzugestehen.
    Als könne er sich nicht überwinden zu glauben, dass ich ihn zurückholen oder ihm dieses furchtbare Schattenleben schenken würde.
    Ich lege eine Hand auf seinen Oberschenkel. »Danny, es wird alles gut werden.« Wow, das ist die größte Lüge, die ich je erzählt habe, und sie klingt so schwach, so lächerlich, dass selbst ich sie nicht glauben würde.
    »Wren, ich erinnere mich«, sagt er wieder, immer noch ganz nah bei mir. »Ich … habe mich davor schon erinnert, aber ich wusste nicht … alles, was ich davor wollte, warst du.«
    Und jetzt reicht das nicht mehr. Natürlich hat nie die Chance bestanden, dass es reichen würde, und ich weiß nicht, warum mir das nicht bewusst war, als ich die Worte sang, die ihn zu mir zurückbrachten.
    Zu mir, für mich, nur für mich. Ich war so selbstsüchtig.
    Es scheint kaum möglich, aber ich weine schon wieder. Dicke Tränen, die langsam meine Wangen hinunterrollen und auf mein T-Shirt tropfen. »Es tut mir so leid«, flüstere ich, denn mir fällt nichts anderes ein.
    An meiner Stelle spricht Gabriel und sogar Danny hebt beim Klang seiner Stimme den Kopf.
    »Aber du liebst, Wren, stimmts, Danny? Du liebst sie mehr als alles andere auf der Welt?«
    Es klingt grausam, ihm jetzt damit zu kommen, aber seltsamerweise scheint es Danny zu beruhigen. Er lässt sich etwas auf dem Sofa zurücksinken, entspannt sich und nickt. »Ja. Ich liebe dich, Wren.«
    Meine Stimme bricht, als ich flüstere: »Ich liebe dich auch.«
    Ich möchte noch mehr sagen, ihm irgendwie die Sicherheit geben, dass ich alles wieder in Ordnung bringe, aber bevor mir etwas einfällt, das nicht vollkommen gelogen ist, kommt Gabriel ein Stück näher.
    »Was hast du noch gleich über das erste Mal erzählt, als ihr euch begegnet seid? Dass du sie seltsam fandest, aber auch irgendwie seltsam hübsch?«
    Mein Kopf fährt alarmiert hoch, aber Danny lächelt jetzt und sein Blick ist in die Ferne gerichtet.
    »Das war sie«, sagt er abwesend. »Das ist sie. Wie ein kleiner Vogel, weil ihre Haare wie Federn waren, und dann hat sie mir ihren Namen * verraten und ich dachte, sie macht Witze.«
    Ich erinnere mich daran, und plötzlich steht mir der Moment so deutlich vor Augen, als wäre es gestern gewesen. Ich werfe Gabriel einen Blick zu, aber er konzentriert sich auf Danny, beugt sich vor, um ihn zu ermutigen, mehr davon zu erzählen. Als er meinen Blick bemerkt, fügt er hinzu: »Danny hat mir alles über euch erzählt. Wie ihr euch kennengelernt habt und wo, die Sachen, die ihr gemeinsam unternommen habt. Die vielen Gründe, warum er dich liebt.«
    Und da verstehe ich – er hat sich auf Dannys schönste Erinnerungen konzentriert, diejenigen, die mich betreffen, um ihn am Reden zu halten, um ihn ruhig zu halten. Um ihn davon abzuhalten, sich daran zu erinnern, dass er nicht nach Hause gehen kann, dass er seine Mutter und Freunde nicht sehen kann, weil er

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