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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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einfach nur da, vollkommen ungerührt, während ich darum kämpfe, meine Lungen mit Luft zu füllen und die Panik in den Griff zu bekommen. »Ich hatte gehofft, Sie hätten einen Beschwörungszauber für mich.«
    Sie schnaubt durch die Nase, ein widerliches Geräusch. »Machst du Witze? Was glaubst du denn? Das es da draußen irgendein Großes Buch der Zaubersprüche gibt, in dem alle Sprüche stehen, die du je brauchen wirst?«
    Bevor ich etwas erwidern kann, schießt Rosalies Oberkörper nach vorn, auch ihre fleischigen Hände kommen nun zum Einsatz. »Erstens«, sagt sie und streckt den Zeigefinger hoch, »die meisten Praktizierenden sind Möchtegerns, die so viel Macht in sich tragen wie ein Aufziehspielzeug. Zweitens, die meisten Menschen, die übersinnliche Kräfte haben, wissen es nicht mal. Drittens, die übrigen von uns machen ihre Hausaufgaben und feilen mit Hilfe der langwierigen und ermüdenden Methode aus Versuch und Irrtum an ihrer Kunst «
    Drei dicke Finger wackeln mir kurz zu, dann schließt sie ihre Hand zu einer lockeren Faust und lässt sie auf die Tischplatte sausen. Ich schlucke und halte den Blick auf das rissige Resopal statt auf Rosalies Gesicht gerichtet. Man braucht keine übersinnlichen Fähigkeiten, um zu erkennen, dass sie noch nicht fertig ist.
    »Ich weiß nicht, wie du es angestellt hast, Kindchen, aber auf einen untoten Liebsten gibt es keine einfache Antwort.« Sie zuckt mit den Schultern und fügt hinzu: »Jedenfalls nicht, solange man keine Axt griffbereit hat und sie auch zu gebrauchen weiß.«
    Ein leises Wimmern entschlüpft meiner Kehle und Rosalie zuckt erneut mit den Schultern.
    Ich kann nicht anders, als einen Blick Richtung Wohnzimmer zu werfen, wo Danny auf dem Sofa sitzt, die langen Gliedmaßen weit von sich gestreckt, die Miene ausdruckslos und kalt. Sie vermag es vielleicht nicht, aber ich sehe immer noch den Danny vor mir, den ich kannte, den ich liebte – verschwitzt von der Sommerhitze, wie er lacht, als er sich zu mir beugt, um mich mit dem Geschmack von Traubenlimonade auf den Lippen zu küssen. »Sie sind ja verrückt«, flüstere ich.
    »Ich bin bloß praktisch veranlagt«, kontert sie. »Aber ich habe das nicht wirklich ernst gemeint. Du würdest bei dem Versuch, eine Axt anzuheben, wahrscheinlich sowieso hintenüberfallen.«
    Ich schäume vor Wut und versuche gleichzeitig, nicht in Tränen auszubrechen. Mir ist egal, was der Rest der Welt sagt – das hier ist nicht irgendein Zombiestreifen und ich werde Danny nicht entsorgen, als sei er ein bösartiger, nach Hirn geifernder Freak. »Sie sind so was von überhaupt nicht witzig.«
    »Das lag auch nicht in meiner Absicht, Kindchen.« Sie lehnt sich zurück und faltet die Arme vor der Brust. »Sieh mal, sag mir, wie du es angestellt hast.«
    Ihre Stimme hat endlich das meiste von ihrem gemeinen Unterton verloren und mich durchzuckt ein Hoffnungsfunke, der mir die Nackenhaare zu Berge stehen lässt. Ich holpere, fange von hinten an, springe hin und her und verliere mindestens zweimal beinah die Fassung, aber ich schaffe es, ihr alles zu erzählen – über die Kräfte meiner Mutter, meine eigenen, die Dinge, die ich mir selbst beigebracht habe, den Unfall und schließlich den Herbeirufungszauber auf dem Friedhof. Ich bin völlig heiser und erschöpft, als ich mit meiner Geschichte am Ende bin, und sie steht ohne ein Wort auf und bringt mir ein Glas Wasser.
    Ich stürze es dankbar hinunter. »Und?«
    Sie hebt die Augenbrauen. »Wie ich schon gesagt habe, deine ganze Familie lässt mich wie einen Nachwuchsspieler aussehen, der es nicht mal in die Regionalliga schaffen wird.«
    »Super, danke.« Ich kann nichts dagegen machen. Obwohl ich es schrecklich finde, vor ihr zu weinen, rollen ein paar heiße Tränen meine Wange hinunter, die ich wütend abwische. »Ich hab’s kapiert, okay? Ich komme in die Hall of Fame für den miesesten Homerun aller Zeiten, stimmts?«
    Bevor sie mir darauf eine Antwort geben kann, dringen lautes Gepolter und Olivias Stimme aus dem Wohnzimmer in die Küche: »Äh, Wren?«
    Ich rapple mich von meinem Stuhl auf und stolpere ins Wohnzimmer. Danny hat den Couchtisch umgetreten und Zeitschriften und Bücher sowie eine sterbende Topfpflanze auf dem grünen Wollteppich verteilt. Er kämpft darum aufzustehen, aber mein improvisierter Zauber lässt ihn nicht.
    Falls der Blick, mit dem er mich ansieht, als Beweis dafür gelten kann, weiß er das auch und ist angepisst.
    »Hör auf, Danny.«
    »Du

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