Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
Vom Netzwerk:
viel schlimmer ist, inzwischen scheint ihm das klar zu sein.«
    Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, außer, es tut mir leid, und ich bin ziemlich sicher, dass die Platte für alle Beteiligten allmählich langweilig wird.
    »Was genau hat Rosalie denn gesagt?«, fragt Gabriel.
    »Dass am Montag Vollmond sein wird.« Olivia wirft einen Blick auf die geschlossene Tür von Gabriels Zimmer. »Meinst du, du schaffst es, bis dahin bereit zu sein?«
    »Mir bleibt gar keine andere Wahl.«
    »Ich wünschte, ich könnte mehr tun, um dir zu helfen«, versichert sie mir. Dann holt sie tief Luft und entspannt sich. »Aber für den Moment werde ich mir einfach einen sehr starken Drink gönnen. Oder vier. Und Gott dafür danken, dass ich nicht diejenige in der Familie mit den Hokuspokus-Genen bin.«
    Als sie in der Küche verschwunden ist, setzt sich Gabriel zu mir aufs Sofa. »Erzählst du mir, was genau passiert ist?«
    »Lieber nicht.« Ich zucke mit den Achseln, als er mich aufgebracht ansieht. »Ich bin das Reden leid. Ich bin das Denken leid, das Weinen und Sich-Sorgen-Machen, selbst das Atmen bin ich leid, wenn du es genau wissen willst. Aber ich stehe zu dem, was ich gesagt habe. Am Montag wird das hier alles vorbei sein.«
    »Bist du dir da sicher?« Er beugt sich vor, stützt die Ellbogen auf die Knie und runzelt die Augenbrauen, und ich wünschte, er wäre nicht so unfassbar schön, dass er selbst dann noch ein hinreißender Anblick ist, wenn er sich Sorgen macht.
    Was nicht heißt, dass seine ständigen Bedenken nicht anfangen würden, mich zu nerven. »Gabriel.«
    »Ich mein es ernst«, protestiert er, die grauen Augen weit aufgerissen und treuherzig. »Was ist, wenn der Zauber nicht wirkt? Was ist, wenn dir gar keine Beschwörung einfällt? Was ist, wenn er …?«
    »Gabriel.« Danny hat mich nie so auf die Palme gebracht wie es Gabriel ab und zu gelingt. »Hab ein bisschen Vertrauen, okay? Ich meine, ich weiß, dass es furchtbar war und ich es nicht hätte tun dürfen, aber ich habe es schließlich auch geschafft, ihn von den Toten zurückzuholen. Also hör damit auf, okay? Ich werde das hinbekommen.«
    »Das weiß ich. Aber diesmal ist es was anderes.«
    »Warum?«
    »Dieses Mal musst du Danny zum Friedhof bekommen und er ist nicht gerade Mr Cooperative, wenn er wach ist, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Was meinst du, wird er tun, wenn du anfängst einen Beschwörungszauber zu singen? Sich zurücklehnen und darauf warten, zu sterben? Schon wieder?«
    Verdammt. Soweit voraus hatte ich noch gar nicht gedacht, aber andererseits habe ich seit Tagen nicht weiter gedacht als die nächsten zehn Minuten. Ich hebe den Kopf, als Olivia aus der Küche kommt, in ihr Zimmer geht und die Tür fest hinter sich schließt.
    »Ich werde mir etwas einfallen lassen«, sage ich patzig und springe vom Sofa auf. »Es ist sowieso nicht dein Problem.«
    »Wren, ich möchte doch nur …«
    »Helfen. Ich weiß, das habe ich mitbekommen.« Er zuckt zusammen, es ist gemeiner rausgekommen, als ich wollte, aber ich möchte nicht, dass er sich noch tiefer in die Sache verstrickt, als es ohnehin schon der Fall ist. Es gibt Dinge, von denen man sich wünscht, dass niemand sie sieht. Und ich habe allmählich das Gefühl, mein ganzes Leben ist so ein Ding.
    »Warum liegt dir so viel daran?«, frage ich, auch wenn ich ihm dabei nicht in die Augen sehen kann und mit meinen Füßen rede. Ich starre die abgenutzten Schuhspitzen meiner Docs auf dem stumpfen Holzboden an. »Ich mein, mal ehrlich. Warum magst du mich überhaupt?«
    »Wren.« Jetzt bin ich an der Reihe, zusammenzuzucken, denn er tritt neben mich und legt seine Hand auf mein Kreuz. Ich wünsche mir nichts mehr, als mich auf diese Hand zu verlassen, den Halt anzunehmen, den Gabriel mir bietet, ihm etwas von der Last abzugeben, die auf meinen Schultern ruht. Aber das kann ich nicht, nicht in diesem Moment, mit Danny und Olivia nebenan.
    Nicht, wo ich noch nicht mal verstehe, was er in mir sieht. Die einzigen Dinge, die ich inzwischen sehe, wenn ich in den Spiegel blicke, sind solche, die in mir den Wunsch wecken, vor mir selbst davonzulaufen.
    »Willst du eine ausführliche Liste oder die Kurzversion?«, sagt er, und beugt sich so nah zu mir, dass sein Atem an meiner Wange kitzelt.
    Genau in dem Moment, als ich den Mund öffne, um ihm zu antworten, läutet das Telefon in der Küche. Eine schrille Überraschung. Er lässt die Hand fallen, als hätten wir sehr viel mehr getan,

Weitere Kostenlose Bücher