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Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Deine Lippen, so kalt (German Edition)

Titel: Deine Lippen, so kalt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amy Garvey
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Sache, aber über Nacht zu verschwinden? Ein Teil von mir wundert sich, dass unser Viertel noch steht. Meine Mutter weiß nicht mal, dass Gabriel existiert.
    Es ist beängstigend, von allem losgelöst zu sein. Abgesehen von Gabriel und Olivia weiß niemand auf der Welt, wo ich bin. Und dazu kommt, dass die Frau, die wir gleich treffen, vielleicht die Antworten für mich haben wird, die ich brauche, um mich für immer von Danny zu verabschieden. Das möchte ich, das möchte ich wirklich, aber wenn ich die Augen schließe so wie Danny, fühlt es sich an, als würden wir auf den Moment zurasen, wenn er tatsächlich fort sein wird. Dieses Mal für immer.
    Er bewegt sich neben mir, rückt näher, zieht meine Hand in seinen Schoß und legt seine darüber. Seine Augen sind noch immer geschlossen und ich möchte ihn nicht stören.
    Aber ich nutze die Gelegenheit, meinen Kopf an seine Schulter zu legen.

Kapitel einundzwanzig
    D as Haus, vor dem Olivia hält, ist eine traurige kleine Ranch mit einem Vorgarten, in dem das Unkraut wuchert, und einem Fensterladen, der wie ein schiefer Zahn neben dem Panoramafenster hängt. Ich hatte keine gewaltige gotische Monstrosität mit Erkern und Türmchen erwartet, aber dieser Anflug von runtergekommener Vorstadtsiedlung ist schon ein wenig merkwürdig.
    Olivia stellt den Motor ab und dreht sich zu mir um. »Also, sie weiß, dass wir kommen. Aber ich habe ihr nicht allzu viel erzählt. Ich dachte, es wäre besser, wenn du das übernimmst. Und wenn sie es selbst sieht, um ehrlich zu sein.«
    »Okay.« Ich setze mich auf und Danny folgt meinem Beispiel. Er starrt das Haus stumpfsinnig durch das Seitenfenster an.
    »Sie ist ein bisschen … harsch.« Zum ersten Mal wirkt Olivia unsicher, ihre grauen Augen sind umwölkt und blicken sorgenvoll. »Bleib einfach offen. Ich habe nichts von dem übersinnlichen Bonusmaterial meiner Familie abbekommen, aber ich habe genug erlebt, um zu wissen, dass Rosalie ziemlich gut ist.«
    Sie steigt aus dem Wagen und Danny fragt: »Wo sind wir?« Auf der engen Rückbank dröhnt seine Stimme viel zu laut und es schwingt eine Spur von Unbehagen darin mit.
    Was soll ich auf seine Frage antworten? Oh, wir treffen gleich eine Frau, die mir vielleicht dabei helfen kann, dich für immer loszuwerden? Jemanden, der wie ich Kräfte besitzt, sie aber hoffentlich nicht benutzt, um beknackte, abartige Dinge zu tun?
    »Sie ist eine Freundin von Olivia, Danny. Es ist alles in Ordnung.« Es kostet mich Mühe, mein Lächeln wieder anzuknipsen und es überzeugend und vollkommen zuversichtlich wirken zu lassen, als wäre eine Fahrt von einer Stunde zum Haus einer völlig Fremden etwas, das wir jeden Tag machten.
    Olivia wartet auf der Eingangstreppe und bedeutet uns, zu ihr zu kommen. Danny runzelt die Stirn, aber als ich aus dem Auto steige, folgt er mir. Meine Hand hält er immer noch fest in seiner. Ich wische etwas Dreck hinten von seiner Jeans, als ob dadurch alles wieder gut werden würde und er normal aussähe. Dabei ist er so bleich, dass seine Haut im Dunkeln wahrscheinlich leuchten würde.
    Die Tür öffnet sich, kurz nachdem Olivia geklopft hat, und die Frau auf der anderen Seite ist eine weitere Überraschung. Sie ist ungefähr so alt wie meine Mutter, vielleicht ein bisschen älter, aber sehr viel stämmiger, und sie ist angezogen wie eine Lehrerin für Gesundheitserziehung, in alten Chinos und einem Sweatshirt mit dem Schriftzug University of Massachusetts .
    Kurz gesagt, sie sieht genauso wenig wie eine Hexe aus wie ich. Das ist seltsam beruhigend.
    »Liv«, sagt sie und nickt Olivia zu, bevor sie hinzufügt: »Dein Vater ist nicht mitgekommen, hm?«
    Olivias Wangen werden hochrot, aber sie schüttelt den Kopf. Dann tritt sie einen Schritt beiseite, damit Rosalie mich besser in Augenschein nehmen kann. »Um Himmels Willen, nein. Das hier ist Wren, und das ist Danny.«
    Die Erwiderung ist nicht mehr als ein Grunzen und Rosalie mustert mich mit ihren blassbraunen Augen von oben bis unten. »Wie alt bist du, junge Dame?«
    »Siebzehn.« Ich habe keinen Schimmer, ob das gut oder schlecht ist. Es fühlt sich an, als unterzöge sie mich irgendeiner Art Test, während sie mir prüfend ins Gesicht blickt, und auf einmal bin ich mir nicht mehr sicher, ob sie uns überhaupt hineinbitten wird. Meine Kehle ist wie ausgedörrt, und Dannys Finger umschließen meine Hand so fest, dass ich beginne, das Gefühl in meinen Fingerspitzen zu verlieren.
    Rosalie seufzt und tritt einen

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