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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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nicht mehr lang. Dann lernt zumindest Lena schon mal Kristin und Tom kennen. Ein erster Schritt, aus den ›glorreichen Sieben‹ neun zu machen. Was ist schon ein Monat gegen die letzten einundzwanzig Jahre? Und selbst die haben wir überstanden.«
    Schon lacht sie wieder, wenn auch noch ein wenig gequält.
    Noch einmal fahren wir durch Coeur d’Louise. Amy schießt aus dem Seitenfenster heraus noch einige Fotos – von unserem Hotel, einigen alten Läden, unserem Kindergarten und der Schule.
    »Zur Erinnerung an unsere erste Reise reicht das«, beschließt sie und packt die Kamera zurück in meinen Rucksack. »Wir haben ungefähr hundertfünfzig Bilder und fast zwei Stunden Filmmaterial.«
    »Wirklich?«, frage ich erstaunt. Es war Amy gewesen, die immer wieder gefilmt und fotografiert hatte. Uns, den Ozean, das Motelzimmer, ihre Geschwister, Peter und Evelyn, den unglaublichen Ausblick von dem Gipfel unseres Berges. Dass sie jedoch so fleißig gewesen war, hätte ich nicht gedacht.
    »Ja, wirklich.« Sie strahlt. »Aber … lass uns bloß dran denken, dass nur
eines
unserer beiden Videos für Toms und Kristins Augen gedacht sind.« Ich muss schmunzeln.
    »Ja, das andere sollten sie besser nicht in die Finger bekommen.«
    Dann scheint Amy etwas einzufallen. Ich sehe es an dem schiefen Blick, den sie mir zuwirft.
    »Was hast du Jenny eigentlich vorhin ins Ohr geflüstert?«
    »Hm?« Ich spüre wieder einmal das Rot in meine Wangen aufsteigen.
    »Oh, du hast mich schon verstanden und … es ist dir peinlich«, stellt Amy triumphierend fest.
    »Ja, du hast es wieder einmal geschafft. Soll ich vielleicht Beifall klatschen?«, frage ich spöttisch.
    »Nein! Du sollst mir nur verraten, was du Jenny gesagt hast. Du weißt, ich nerve so lange, bis ich es erfahre«, erwidert Amy frech.
    Nur eine Sekunde später gefriert das Lächeln jedoch in ihrem Gesicht, als die Reifen meines alten Fords aufquietschen und ich ihn mit einer Vollbremsung zum Stehen bringe.
    »Du bist so verdammt neugierig, Amy Charles! Und stur … und frech … wirst schon sehen, was du davon hast …«, motze ich vor mich hin, nur gespielt wütend natürlich, während ich den Schock in ihrem Blick genieße. Mit weit aufgerissenen Augen und schief gelegtem Kopf sieht sie mich an.
    Als das Auto endlich still steht – die Bremsen sind wirklich nicht mehr die besten – lasse ich mir noch einige Sekunden Zeit, bis ich mich Amy zuwende.
    Das Herz schlägt mir bis zum Hals, meine Hände sind schweißnass. Noch einmal atme ich tief durch. »Eigentlich wollte ich ihr sagen, dass ich daran arbeite. Daran, ihr
richtiger
Onkel zu werden, meine ich.«
    Kaum habe ich die letzten Worte meines Geständnisses hervorgestammelt, spüre ich schon, wie Amy neben mir erstarrt und die Luft anhält. »Doch dann …« Wieder lasse ich einige Sekunden verstreichen. Zu lange für Amy.
    »Ja?«, fragt sie zittrig und bringt mich damit zum Schmunzeln.
    Die Art, wie sie atmet – stockend und flach – ermutigt mich, weiterzusprechen.
    »Dann sagte ich ihr, sie solle schon mal üben, wie man Blumen streut. Weil es nämlich sein könnte, dass wir sie im Sommer dafür brauchen.«
    Ein schriller Schrei erklingt, und im selben Moment fällt mir Amy in die Arme. Stürmisch küsst sie mich. Immer wieder.
    »Ja, ja, ja«, ruft sie überschwenglich. »Ich weiß, du hast mich gar nicht gefragt. Trotzdem, tausendmal ja!«
    Ich umfasse ihr Gesicht mit beiden Händen, sehe sie einige Sekunden an und küsse sie dann lange. Dieser Kuss ist besonders – irgendwie bedeutungsschwer –, als würde er unser Glück besiegeln.
    »Ich hätte es gern romantischer gemacht, aber du hättest den ganzen Heimweg über nicht lockergelassen«, erkläre ich ein wenig verlegen. Meine Lippen schweben nur Millimeter über ihren. Amy weicht ein wenig zurück, streicht mir die Haare aus der Stirn.
    »Ich hatte meinen Antrag bereits. Und so romantisch, wie du gefragt hast – mit einem Arm voll Blumen, unter dem Apfelbaum, auf Knien sogar – romantischer ging es nicht.«
    Als sich ihre Lippen den Weg von meinem Mund zu meinem linken Ohr bahnen, wird ihre Stimme zu einem sanften Flüstern. »Weißt … du … was?«, fragt sie zwischen kleinen, zart gehauchten Küssen. »Gerade eben hat sich mein Sternschnuppen-Wunsch erfüllt.«
    Bestimmt eine halbe Stunde vergeht, bis wir es endlich schaffen, wieder voneinander loszukommen. Mit einem Seufzer lässt sich Amy zurück in den Beifahrersitz fallen. Ich starte den

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