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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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das auch, sonst wächst mir hier bald alles über den Kopf. Im wahrsten Sinne des Wortes.«
    »Wirklich?«, frage ich scheinheilig. Es hat einen Grund, dass ich beim Krippenspiel immer nur einen Sternträger ohne Text spielen durfte. Mein Schauspieltalent ist quasi nicht vorhanden.
    »Darf ich den Garten mal sehen?«
    »Ja, natürlich. Ich wusste nicht, dass er euch interessiert, sonst wären wir schon eher rausgegangen.«
    Amys Blick sagt mehr als tausend Worte. Die Erleichterung steht ihr förmlich ins Gesicht geschrieben.
    Diane bedeutet uns, ihr zu folgen. »Oh, geht schon mal vor, ich müsste mal kurz für kleine Autisten«, entschuldigt sich Amy und lässt sich von ihrer Tante die Gästetoilette zeigen.
    »Gut, Matt, wollen wir?«, fragt Diane, als sie zurückkommt. Eine Glastür führt direkt von der Küche auf die hölzerne Veranda. Wir stehen vor einem wahren Prachtstück von Garten. Das Grundstück ist sehr groß. Es umfasst sogar einen Teich, der von diversen Obstbäumen umsäumt ist.
    »Wow«, sage ich bewundernd, und das ist ehrlich gemeint.
    »Ja! Dein ›Wow‹ bedeutet aber auch eine Menge Arbeit.« Diane lacht. »Manchmal wird es mir schon zu viel«, gesteht sie dann. »Wilson mäht den Rasen. Dafür haben wir extra einen von diesen protzigen Aufsitzrasenmähern. Ansonsten bleibt aber alles an mir hängen«, erklärt sie. Die Liebe in ihrem Blick bleibt von dem Vorwurf unangetastet. »Aber es ist ja nicht so, dass er faul ist. Im Gegenteil. Im Moment zum Beispiel hilft er den Nachbarn beim Ausbau ihres Hauses. Es ist eine junge Familie, die noch nicht lange hier lebt. Sie bauen das Dach aus, ziehen eine Gaube ein, weil sie bald Nachwuchs erwarten.«
    Mit auf dem Rücken verschränkten Armen schlendere ich neben Diane über den weiten Rasen, bis zu dem großen Teich, an dem es sogar Schildkröten gibt. Ich hocke mich nieder und beobachte eine von ihnen, während Diane ein paar kleine Flusskrebse ins Wasser wirft.
    »Es war Zufall, dass wir herausbekommen haben, wie gerne die Schildkröten diese Krebse fressen. Wilson nimmt sie eigentlich als Köder, wenn er zum Angeln geht«, erklärt sie.
    Höflich erwidere ich ihr Lächeln, doch im selben Moment überkommt mich eine innere Unruhe. Als würde ein Alarmsignal in mir aufheulen.
    Amy!
    Irgendetwas stimmt nicht, sie müsste längst wieder bei uns sein. Ich werde so nervös, dass ich Dianes Erklärungen über ihre unterschiedlichen Bäume und deren hervorragendes Obst nur noch schwerlich folgen kann.
    »Diane«, unterbreche ich sie in einem ungewohnt lauten, fast schon barschen Tonfall, der mich selbst erschreckt. »Einen Augenblick! Ich gehe nur kurz nach … Julie schauen.«
    In letzter Sekunde schaffe ich es noch, mir das Amy von der Zungenspitze zu wischen. Ohne ihre Antwort abzuwarten, lasse ich Diane stehen und renne mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube und mit Beinen, die aus Blei zu sein scheinen, in Richtung des Hauses zurück.
    Nur ein einziger Atemzug.
    Nach all den Erlebnissen der letzten Tage; nachdem ich dachte, wir hätten das Schwierigste hinter uns; nachdem sich sogar Matty den bösen Geistern seiner Vergangenheit gestellt hatte; nach unserem gemeinsamen Beschluss, das Böse zurückzulassen und endlich zu leben – gemeinsam und unbeschwert; nach all den Freuden mit meiner unglaublichen Familie, die uns so herzlich zurück in ihre Mitte geholt hatte; nach all diesen Hürden, die wir genommen hatten, und obwohl ich mir so sicher gewesen war, dass nun endlich die guten Zeiten angebrochen waren, um die schlechten abzulösen – nach all dem war es doch nur ein einziger Atemzug. Ein Atemzug, der all diese Erlebnisse binnen einer Sekunde zunichte macht.
    Ich stehe in der kleinen Gästetoilette und wasche meine Hände, als plötzlich die Türklinke heruntergedrückt wird.
    Ein Lächeln huscht über mein Gesicht.
    »
Warte, Matty, ich komme!«
    Noch einmal sehe ich in den Spiegel und wundere mich ein wenig darüber, wie vertraut mir diese junge Frau, die meinen Blick aus dem hinterlegten Glas erwidert, mittlerweile vorkommt. Matt hat recht gehabt. Ja, du bist hübsch, Amy, denke ich zufrieden. Erschöpft, aber hübsch.
    Kurz, nur für die Dauer eines Wimpernschlages, gönne ich mir einen weiteren Gedanken. Amy
Andrews.
    Die Vorstellung meines zukünftigen Namens lässt ein leises Quietschen über meine Lippen hüpfen.
Schnell schlage ich mir die Hand vor den Mund und entriegele dann die Tür.
    »
Hast du dir etwa schon Sorgen um mich

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