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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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zurückkehrt.
    »Maaaatttt!!!«, ertönt eine panische Stimme hinter uns. Oh, mein Gott, da ist sie. Mary!
    Plötzlich geht alles sehr schnell. Mein Kopf wirbelt herum, ebenso wie Wilsons. Sein Gesichtsausdruck entgleist ihm völlig. Von einem Moment auf den anderen bekennt er puren Schock.
    Für den Bruchteil einer Sekunde reagiert er unüberlegt, und dieses Mal verpasse ich meine Chance nicht.
    Er wendet sich Mary zu, die direkt auf uns zuläuft. Als er hört, wie ich ihr: »Sei vorsichtig, er hat eine Waffe!«, zurufe, ist
er
plötzlich derjenige, der es mit der Panik zu tun bekommt.
    Bösartig kneift er seine Augen zusammen und richtet den Revolver auf Mary, die wie angewurzelt stehen bleibt und die Arme hochreißt. Als ob sie das retten könnte. Nur einen Augenblick später drückt Wilson ab, doch ich bin schneller. Nun hinter ihm, greife ich nach seinem Arm und verreiße den Schuss gen Himmel.
    Ein spitzer Schmerz zuckt durch meinen Magen: Wilson hat seinen Ellbogen ausgefahren. Unter anderen Umständen – ginge es nur um mich – wäre ich wohl außerstande, mich überhaupt weiter aufrechtzuhalten, doch der Gedanke an Amy, an unser Baby und an Mary gibt mir die nötige Kraft, um zu kämpfen.
    Krampfhaft umklammere ich Wilsons ausgestreckten Arm, verhindere sein Zielen, schlage ihn auf das hölzerne Geländer der Brücke, um die Waffe aus seiner Hand zu lösen. Denn Mary steht noch immer wie angefroren da und beobachtet unser Gerangel mit schockgeweiteten Augen. Wilson ist so viel stärker als ich.
    Er schießt, doch mit mir an seinem Arm gelingen ihm lediglich ein paar unkontrollierte Schüsse in sämtliche Himmelsrichtungen. Dann schafft er es doch, sich loszureißen und Mary noch einmal ins Visier zu nehmen.
    Warum sie und nicht ich?
    Er hatte es doch auf
mich
abgesehen, und der nächste Schuss wird sein letzter sein, das weiß ich.
    Hatte er denn nicht gezählt? War ihm bei all seiner makabren Professionalität so etwas Grundlegendes entgangen?
    Als seine berechnenden Augen mit eiskaltem Blick auf meine treffen, bekomme ich die Erklärung auf all meine Fragen.
    Deutlich kann ich es sehen: Wilson versucht, diesen letzten Kampf zu gewinnen, ob er seine Haut nun noch retten kann oder nicht, ist zweitrangig.
    Es geht um den Sieg, um jeden noch so kleinen, und er wird auf keinen Fall aufgeben, das steht fest. Mit durchdachtem Kalkül hat all das nun nichts mehr zu tun, Wilson überlässt sich seinem Instinkt. Und plötzlich ist es auf bizarre Weise logisch, dass zuerst die blonde Frau, die wie ein verängstigtes kleines Mädchen vor uns steht, dran glauben soll.
    Als ich sehe, wie genau er auf Mary zielt, überlege ich nicht lange. Es gibt nur
eine
Möglichkeit.
    »Duck dich!«, schreie ich ihr noch zu – einen Wimpernschlag, bevor ich mich in Wilsons Schusslinie drehe. Im selben Moment schon ertönt der vorerst letzte Knall des Revolvers. Er klingt gedämpft, und der brennende Schmerz in meiner linken Seite lässt mich auch ahnen, warum. Ich falle ins Gras. Schnappe nach Luft, doch sie wird mir verwehrt.
    »Gut!«, zischt Wilson mir mit einem höhnischen Lachen entgegen. Er beugt sich über mich, der Himmel hinter ihm ist so blau, dass es grotesk wirkt. Sein Gesicht ist nur Zentimeter von meinem entfernt, und trotz meiner von Pollen geplagten Nase rieche ich nun seinen widerlichen Atem.
    »Dann eben zuerst du. Ist mir auch recht! Du bist schon lange überfällig«, wispert Wilson zynisch und presst seine Lippen zu einer schmalen Linie zusammen. Noch einmal höre ich, wie er den Abzug drückt, direkt an meiner Narbe. Doch das war’s.
    Es kommt nur noch ein metallenes »Klick« – nicht bedrohlicher als von jeder beliebigen Spielzeugpistole. Entsetzen steht ihm ins Gesicht geschrieben. Er hatte also wirklich nicht mitgezählt.
    Versetzte das Töten ihn in eine Art Rauschzustand, in dem er außerstande war, präzise zu denken? Umso besser für mich; vielleicht kann ich aus dieser Erkenntnis einen Vorteil ziehen.
    »Du ekelst mich an!«, zische ich zurück. »Was du Amy angetan hast … und mir …«
    Mit all meiner Kraft schlage ich gegen seine Hand. Der nutzlose Revolver fliegt im hohen Bogen in die schwache Strömung des kleinen Baches unter uns. Noch ehe sich Wilson erholt hat, bäume ich mich auf, trete mit voller Wucht gegen seine Kniescheibe und werfe mich über ihn, als er schreiend zusammenbricht. Er kippt auf den leicht feuchten Boden unmittelbar vor der Brücke.
    Verbissen ringen wir miteinander, und

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