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Deine Seele in mir /

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Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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schließe ich die Augen und atme tief durch.
    »Ich bin so froh, dass ich dich wiederhabe, Matty«, wispert sie in die Stille.
    »Ich doch auch«, gestehe ich. »Du glaubst gar nicht, wie sehr du mir gefehlt hast. Jeden Tag.«
    Sie dreht sich, stützt das Kinn auf meinen Brustkorb und sieht mich an. Schnell öffne ich meine Augen – und mit einem Mal bricht etwas aus mir heraus, was ich mir vorgenommen hatte, ihr noch nicht zu sagen.
    »Mary und ich, wir haben ... na ja, Schluss gemacht kann man es eigentlich nicht nennen, aber ...«
    »
Ihr habt Schluss gemacht?
Aber warum?« Amy weicht zurück und sieht mich entsetzt an. Die Frage entfährt ihr so laut, dass ich ihren Mund mit meiner Hand verschließe. Doch das hält sie nicht auf. Ein gedämpftes Nuscheln dringt zwischen meinen Fingern hindurch.
    »Iff daffte, ef läuft gut mit euff.«
    Ich entferne meine Hand.
    »Ich dachte, mit Mary wärst du endlich einmal glücklich.«
    Im ersten Moment weiß ich nicht so recht, was ich erwidern soll.
    Amys Reaktion verwirrt mich. Wenn ich ehrlich bin, enttäuscht sie mich sogar.
    Ein wenig Erleichterung anstatt dem puren Entsetzen in Amys Blick hätte mir wahrscheinlich gutgetan; ein Schimmern in ihren Augen wäre großartig gewesen ... aber
das
...?
    Amy sieht aus, als hätte ich ihr gerade gestanden, dass wir nur noch wenige Minuten zu leben hätten.
    Über meine Lippen kommt derweil nichts weiter als ein undefinierbares Gestammel. »Wir ... es ... also ... unsere Beziehung ...«
    »Jaaa?«, fordert Amy und sieht mich dabei halb amüsiert, halb tadelnd an.
    Was, zum Teufel ...? Matt, reiß dich zusammen!, fordere ich mich auf.
    »Es wäre ihr gegenüber nicht fair gewesen, weiterzumachen«, sprudelt es aus mir hervor.
    Amy streicht sich eine Haarsträhne aus der Stirn und verdreht die Augen.
    Super! Jetzt ist sie auch noch genervt.
    »Also hast
du
es schon wieder beendet, nicht wahr?«
    Ihr Ton ist vorwurfsvoll; mit tief heruntergezogenen Augenbrauen sieht sie mich an.
    »Nein, Amy, habe ich nicht.« Meine Stimme klingt dagegen fast ein wenig trotzig. »Mary hat es beendet und ... ich kann sie gut verstehen.«
    »Oh!« Die verdutzte Pause ist nur kurz. Schnell trübt sich ihr Blick. »Also hat es etwas mit mir zu tun. Bestimmt!«
    »Nicht direkt. Das heißt, eigentlich schon. Es ist einfach so, dass ich mich momentan ganz und gar um dich kümmern will, ohne dabei mit einem schlechten Gewissen an Mary zu denken, die sich eventuell vernachlässigt fühlt.«
    Amy sieht mich an. Verdutzt und ... lange.
    »Na toll«, sagt sie schließlich. »Kaum bin ich ein paar Wochen bei dir, schon geht deine Beziehung in die Brüche. Die arme Mary! Jetzt habe
ich
ein schlechtes Gewissen.«
    »Nein, Amy, so ist das nicht.«
    Noch ringe ich mit mir, doch es gibt wohl kein Zurück mehr. Ich
muss
es ihr erklären, damit sie sich keine Vorwürfe macht. Unbehaglich raufe ich mir die Haare am Hinterkopf, dann fasse ich mir ein Herz. »Es liegt an mir. Ich ...
liebe
Mary nicht! Ich empfinde tief für sie, aber eigentlich nur als eine ... wirklich gute Freundin. Eine wirklich
sehr
gute Freundin, sonst nichts.«
    »Aber, du hast doch gesagt,
sie
hätte Schluss gemacht?«
    Ja, so war Amy schon immer. Schon als kleines Mädchen brachte sie ihre Eltern auf die Palme, indem sie so lange auf den unbedeutendsten Kleinigkeiten herumritt, bis sie wirklich
alles
erfragt und verstanden hatte.
    »Ja, Mary hat einen Schlussstrich gezogen. Weil sie gespürt hat, dass ich ...«
    »Dass du sie nicht liebst.« Amy nickt. Ob sie sich nun zufrieden gibt?
    Es vergehen noch ein paar Sekunden, in denen sie mich mustert; doch als ich ihrem Blick standhalte, kuschelt sie sich schließlich zurück an meine Brust und drückt sich an mich.
    Erleichtert atme ich auf.
    Nach etlichen schweigsamen Minuten stützt sie sich jedoch erneut hoch und lächelt mich verschmitzt an. »Na, dann kann ich dich ja jetzt ohne ein schlechtes Gewissen bitten, mein Versprechen dir gegenüber einlösen zu dürfen.«
    Sie sagt das so selbstverständlich, als müsse ich wissen, was sie meint. Vergeblich wühle ich mich durch die Schubladen meiner Erinnerungen. Ich werde einfach nicht fündig.
    Welches Versprechen, verdammt?
    Nach einiger Zeit erlöst Amy mich gnädig. »Du hast keine Ahnung, was ich meine, nicht wahr? Pass auf, ich gebe dir ein paar Hinweise. Kannst du dich an Jonathan Connor erinnern, unseren Klassenkameraden?«
    »Klar. Alle Mädels standen auf ihn. Und das, obwohl wir erst in der

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