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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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immer unsicherer wird. Sie setzt sich auf und winkelt die Beine an. Den Kopf legt sie auf ihre Knie. »So. Du behauptest also, mein Glück zu sein, verstehe ich dich da richtig, Matthew Andrews?«
    Ich wette, dass ich mittlerweile so purpurrot glühe, dass wir getrost das Licht ausknipsen könnten. Ich würde den Raum schon beleuchten.
    »Etwa nicht?«
    Verdammt, ich bin mir ziemlich sicher, dass mir gerade eben noch etwas Brillantes auf der Zunge lag, doch Amys Lächeln wirft mich aus der Bahn.
    Wieder einmal.
    Im Kampf um die schlagfertigste Antwort scheitere ich erbärmlich.
    Wieder einmal.
    »Oh, Matty!« Amys Lachen wirkt mitleidig. Sie streckt ihre Hand nach mir aus und zieht mich zu sich heran. Ich knie mich vor sie auf das dunkle Parkett und lehne mich gegen die Bettkante. »Du bist mein
allergrößtes
Glück«, sagt sie leise und legt ihre Stirn an meine. Nur Sekunden später bemerkt sie die Gänsehaut auf meinem Arm. Sofort hebt sie die Bettdecke und rückt zur Seite. »Komm schnell ins Bett, du frierst ja.«
    Auf die Erklärung, dass meine Gänsehaut keineswegs ein Zeichen für Kälte, sondern einzig und allein auf ihre Nähe zurückzuführen ist, verzichte ich.
    Hastig streife ich mir meinen Pyjama über und putze mir die Zähne. Bei dem Versuch, zugleich schnell
und
gründlich zu sein, ratsche ich mir das Zahnfleisch auf, blute wie verrückt und brauche nun extra lange.
    Super!
    Als ich endlich zu ihr unter die Bettdecke schlüpfe, scheint Amy absolut wach zu sein.
    »Lass uns unsere Reise planen, Matt«, fordert sie euphorisch, und ich weiß, dass nichts und niemand sie von diesem Vorhaben abhalten wird.
    »Ich will mit dem Auto fahren. Und zwar allein mit dir, wenn Mary das zulässt. Das ist etwas, was nur wir klären müssen. Jeder andere würde mich dabei stören. Ich möchte meine Eltern besuchen und mein ... Grab.«
    Das Wort lässt mich zusammenschrecken. Sie zögert, jedoch nur kurz. »Außerdem müssen wir zurück an die Stelle gehen, wo es passiert ist.«
    »Nein!«, presse ich hervor.
    Amys Fingerspitzen fahren sanft über meinen Oberkörper, und ich entspanne mich wieder etwas.
    »Doch.« Es ist nur ein Flüstern – und dennoch unumstößlich.
    Ein Seufzer entringt sich meiner Kehle.
    Einer der Resignation. Erschreckend, wie schnell ich ihr nachgebe.
    Wo soll das bloß noch hinführen?
    »Wir müssen zuerst mit Kristin und Tom sprechen. Es wird nicht leicht für sie sein, dich auf so eine große Reise zu schicken. Und ich kann auf keinen Fall jetzt schon fahren, nachdem ich gerade mal wieder ein paar Tage gearbeitet habe. Das geht einfach nicht. Ich habe Termine. Du hast gesehen, was passiert, wenn ich die nicht wahrnehme. Außerdem brauchen wir ja auch Geld für diese Fahrt. Gib mir ein bisschen Zeit, etwas zu sparen.«
    Der letzte Punkt meiner Argumentation ist an den Haaren herbeigezogen, doch mir ist jedes Mittel recht, das Aufschub verspricht.
    Amy sieht mich lange an. Sie scheint zu grübeln. Was ich ihr erzähle, gefällt ihr nicht, doch sie begegnet der Logik meiner Worte mit Einsicht. »Wann ist es denn realistisch zu fahren? Was denkst du?«
    »Nicht vor Mitte Februar!«, sage ich entschlossen und wundere mich, wie bestimmt meine Worte klingen.
    »So lange noch?« Nun ist Amy empört. »Wie soll ich es denn bis dahin noch aushalten? Ich brauche doch Klarheit, was mit meinen Eltern los ist.«
    Ihre Stirn legt sich in Falten, und sie sieht alles andere als begeistert aus. »Also gut, irgendwie schaffe ich das schon«, lenkt sie schließlich ein, als sie merkt, dass ich es diesmal nicht tun werde.
    Vielleicht spürt sie auch, dass ich diese Zeit wirklich brauche, um mich moralisch ein wenig auf das vorzubereiten, was uns in Saint Toulouse erwarten wird.
    »Nach so langer Zeit kommt es auf einen Monat auch nicht mehr an«, grummelt sie – mehr zu sich selbst als zu mir. »Und so haben wir wenigstens genügend Zeit, alles zu planen. Irgendwie muss ich meinen Eltern schließlich erklären, was geschehen ist. Und das möchte ich so schonend wie nur irgend möglich.« Bei diesen gemurmelten Überlegungen wandelt sich ihre Stimmung erneut; die Einsicht kehrt zurück und löst die Empörung ab. Schließlich, als sie sich selbst besänftigt hat, kuschelt sich Amy an mich und schließt ihre Arme um meine Mitte. Ich streichele ihren Kopf, der auf meiner Brust liegt, und drehe eine ihrer Locken um meinen Finger. Da ich mir sicher sein kann, dass sie mein Gesicht in dieser Position nicht sieht,

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