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Deine Seele in mir /

Deine Seele in mir /

Titel: Deine Seele in mir / Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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alles könnte wieder so sein wie früher. Doch es hat sich etwas verändert, und du weißt nicht, was es ist. Dabei ist es so einfach – du liebst sie. Deine Augen strahlen, wenn sie dich ansieht, wenn du von ihr erzählst. Wenn wir in der Praxis beieinander stehen und sie sich abwendet, dann musst du dich zusammenreißen, um den Blick von ihr zu nehmen.« Mary stößt ein wenig Luft aus. Es ist kein echtes Lachen, denn ihr Blick bleibt traurig. »All das ist mir nicht entgangen, weißt du?«
    Fassungslos sehe ich sie an.
    Mary ergreift meine Hände und streichelt sie mit ihren Daumen. »Ich habe nur gehofft, dass ich mich irre, aber ... Liebe kann man nun mal nicht erzwingen. Du lässt keine Zweifel mehr zu. Nicht nach diesen Schilderungen eben. Ich liege absolut richtig mit meinen Vermutungen. Und ehrlich – was sollte ich ausrichten gegen das, was ihr beide aneinander habt? Dagegen bin ich völlig machtlos.«
    Wieder dieses vorgetäuschte Lachen, noch bitterer als zuvor.
    »Selbst der Tod war machtlos gegen euch.«
    Die Tränen, die sich in ihren schönen blauen Augen gebildet haben, bleiben mir nicht verborgen, auch wenn sie ihren Blick schnell senkt. Es tut mir weh, Mary so zu sehen. Grund ihres Kummers zu sein.
    »Nein, das ist nicht wahr. Du irrst dich. Zwischen Amy und mir ist nicht mehr als eine tiefe Freundschaft. Wunderschöne Momente, die wir teilten, und ebenso schmerzliche Erinnerungen, die uns bis heute so eng miteinander verbunden halten, mehr nicht. Ich liebe
dich
, Mary.«
    Diese Worte liegen mir bereits auf der Zunge, doch ich halte sie zurück. Wohl wissend, dass sie eine einzige große Lüge wären.
    Denn ja, ich liebe Amy. Ich bin verrückt nach ihr.
    War ich das nicht schon immer?
    Und plötzlich ist jede Minute – ja, jede Sekunde sogar –, die ich bereits ohne sie verbracht habe, eine zu viel.
    Schnell stehe ich auf und greife nach meiner Jacke, die Mary über die Lehne des Sessels gelegt hatte. Als sich mein Verstand zurückmeldet und für einen kurzen Moment den Kampf gegen mein überquellendes Herz gewinnt, drossele ich meine hastigen Bewegungen etwas und wende mich Mary zu.
    Mit hängendem Kopf sitzt sie auf der Kante des Sofas.
    »Es tut mir so leid, Mary.« Langsam lasse ich mich wieder neben ihr nieder. »Es war mir wirklich nicht bewusst, aber ich denke ...«
    »Ja, natürlich habe ich recht«, unterbricht sie mich und schafft es dabei tatsächlich, den Ansatz eines Lächelns in ihr Gesicht zu zaubern. »Streite niemals mit einer Frau in Herzensangelegenheiten«, wispert sie und streicht dabei eine Haarsträhne aus meinem Gesicht. »Sei glücklich, Matt. Mehr will ich nicht.«
    Wie fremdgesteuert ziehe ich sie noch einmal an mich und drücke meine Lippen sanft auf ihren weichen Mund. Dann löse ich mich wieder von ihr und murmele: »Danke. Du bist unbeschreiblich. Wir sehen uns morgen.«
    »Aber bitte, ab jetzt ohne Schokoriegel. Ich neige dazu, meinen Kummer in Süßigkeiten zu ersticken. Und du willst doch nicht, dass ich bald durch den Praxiskorridor rolle, oder?«
    Ich nicke. »Okay!«
    Sie scherzt, in dieser Situation ... und ich kann wieder einmal nicht begreifen, wie groß das Herz dieser winzigen Frau sein muss.

[home]
XIII. Kapitel
    A ls ich zurückkomme, ist es bereits kurz nach Mitternacht. Obwohl das für einen erwachsenen Mann natürlich keine besondere Uhrzeit ist, fühle ich mich wie ein Teenager, der sich nach einer durchfeierten Nacht zurück in sein Elternhaus schleicht.
    Vorsichtig öffne ich die Tür zu Amys Zimmer. Sie schläft bereits.
    Die kleine Schirmlampe auf ihrem Nachttisch brennt noch. Sie taucht den Raum in ein warmes Licht.
    Ich schaffe es nicht, meine Augen von Amy zu nehmen, während ich versuche, unbemerkt aus meinen Klamotten zu schlüpfen. Sie sieht so friedlich aus. Ihr Atem geht ruhig; mit meinem Kissen fest in ihren Armen liegt sie auf der Seite, die Beine angewinkelt. Ihre übliche Schlafposition. Sie scheint süße Träume zu haben, denn ab und zu zucken ihre Mundwinkel und zaubern ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    Gerade in dem Moment, als ich – nur noch in meinen Boxershorts – direkt vor ihr stehe, um mir vorsichtig meinen Pyjama vom Bett zu angeln, öffnet Amy die Augen. Ich schrecke zusammen, so unerwartet trifft mich ihr Blick.
    »Oh, hi! Ich wollte dich nicht wecken, tut mir leid.«
    »Schön, dass du wieder da bist«, brummelt sie nur und streckt mir verschlafen ihre Hand entgegen.
    Ich lehne mich zu ihr herab und küsse ihren

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