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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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Sitzungstisch. Es war sieben Uhr früh, der Abend mit Andrew war lang geworden, sie hatten mehrmals auf ihre wunderbare Freundschaft angestossen.
    Das Büro des Regierungsrats war aufgeräumt, es waren keine Papierstapel zu sehen, und auf dem Schreibtisch lag nur ein einziges beschriebenes Blatt neben einem Notizblock. „Ich bin ein ordentlicher Mensch“, sagte Vögtli, der seinen Besucher aufmerksam beobachtete. „Als Finanzdirektor muss ich das sein, sonst würde man mir bald Nachlässigkeit vorwerfen. Wie Sie sich vorstellen können, werden Menschen wir ich sehr genau beobachtet.“ Er setzte sich Nick gegenüber und schaute ihm direkt in die Augen. „Was möchten Sie wissen?“
    „Um den Fall aufzuklären, muss ich möglichst viel über Gion Matossi wissen. Gestern habe ich seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter befragt und dabei Einzelheiten zu seinem Verhalten als Vorgesetzter erfahren; von Ihnen erhoffe ich mir die Sicht des obersten Chefs. Wie beurteilen Sie seine Leistung? Mochten Sie ihn?“
    „Das, Herr Baumgarten, sind zwei sehr gute Fragen.“ Vögtli lehnte sich in seinem Stuhl zurück und verschränkte die Hände vor sich auf dem Tisch. „Sie sind beide nicht ganz einfach zu beantworten, aber ich werde mein Bestes tun.“
    Die Tür ging auf, und eine junge Frau brachte zwei Tassen Kaffee. Vögtli stellte sie vor als Brigitta, Berufslernende im ersten Lehrjahr, und bedankte sich bei ihr. „Bei uns gehört das Servieren von Kaffee zu den Pflichten im ersten Lehrjahr, auch wenn das heute verpönt ist“, lächelte er und bat die junge Frau, er möge die nächste halbe Stunde nicht gestört werden. Alles Show, ging es durch Nicks Kopf, für die Galerie.
    „Also, zurück zu unserem Thema. Gion Matossis Leistung als Verantwortlicher für die Steuern juristischer Personen war ausgezeichnet. Er hatte einen sehr guten Draht zu den vielen kleinen und mittleren Unternehmen in unserem Kanton, und er brachte die meisten von ihnen dazu, ihre Steuern einigermassen pünktlich zu zahlen. Er hielt sein Wissen à jour, schaffte Ordnung, stellte gute Leute ein, bildete sie aus, liess sie selbständig arbeiten.“
    Nun ja, da wären gewisse Mitarbeiter wohl anderer Meinung, dachte Nick.
    „Es gab zwei Aspekte seiner Arbeit“, fuhr Vögtli fort, „die ich als suboptimal bezeichnen würde, und er hat von mir auch offenes Feedback dazu erhalten. Einerseits waren das seine mangelnden Fähigkeiten als empathischer, inspirierender Leader: seine Mitarbeiter respektierten ihn zwar, aber er war kein mitreissender Vorgesetzter, und er hielt Distanz zu seinen Leuten, mehr als notwendig. Wissen Sie, ein idealer Chef – oder eine Chefin, natürlich – ist für mich einer, der hundert verschiedene Rollen einnimmt, je nach Situation: Coach, Lehrer, väterlicher Freund, Beschützer, und so weiter. Matossi war nichts davon, er war ein Manager, der seine Leute anleitete und seinen Laden organisierte, und damit basta. Fachlich war er Spitze, seine Kollegen aus anderen Kantonen fragten ihn oft um Rat, und er sass in verschiedenen Ausschüssen zum Thema Steuern.“
    Er machte eine Pause. „Der andere schwierige Charakterzug war sein Gerechtigkeitssinn, beziehungsweise seine Verbissenheit, wenn es um Steuerbetrug und -hinterziehung ging. Ein Mann in seiner Position müsste in der Sache eine gewisse Distanz wahren, aber für ihn gab es nur schwarz und weiss. Damit verärgerte er ein paar wichtige Steuerzahler im Kanton, die sich dann bei mir beschwerten. Aber ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass in diesem Umfeld ein Mordmotiv liegen könnte, so schlimm war er nun auch wieder nicht.“
    Vögtli trank seinen Kaffee aus und schaute auf die Uhr; ein deutliches Zeichen, das Nick absichtlich ignorierte.
    „Sie scheinen ihn nicht sonderlich gemocht zu haben, Herr Vögtli.“
    „Ach, wissen Sie, er gab einem nicht wirklich die Gelegenheit, ihn zu mögen. Er war an keiner Feier dabei, erzählte nie etwas über sein Privatleben, nahm nicht Teil am sozialen Umgang im Departement. Ich glaube nicht, dass ich ihn je mit einem Glas Wein oder Bier in der Hand gesehen habe. Feste waren definitiv nicht sein Ding.“ Er räusperte sich, sah nochmals auf die Uhr und stand auf. „Es tut mir Leid, Herr Baumgarten, aber ich muss zu einer Sitzung. Wenn Sie weitere Fragen haben, können Sie mich gerne auch abends anrufen, ich stehe zu Ihrer Verfügung.“
    „Nur noch eine kurze Frage, Herr Vögtli: woran arbeitete Matossi gerade?“
    Vögtli lachte

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