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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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laut heraus und streckte Nick die Hand hin. „Dazu kann ich Ihnen wirklich nichts sagen, Herr Baumgarten. Ich bin nicht jemand, der sich in die Details der Aufgaben seiner Mitarbeiter mischt, und unser Verhältnis war nicht so, dass er mit mir über die laufenden Fälle gesprochen hätte. Auf Wiedersehen!“
    Wenn er lügt, dachte Nick, dann lügt er so gut, dass ausser einem alten Fuchs wie mir keiner etwas merkt. Er ist sich gewohnt, nur die halbe Wahrheit zu sagen und trotzdem den Anschein von Ehrlichkeit zu erwecken, und seine Generalsekretärin verfügt über dasselbe Talent. Wie schaffe ich es, die beiden so herauszufordern, dass sie mir die ganze Wahrheit sagen, und nichts als die Wahrheit?
    Nick war so tief in Gedanken versunken, dass er ganz automatisch den Weg zu seinem Büro ging und zusammenzuckte, als sein Handy klingelte.
    „Nick, hier ist Steff Schwager. Ich habe ein Gerücht für dich, so quasi als Gegenleistung für deine Informationen von gestern. Man erzählt sich, Matossi hätte einen prominenten Grossrat im Visier gehabt und sei kurz davor gestanden, ihn hochgehen zu lassen. Aber niemand weiss, um wen es sich handelt, oder keiner sagt was. Ich werde mich jedenfalls weiter umhören. Hast du etwas Neues für mich?“
    Nick seufzte. „Steff, du weisst ganz genau, dass ich über den Stand der Ermittlungen nichts sagen darf. Bis jetzt habe ich keinen Durchbruch, aber das kann sich jederzeit ändern.“
    „Und der Bericht der Rechtsmedizin? Wisst ihr wenigstens, ob es wirklich Selbstmord war?“
    „No comment, Steff, daran arbeiten wir. Du bist der Erste, der den Termin für die nächste Pressekonferenz erfährt, das verspreche ich.“
    „Ha, ha, sehr lustig. Aber vergiss nicht, den Tipp mit dem Grossrat hast du von mir, und dafür erwarte ich etwas Exklusives. Ciao!“
    Nick schüttelte den Kopf und schmunzelte. Er und Steff Schwager kannten sich schon seit Pfadfinderzeiten, sie waren sich freundschaftlich verbunden und gegenseitig immer wieder nützlich. Steff besass eine erstaunliche Fülle von Detailinformationen über Personen und Mechanismen in Gesellschaft, Verwaltung und Politik des Kantons Aargau, seine Ohren hörten jedes Gerücht, seine Nase erschnüffelte Ungereimtheiten, Affären, Seilschaften und Vetternwirtschaft. Er fürchtete niemanden, weder seinen Chefredaktor noch seinen Verleger, und schon gar keinen Politiker, wie seine Kampagne gegen Regierungsrätin Brugger bewies.
    Nick Baumgarten lieferte ihm zwar nur Informationen, die er ein paar Stunden später auch vom Pressesprecher der Polizei gehört hätte – nur erhielt Steff diese Stories eben etwas früher als die anderen Zeitungen, was ihm über die Jahre den einen oder anderen Scoop beschert hatte. Und weil Schwager clever war, wusste er Baumgartens Antworten – oder sein Schweigen – auf bohrende Fragen auch zu interpretieren, so dass er ohne wirklich viel zu wissen für die morgige Ausgabe einen Artikel schreiben konnte, allerdings einen mit Fragezeichen: 'Stand toter Steuerkommissär kurz vor Aufdeckung eines Riesenbetrugs?'
    *
    „Matossi war gar nicht Linkshänder!“ Mit geschwellter Brust stand Peter Pfister von seinem Schreibtisch auf und ging zur Tafel, an der alle Fotos und Zeichnungen zum laufenden Fall hingen. „Er hat in den letzten Monaten gelernt, mit der linken Hand zu unterschreiben, weil seine Rechte ihm nicht mehr gehorchte.“ Er machte eine Pause und hielt triumphierend den Fax in die Höhe, den er vor ein paar Minuten erhalten hatte. „Wollt ihr wissen warum?“
    Angela und Nick wechselten einen Blick. „Du wirst es uns sicher gleich sagen, du Geheimniskrämer“, witzelte Angela, aber insgeheim ärgerte sie sich über die Spielchen ihres Kollegen.
    „Sein Hausarzt sagt, er habe entweder einen kleinen Schlaganfall erlitten oder sei an Parkinson erkrankt; sie seien im Begriff gewesen, die Sache abzuklären. Verschiedene Tests waren für die nächsten Wochen geplant, um die Ursache seiner zeitweisen Lähmungserscheinungen zu eruieren; am kommenden Freitag hätte er sich in die Röhre legen müssen für ein CT oder ein MRI, was weiss ich. Jedenfalls war es nicht so, liebe Angela, dass jedermann seit ewigen Zeiten wusste, mit welcher Hand unser Opfer bevorzugt arbeitete.“
    Mit einem farbigen Magnetknopf befestigte er das Papier an der Wand. „Das ist die Terminbestätigung der Klinik im Schachen. Der Hausarzt sagt, Matossi habe sich lange gegen die Diagnoseverfahren gesträubt, er hätte am

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