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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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Stücken entgegen, sauber durchtrennt und sorgfältig wieder hin geklebt. Mit einem Seufzer nahm er sein Handy und rief die Kriminaltechnik an. „Wir brauchen dich doch bei Matossi, Urs, da war jemand in der Wohnung seit gestern.“ Er versprach dem Kollegen Meierhans, die Wohnung nicht zu betreten, bevor der Techniker eintraf. In den anderen drei Wohnungen auf dem gleichen Stock öffnete niemand auf sein Läuten, keiner war tagsüber zuhause.
    Aber nach zehn Minuten trat Urs Meierhans aus dem Lift, schaute sich die Türe und das Klebeband genau an – „keine Gewalt, das war jemand mit einem Schlüssel oder mit sehr feinem Einbruchswerkzeug“ – und erlaubte schliesslich Nick, die Wohnung zu betreten, allerdings nur mit Überziehern aus Plastik an den Füssen.
    Und das fand der stellvertretende Kripochef bei einem ersten Überblick: eine Wohnung mit vier Zimmern, Küche, Bad und separater Dusche, ordentlich, sauber, eingerichtet nach Möbelhaus-Katalog, weder teuer noch billig, weder geschmacklos noch sonderlich stilsicher. Der heimliche Besucher hatte auf den ersten Blick keine Spuren hinterlassen, ohne das durchtrennte Siegel hätte keiner gemerkt, dass jemand sich in der Wohnung zu schaffen gemacht hatte. Entweder hatte der Unbekannte genau gewusst, wo er das Gesuchte finden würde, oder er hatte sehr sorgfältig darauf geachtet, Matossis Ordnung nicht zu zerstören.
    Mittlerweile waren Peter und Angela nach erfolgloser Suche nach auskunftswilligen Nachbarn auch in der Wohnung eingetroffen und schauten sich um. Peter öffnete Schränke – „er hatte sicher eine Haushälterin, so schön kann ein Mann seine Hemden niemals bügeln“ – und Angela widmete sich dem Arbeitszimmer mit seinen Ordnern und Schubladen.
    „Hier fehlt der Laptop, aber war der nicht im Büro von Matossi? Frau König hat doch gesagt, er habe ihn jeweils übers Wochenende nach Hause genommen, um zu arbeiten. Ich frage mal nach.“
    Während sie telefonierte, suchte sie weiter nach Auffälligkeiten, nach Ungereimtem, nach etwas, das ihre Intuition ansprach. Alles war geordnet, nur die allerneusten Rechnungen waren noch nicht bezahlt, sondern lagen unter einem Briefbeschwerer aus Bergkristall; daneben war eine Mappe mit der Aufschrift 'Ablage', darin ein Schreiben der Immobilienverwaltung zum Thema Vandalisierung der Briefkästen, die bezahlte Rechnung eines Weinhändlers, die neue Prämienberechnung der Krankenkasse für 2010. Auf den ersten Blick war nirgends etwas Privates zu finden: weder Fotos noch Briefe, keine Postkarten, keine Kinderzeichnungen – vor allem auch nichts, was auf die zumindest zeitweilige Präsenz einer Frau hingewiesen hätte.
    „Im Büro ist der Laptop jedenfalls nicht, Nick, Frau König hat für mich nachgesehen“, rief Angela aus dem Arbeitszimmer und steckte ihr Handy in die Tasche, „es sieht so aus, als ob der Einbrecher ihn mitgenommen hat. Die Selbstmordtheorie fällt immer mehr in sich zusammen, nicht wahr?“
    „Nicht unbedingt“, antwortete Nick, angelehnt an den Türrahmen. „Es kann auch jemand etwas vertuschen wollen, jetzt da Matossi tot ist.“
    Angela schaute ihn fragend an. „Du meinst das Steueramt? Kann ich mir nicht vorstellen.“
    „Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Nick begann hin und her zu gehen, eine Angewohnheit, die ihn zum Denken anregte. „Mal angenommen, Matossi wäre einem Steuerbetrüger auf die Schliche gekommen, einem grossen Fisch. Dann gäbe es zum Beispiel folgende mögliche Szenarien: der Betrüger nimmt selbst das Heft in die Hand, bringt Matossi um und holt sich seinen Computer, um die Hinweise auf ihn zu zerstören. Oder der Betrüger ist ein grosses Tier, ein Politiker oder so ähnlich, und Frau König oder Herr Vögtli wollen nicht, dass er auffliegt. Sie stellen sicher, dass der Computer von Matossi verschwindet, damit nichts Belastendes ans Tageslicht kommt.“
    „Entschuldige, aber das ist mir alles etwas zu einfach, Nick.“ Angela schüttelte den Kopf. „Ich glaube nicht, dass ein erfahrener Steuerprüfer so wichtige Dinge ausschliesslich auf seinem Computer speicherte. Es muss doch auch physische Akten geben, und die kann niemand einfach so auf die Schnelle verschwinden lassen. Glaubst du ernsthaft, dass es sich Vögtli leisten könnte, so etwas einfach zuzudecken? Wir sind doch keine Bananenrepublik!“
    „Doch, sind wir“, liess sich Peter Pfister aus dem Wohnzimmer nebenan vernehmen und stellte sich zu Nick an die Türe des Arbeitszimmers. „Du

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