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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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liebsten einfach so weitergemacht, aber schliesslich habe er nachgegeben und sich zum Neurologen überweisen lassen. Es handelt sich dabei übrigens um diesen Dr. Hivatal, seine Praxis ist im gleichen Haus wie der Kosmetikladen deiner Freundin, Nick. Mit ihm habe ich noch nicht gesprochen, er ist den ganzen Tag im Operationssaal.“
    „Das ist ja interessant, Peter, gut gemacht.“ Nick liess sich in seinem Stuhl nach hinten fallen und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Nur, was bedeutet es für uns? Irgendeine Ahnung, Angela?“
    „Also, wie Peter schon sagt, die Sache mit der linken Hand ist weniger klar als wir gedacht haben. Trotzdem heisst es nur, dass einer, der einen Mord als Selbstmord kaschieren wollte, Matossi einigermassen gut kannte. Es schliesst auch seine Mitarbeiter nicht aus, denn wir zwei würden es schon am ersten Tag merken, wenn Nick plötzlich seine andere Hand brauchte, um den Zucker im Espresso umzurühren, nicht wahr?“ Peter nickte, obwohl er sich nicht ganz sicher war: seine Beobachtungsgabe zeigte Abnutzungserscheinungen, er war nicht mehr so aufmerksam wie früher.
    Analytisch wie gewohnt fuhr Angela weiter. „Es könnte natürlich auch bedeuten, dass Matossi Angst hatte, krank und abhängig zu werden, und dass er sich deshalb umbrachte. Dies wäre vor allem dann eine Möglichkeit, wenn er mit dem Neurologen bereits den Verlauf von potenziellen Krankheiten besprochen hätte, aber das ist vor dem MRI-Termin unwahrscheinlich. Trotzdem, wir sollten mit Dr. Hivatal reden, und vielleicht kann uns die Rechtsmedizin auch noch weiterhelfen.“
    Der Chef nickte. „Vielleicht gibt es ja in Matossis Familie irgendeine erbliche Krankheit, die sich plötzlich bemerkbar machte, und vor der er grosse Angst hatte. Man weiss nie, wie ein Mensch auf so eine Nachricht reagiert.“ Dann schüttelte er den Kopf und fragte: „Wie steht es mit Verwandten und Freunden, Leute die ihn gut kannten? Hast du jemanden gefunden, Peter?“
    „Ich kann nicht alles aufs Mal machen, Chef!“ ärgerte sich Peter Pfister. „Er hatte eine Schwester, aber die wohnt in Frankreich und hatte seit Jahren praktisch keinen Kontakt mit ihm. Sie ist die einzige nahe Verwandte, und sie weiss nichts über sein Leben. Er sei schon immer ein Einzelgänger gewesen, und er habe ihre Briefe oder Mails nie beantwortet. Sie wird trotzdem kommen und die Beerdigung organisieren. Ich bin immer noch auf der Suche nach Freunden oder sogar einer Freundin, und dann möchte ich auch wissen, ob er ein Testament gemacht hat und einen Anwalt hatte. Wann gehen wir in seine Wohnung?“
    „Am besten jetzt gleich, und wir gehen erst mal allein, ohne die Techniker. Gestern hat sich Gody Kyburz dort kurz umgesehen und dann die Wohnung versiegelt. Ich will wissen, wie unser Gion gelebt hat.“
    *
    Die drei Polizeibeamten kannten sich aus in den Telli-Wohnsilos zwischen Einkaufszentrum und Aare. Gebaut von bekannten Architekten in den Siebzigerjahren des zwanzigsten Jahrhunderts, waren sie berühmt für ihre grosszügigen und günstigen Wohnungen, und gleichzeitig berüchtigt für die schiere Anzahl der Menschen, die dort wohnten. Man konnte als Bewohner total anonym bleiben – Angela erinnerte sich daran, wie sie einmal zwei Tage lang an jeder Tür geläutet und ein Foto gezeigt hatte von einem Mann, an den sich niemand erinnern konnte, obwohl er seit fünf Jahren dort wohnte – oder man konnte sich engagieren im Bewohnerverein und in der Freizeitanlage, für die Alten oder für die Jungen. Wer einmal zwei Jahre im Telli gewohnt hatte, hiess es, blieb meist sein ganzes Leben dort.
    Gion Matossi, sinnierte Nick, war wohl eher einer gewesen, der die Anonymität der Siedlung schätzte. Ob sich jemand an ihn erinnern würde?
    „Angela, du nimmst bitte die Treppe und fragst in den Wohnungen im ersten bis dritten Stock nach Matossi. Ich fahre in den vierten Stock und kümmere mich dort um seine Wohnung und die Nachbarn. Peter, du fährst ganz nach oben und arbeitest dich zu mir hinunter. Ich will wissen, wer ihn wie gut kannte, was er für Gewohnheiten hatte, Besuche, das Übliche halt. Alles klar?“
    Sie machten sich an die Arbeit, und während seine beiden Mitarbeiter mit ihrer üblichen Routine begannen, zog sich Nick ein Paar Latex-Handschuhe an, nahm den Wohnungsschlüssel, den er von Gody Kyburz erhalten hatte, und steckte ihn in das Sicherheitsschloss. Er riss am Klebeband, mit dem die Tür versiegelt war – und es kam ihm in zwei

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