Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
malte ein Fragezeichen an die Wandtafel, „der zwar nicht gemordet hat, der aber vom Tod Matossis profitiert. Haben wir ein Testament gefunden, oder die Adresse eines Anwalts oder Notars?“
„Ich bin dran, ein altes Adressbuch zu durchforsten, aber zaubern kann ich nicht“, sagte Peter . „Ich vergleiche die Einträge in der Agenda mit dem Adressbuch, aber bisher bin ich noch nicht weit gekommen. Wenn man nicht ständig Sitzungen hätte, könnte man zügig arbeiten.“
„Und wie stehts mit den Spuren? Hast du an der Türe etwas gefunden, Urs?“ Nick wusste, dass Meierhans solange schwieg, bis er zum Sprechen aufgefordert wurde.
„Nichts ausser einem Hauch Puder von chirurgischen Handschuhen. Das heisst, dass der Einbrecher oder die Einbrecherin sorgfältig vorbereitet war und sich keine Blösse gab. Das Schloss ist noch intakt, und ich dachte zuerst, der Betreffende habe einen Schlüssel gehabt, aber das glaube ich mittlerweile nicht mehr. Er oder sie hätte dann wohl hinter sich abgeschlossen, aber die Tür war offen. Das Band wurde mit einer scharfen Klinge durchschnitten, wahrscheinlich mit einem Teppichmesser. Spuren des Puders finden sich auch am Laptop-Netzstecker, er oder sie hat also definitiv den Computer mitgenommen und vorher noch die eine oder andere Schublade geöffnet. Ich habe auch, und deshalb sage ich, es könnte eine Sie gewesen sein, auf dem Teppich im Arbeitszimmer einen Abdruck gefunden, und zwar von einem Schuh mit Bleistiftabsatz. Ich muss ihn noch genauer analysieren, aber Matossi hatte auf jeden Fall in den letzten Tagen Damenbesuch, ob vor oder nach seinem Tod.“
„In seiner Agenda sind aber keine privaten Termine mit Frauen eingetragen“, meldete sich Peter, „nicht einmal Initialen.“
Nick lachte lauthals. „Meinst du etwa, ich notiere die Termine mit meiner Freundin? Wenn es nach meiner Agenda geht, bin ich der reinste Mönch.“ Er stand auf und ging zur Tafel. „Gut, wir wissen noch nicht viel, aber gewisse Hinweise sind vorhanden. Peter, du klemmst dich weiter hinter Matossis Adressbuch und suchst nach Vereinstätigkeiten, Familie, Anwalt, alten Schulkameraden, und so weiter. Angela, du holst dir von der Personalabteilung die Akte Matossi und recherchierst seine berufliche Vergangenheit. Ich muss nochmals mit diesem Röllin reden, und dann bin ich auch nicht davon überzeugt, dass mir Frau König und Herr Vögtli die Wahrheit gesagt haben. Trug Frau König nicht Schuhe mit hohen Absätzen, Angela?“ Er grinste.
„Halt, halt, Nick, jetzt reichts aber.“ Kripochef Kyburz musste seinen Stellvertreter bremsen. „Den Herrn Regierungsrat und seine Generalsekretärin fassen wir bitte mit Samthandschuhen an, und verdächtig sind sie sicher nicht.“
„Nein, natürlich nicht. Aber ich weiss, dass die beiden lügen, aus welchem Grund auch immer, und das passt mir ganz und gar nicht. Vielleicht hilft mir das Gespräch mit Röllin weiter. Wir suchen ein Motiv, ob für Mord oder Selbstmord, und ich vermute stark, dass es im beruflichen Umfeld zu finden ist. Da werden wir leider auch die Damen und Herren aus dem Management befragen müssen, ob es ihnen passt oder nicht.“
„Nochmals, Nick, Regierungsrat Vögtli und Frau Dr. König dürfen wir nicht behandeln wie gewöhnliche Verdächtige. Ich werde jetzt mit dem Polizeikommandanten reden, dann sehen wir weiter. Bis dahin gibst du dich mit den anderen Mitarbeitern des Steueramts zufrieden, bitte.“
„Verstanden, Chef, Finger weg von den Politikern. Ciao.“
*
„Gut, lasst uns nochmals zusammentragen, was wir wissen, und dann unsere weiteren Aktionen planen. Peter, was hast du über das Leben von Matossi erfahren?“
„Viel zu wenig bisher.“ Peter Pfister schüttelte den Kopf und erklärte, er habe selten einen Menschen erlebt, der so wenig Spuren hinterlassen habe. Gion Matossi sei 1948 in Aarau geboren, katholisch gewesen, mit Heimatort Poschiavo – „das ist nur zufällig noch in der Schweiz, könnte geradeso gut zu Italien gehören“ – habe 1966 an der Alten Kantonsschule die Matura gemacht, dann die Rekrutenschule. Anschliessend habe er an der Universität Fribourg Jura studiert, mit Unterbrüchen für Unteroffiziersschule und Offiziersschule, sowie die entsprechenden viermonatigen Militärdienste. Noch während des Studiums habe er geheiratet, eine Maja Studer aus einer Parallelklasse; die Ehe sei kinderlos geblieben und irgendwann in den achtziger Jahren wieder geschieden worden. „Dem muss ich noch
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