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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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war er plötzlich im Polizeikommando aufgetaucht und hatte darum gebeten, eine Aussage machen zu dürfen. „Er sagte, Matossi sei bis vor zwei Jahren ein sehr guter Schütze gewesen. Dann habe seine Treffsicherheit plötzlich rapide abgenommen, und er sei etwa ein Jahr lang nicht mehr zum Training oder zu den Clubabenden gekommen. Vor einem halben Jahr sei er dann wieder aufgetaucht und habe ihm, dem Präsidenten, im Vertrauen gestanden, dass er mit der rechten Hand fast nichts mehr anfangen könne, er zittere ständig. Er wollte unbedingt lernen, mit der Linken zu schiessen und so gut zu werden wie vorher; auf dieses Ziel hin habe er die letzten sechs Monate fast jede Woche zweimal im Schiesskeller trainiert, manchmal zwei Stunden lang.“
    „Und, wie war seine Treffsicherheit?“ Godys Frage hing ein paar Sekunden in der Luft; alle wussten, wie immens wichtig die Antwort war.
    „Die Frage habe ich ihm natürlich auch gestellt, und er wusste sofort, worauf ich hinaus wollte. Matossi habe sehr wohl ins Schwarze treffen können, aber im Gegensatz zu früher sei er in seinen Leistungen viel weniger konstant gewesen. Will heissen, dass er zum Beispiel am einen Abend alle seine Schützenkameraden punktemässig weit hinter sich liess, aber zwei Tage später habe er kreuz und quer durch die Bahnen geschossen, so dass es sogar gefährlich geworden sei. Offensichtlich habe ihm auch seine linke Hand nicht mehr jederzeit gehorcht.“ Angela räusperte sich. „Das war die Aussage, die der Präsident machen wollte; er schien sehr erleichtert, als er wieder ging. Ich habe mich bedankt und ihm nicht gesagt, dass wir darüber schon Bescheid wussten.“
    „Das ist der Moment für mich, um euch von meinem Gespräch mit dem Neurologen Peter Hivatal zu berichten.“ Nick fasste die Informationen für sein Team zusammen und erklärte, dass Matossi über die minimalen Heilungschancen seines noch unbenannten Leidens Bescheid gewusst hatte. „Hivatal ist ein erfahrener Arzt, aber er liess sich trotzdem – oder genau deswegen – nicht entlocken, ob er Matossi für einen Selbstmörder hält. Er kenne sich besser aus mit Nerven als mit Seelen, sagte er, und er richte nur Schaden an, wenn er sich ein solches Urteil erlaube.“
    „Da hat er nicht ganz Unrecht“, sagte Gody, „wir würden uns aus Mangel an harten Fakten auf seine Aussage stützen und die andere Seite ignorieren.“ Er seufzte und schaute seine drei Mitarbeiter der Reihe nach an. „Das heisst also, wir haben immer noch keine konkrete Spur, die wir verfolgen können.“
    „Zumindest im privaten Umfeld ist bisher nichts zu finden, was einem Motiv nahekommen könnte, das stimmt“, bedauerte Nick. „Umso wichtiger wäre es, wenn wir zusammen mit den Spezialisten aus Matossis Abteilung die beruflichen Seiten etwas näher beleuchten könnten. Ist das wirklich nicht möglich, Gody?“
    „Bisher habe ich von oben noch nichts anderes gehört. Vielleicht ändert sich die Situation, wenn wir längere Zeit keine Fortschritte machen, aber ich hoffe immer noch auf einen baldigen Durchbruch ohne die Hilfe des Finanzdepartements. Es könnte ja wirklich sein, dass Matossi sich wegen seiner Krankheit umbrachte.“ Er wusste, dass diese Theorie auf tönernen Füssen stand, solange sich kein Abschiedsbrief oder Tagebuch finden liess. Und solange der Computer verschwunden blieb, würden sie nicht einmal einen Entwurf für ein solches Schriftstück oder ein Testament finden. „Wir haben mit anderen Worten genau Nichts, wie meine Tochter sagen würde. Nick, hilfst du mir, den Journalisten dieses Nichts als laufende Ermittlung zu verkaufen?“
    „Klar, das schaffen wir schon. Peter, du kannst Feierabend machen, und du, Angela, kommst mit und schaust zu, wie eine Meute von Schreiberlingen bellen und beissen kann.“
    *
    „Der Vergleich mit blutgierigen Jagdhunden ist nicht ganz abwegig“, sagte Angela auf dem Weg zurück zu den Büros und schüttelte ungläubig den Kopf. „Besonders der Typ vom 'Blick' war äusserst aggressiv und frech. Warum können sie nicht warten, bis wir ihnen Fakten präsentieren?“
    Gody Kyburz war wütend und angespannt, man hörte es an seiner Stimme. „Sogar Schwager von der Aargauer Zeitung glaubt, dass er mehr weiss als wir. Sollen sie doch kommen und unseren Job machen, verdammt nochmal!“
    „Lies einfach am Wochenende keine Zeitungen, Gody, so ersparst du dir viel Ärger.“ Nick versuchte, seinen Chef zu beruhigen. „Wir arbeiten währenddessen in

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