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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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ihm die Sachlage, und Hintermeister sagte, er und Matossi seien während der Schulzeit dicke Freunde gewesen. Sie hätten allerdings den Kontakt etwas verloren, und er könne zur neueren Vergangenheit nicht viel sagen. „Aber ich erzähle dir gerne, was ich weiss – können wir uns am Montag treffen? Am besten kommst du zu mir ins Büro, dort können wir ungestört reden. Sagen wir zehn Uhr?“
    Peter hätte es umgekehrt lieber gehabt und ihn bei der Polizei vernommen, aber er wollte den guten Willen seines Gesprächspartners nicht untergraben, und so sagte er zu. Er blieb anstandshalber noch eine Viertelstunde sitzen und trank sein Bier aus. Als er sich auf den Heimweg machte, war er zufrieden mit dem, was er an diesem Tag geleistet hatte, und er wusste auch schon, woran er am Montagmorgen arbeiten würde. Er fühlte sich erleichtert, ein entspanntes Wochenende in seinem hübschen kleinen Reihenhaus in Rupperswil stand ihm bevor.

Samstag
    „Sie wohnen sehr schön, Herr Baumgarten.“ Maggie Truninger schaute sich um und atmete die Atmosphäre der alten Villa ein: grosszügige Räume, altes Parkett, Stuckdecken, weiss gestrichene Holztüren mit alten Beschlägen. Sie hatte früher als Innenarchitektin gearbeitet und erkannte den gelungenen Mix aus wenigen Designstücken und alltäglichen Ikea-Möbeln; sie sah auch mit erfahrenem Blick, dass es eine männlich eingerichtete Wohnung war. Marina Manz wohnt also nicht hier, dachte sie, oder zumindest nicht permanent; warum wohl nicht?
    „Danke fürs Kompliment, Frau Truninger. Ich bin hier aufgewachsen, und als meine Eltern vor ein paar Jahren in eine pflegeleichte Alterswohnung zogen, habe ich das Haus übernommen. Oben ist eine zweite Wohnung, die ich vermiete.“
    „Und wie schaffst du das mit dem grossen Garten, wenn du soviel arbeitest?“ fragte Andrew, „hast du einen Gärtner?“
    „Zum Glück sieht man im November nicht, wie verwildert es da draussen ist“, antwortete Marina, die mit einem Tablett dazu getreten war, „die Blätter am Boden sind vermutlich noch vom letzten Jahr. Manchmal wäre es schön, einfach eine Terrasse zu haben, so wie Sie, Frau Truninger.“
    Nick lachte und nahm ihr die Gläser ab. „Dabei ist es doch so, dass du mit Vergnügen im Garten werkelst, wenn du mal ein paar Stunden Zeit hast, Liebes. Hier: ein Glas Cava für die Damen, Whisky für die harten Männer. Willkommen!“ Sie hoben die Gläser. Marina schlug vor, sich zu duzen, und die zunächst etwas formelle und steife Atmosphäre entspannte sich rasch.
    Nick hatte wie üblich wunderbar gekocht, die verschiedenen Düfte machten Appetit; nach einem kurzen Rundgang durch die Wohnung setzten sie sich in der erstaunlich gut aufgeräumten Wohnküche zu Tisch. Marina hatte das Kochen ihrem Liebsten überlassen und dafür gesorgt, dass kein Chaos herrschte. Zur Vorspeise gab es einen Salat aus Cicorino rosso und Lattuga, verfeinert mit spanischem Serrano-Schinken, Manchego-Käse und frischen Feigen.
    „Du scheinst Spanien sehr zu mögen, Nick, oder zumindest spanische Lebensmittel“, bemerkte Maggie und trank von dem fruchtigen Verdejo. „Hast du mal dort gelebt?“
    Der Gastgeber schüttelte den Kopf und erklärte, dass er im Grunde einfach immer wieder neue Kompositionen zu kreieren versuchte, egal woher die Zutaten kamen. „Es hängt auch davon ab, was ich in Aarau finde; ich entscheide oft erst aufgrund des Angebots, was auf dem Speisezettel steht. Du wirst sehen, die anderen Gänge haben nichts mit Spanien zu tun.“
    Marina und die Gäste unterhielten sich angeregt, während Nick sich am Herd der Hauptspeise widmete und trotzdem mit einem Ohr zuhörte.
    Maggie Truninger lachte spontan und herzlich über etwas, das Andrew sagte; schon bei der Begrüssung hatte Nick bemerkt, dass sie zwar immer noch schlank, aber nicht mehr dünn war und dass ihre grossen dunklen Augen wieder glänzten. Sie trug eine schwarze Hose und einen dunkelgrauen Pullover, dazu einfache Diamantohrringe. Eleganz kann man nicht kaufen, dachte Nick, man hat sie, oder eben nicht. Zwei Jahre waren vergangen seit dem Mord an ihrem Mann Tom, und sie schien zumindest nach aussen das Trauma überwunden zu haben. Aber was wusste man schon von der inneren Zerrissenheit eines Menschen: Maggie stammte aus aristokratischem Haus und behielt in jeder Situation die Fassung, solange sie nicht allein war. Nick war überrascht gewesen von der Haltung und Stärke dieser Frau im Angesicht des gewaltsamen Todes ihres

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