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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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es euch schmecken!“ Ihr Blick blieb einen kurzen Moment an Andrew hängen, aber der war damit beschäftigt, den Wein zu kosten. Wie es wohl wäre, dachte sie, in der Karibik mit ihm?
    Maggie fing den Blick von Marina auf und es war, als ob sie Gedanken lesen könnte: fast unmerklich schüttelte sie den Kopf, eine winzige Geste nur, aber Marina fühlte sich ertappt. Sie wusste, dass aufmerksame Menschen in ihrem Gesicht lesen konnten wie in einem offenen Buch; aus ihr wäre nie eine Pokerspielerin geworden.
    Aber sie konnte auch anders: wie wenn man einen Schalter umgelegt hätte, zauberte sie ein Lächeln auf ihr Gesicht. „Maggie, wie stehts um deine Pläne für eine eigene Einrichtungsfirma? Hast du schon ein passendes Lokal gefunden?“
    „Das ist ein ganz leidvolles Thema,“ wandte Andrew ein, „Maggie hat Angst vor dem Risiko, obwohl ich für sie einen Businessplan gemacht habe, der zeigt, dass innerhalb von zwei Jahren ein Profit möglich ist. Frauen sind in diesen Dingen viel vorsichtiger als Männer, zu vorsichtig, meiner Ansicht nach.“
    Maggie wehrte sich und erklärte, ihre Zweifel bezögen sich nur auf ein Ausstellungslokal, nicht auf den Grundsatz eines eigenen Geschäfts. „Wenn ich einen Showroom miete, muss ich mindestens eine weitere Person einstellen, denn ich bin ja oft unterwegs bei den Kunden und auf Messen. Ich bin ganz zufrieden, wenn ich von meinem Büro zuhause aus arbeiten kann, wo auch Platz ist für Musterbücher und weitere Unterlagen. Abgesehen davon könnte ich auch freiberuflich für andere Innenarchitekten tätig sein, statt ganz für mich allein.“
    Sie diskutierten die Vor- und Nachteile der beruflichen Selbständigkeit, und obwohl Marina seit mehr als zehn Jahren ihre eigene Firma führte, konnte sie nachvollziehen, dass geregelte Arbeitszeiten und weniger Verantwortung auch ihr Gutes hatten. „Mittlerweile könnte ich mir allerdings nicht mehr vorstellen, einen Chef oder eine Chefin zu haben. Ich bin wohl einfach zu eigenwillig!“
    Nick räumte die Dessertschalen ab und brachte Espresso, dazu eine Flasche Grappa, und sie unterhielten sich angeregt bis weit nach Mitternacht. Als die Gäste sich verabschiedet hatten, blieben Marina und Nick noch einen Moment am Tisch sitzen, wie sie es immer taten nach einem spannenden Abend. Nick füllte die Grappagläser noch einmal. „Sie scheint sich vom Tod ihres Mannes einigermassen erholt zu haben“, sagte er, „und die kleine Selma hoffentlich auch. Jedenfalls war sie heute Abend gesprächiger als ich sie je erlebt habe.“
    Marina stimmte zu, denn als Profi hatte sie gesehen, dass sich auch Maggies Haut wieder erholt hatte und weniger transparent war. „Ja, es geht ihr offensichtlich besser. Sie hat ja auch die Unterstützung von Andrew.“
    „Glaubst du, die beiden haben etwas miteinander?“ fragte Nick nachdenklich, und Marina lachte. „Ach, mein Liebster, wo bleibt deine polizeiliche Beobachtungsgabe? Sie sind Freunde, sonst nichts, da bin ich mir sicher.“ Plötzlich war sie froh darüber, dass der Mann an ihrer Seite auch blinde Flecken hatte, vor allem wenn es um Beziehungen zwischen Männern und Frauen ging. Er schien zwar manchmal Gedanken lesen zu können, aber dort, wo er vertraute, schaute er nicht mehr genauer hin – unüblich für einen Polizisten.
    Er stand auf und legte die Hände von hinten auf ihre Schultern. „Lass uns morgen aufräumen, Liebes, jetzt möchte ich deine Haut spüren.“ Er hat doch etwas gemerkt, wenn auch unbewusst, dachte sie, jetzt will er sicher sein, dass ich zu ihm gehöre.

Montag
    Toter Steueramtschef – Aargauer Polizei tappt im Dunkeln.
    Die Schlagzeile im nationalen Boulevardblatt war schwarz und fett, und irgendwer hatte ein Portrait von Nick gekonnt in ein Foto irgendeines blutigen Tatorts hineinmontiert. „Alles erstunken und erlogen“, ereiferte sich Peter Pfister, „aber gedruckt ist gedruckt, und wir haben wieder mal eine Zwei am Rücken. Die Journalisten haben ja keine Ahnung davon, wie es bei uns wirklich zugeht.“
    „Reg dich nicht auf, Peter“, antwortete Angela, „es ist sinnlos. Sie schreiben das, was die Leser wollen oder was in ihr eigenes Weltbild passt, und in ihren Augen sind wir Versager. Lassen wir sie schreiben und kümmern wir uns darum, ihre Schlagzeilen zu widerlegen.“
    „Welche Schlagzeilen?“ Nick kam ins Büro und Peter hielt ihm die 'Blick'-Titelseite unter die Nase. „Ach ja, ähnlich wie gestern in der Sonntagspresse. Kein Körnchen

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