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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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Inserat für den Leiter des Steueramts. Meinst du, er hat sich selbst für die Stelle beworben?“
    „Könnte sein, aber er wusste vermutlich, dass er in seinem Alter keine Chance hatte. Vielleicht wollte er auch einfach nur prüfen, ob der Neue die Anforderungen wirklich erfüllt. Vergiss nicht, er war ein sehr genauer Mensch.“ Angela nickte und klemmte die Anzeige wieder an die Magnetwand. Im Büchergestell neben dem Schreibtisch standen die blauen Ordner der Aargauischen Gesetzessammlung fein säuberlich nebeneinander, ebenso wie die Staatskalender der letzten zehn Jahre, die Steuergesetze der benachbarten Kantone sowie diejenigen der Eidgenossenschaft. Alle diese Unterlagen sahen nicht so aus, als hätte Matossi sie oft gebraucht; vermutlich hatte er vieles in seinem Gedächtnis gespeichert. Und natürlich in seinem Computer, der nirgends zu sehen war: Netz- und Stromkabel lagen auf dem Tisch, ein Laserdrucker stand auf dem Fensterbrett, und der Laptop, von dem Sarah König gesprochen hatte, fehlte.
    Nachdem sie die Schubladen des Schreibtisches verschlossen vorfand, fasste Angela einen Entschluss. „Ich werde jetzt dieses Schloss öffnen, ob es der Dame passt oder nicht. Achtest du bitte auf die Türe, Nick?“
    Ohne sein Einverständnis abzuwarten, begann sie mit ihrem persönlichen Einbruchswerkzeug das Schloss zu manipulieren, und nach fünf Sekunden waren die Schubladen offen. Rasch und systematisch durchsuchte sie die Fächer, in denen wie überall in diesem Raum peinliche Ordnung herrschte: verschiedenes Büromaterial, leere Kartonmappen, Notizblöcke, Kugelschreiber, Bleistifte – nichts von Bedeutung. Erst in der schmalen Schublade oben rechts fand sie ein paar persönliche Dinge wie Papiertaschentücher, ein handelsübliches Schmerzmittel, ein Taschenmesser, Hustenbonbons. Ganz hinten, unter einem dicken Ferienkatalog, lag ein kleines, handliches Diktiergerät.
    „Ja!“ rief sie aus und hielt das Ding in die Höhe, „hier haben wir endlich etwas. Ein modernes, aber nicht ganz neues Diktiergerät, und ein Behälter mit zehn Kassetten dazu liegt ebenfalls hier. Mal sehen, ob er uns etwas zu sagen hat, unser Gion Matossi.“ Sie drückte auf 'play', und man hörte ein leise, undeutlich sprechende Stimme. 'Verfügung für das Jahr 2007 im Fall Bäckerei M., Bremgarten. Nach eingehender Prüfung der Finanztransaktionen des oben genannten Betriebs verfügt die Steuerbehörde des Kantons Aargau ...'
    Enttäuscht stoppte Angela das Gerät und schüttelte den Kopf. „Alles hier hat mit der Arbeit zu tun, verdammt nochmal, wir haben uns umsonst die Mühe gemacht. Mist!“
    „Erstens würde das gestohlene Gerät mit Kassetten sowieso nicht als Beweismittel anerkannt“, tröstete Nick seine entmutigte Mitarbeiterin, „und zweitens nehmen wir das Ding trotzdem mit, hören uns die anderen Kassetten auch an und suchen in seiner Wohnung nach weiteren.“
    Er machte eine Pause und trat ein paar Schritte näher. „Und drittens sind Strickjacken, beziehungsweise die Tatsache, dass sie Taschen haben, doch von Nutzen.“ In der Hand hielt er ein grosses, aufklappbares Mobiltelefon. „Gut, oder?“ Er liess es in eine Plastiktüte gleiten und steckte es in seine Hosentasche.
    In diesem Moment ertönte ein kurzes Klopfen und Sarah König steckte ihren Kopf herein. „Alles in Ordnung, brauchen Sie etwas?“ fragte sie und liess ihre Augen durch den Raum schweifen. Sie brauchte nur Sekundenbruchteile, um zu sehen, was hier ablief. „Warum steht die Pultschublade offen? Ich habe den Schreibtisch persönlich abgeschlossen, weil darin ausser ein paar Taschentüchern nur geschäftliche Unterlagen zu finden sind. Haben Sie das Schloss aufgebrochen?“ Sie schloss die Tür hinter sich und kam drohend auf Angela zu, die immer noch das Diktiergerät in der Hand hielt. „Dieses Gerät ist Eigentum des Finanzdepartements und es ist den Mitarbeitern nicht gestattet, privaten Gebrauch davon zu machen. Weder das Gerät noch die dazu gehörenden Kassetten können Ihnen also weiterhelfen, meine Herrschaften.“ Sie streckte die Hand aus, und nach einem kurzen Blickwechsel mit Nick übergab Angela ihren Fund an die Generalsekretärin.
    „Es müsste Ihnen beiden sowieso klar sein, dass von der Polizei gestohlenes Material vor Gericht nicht als Beweis anerkannt wird. Offensichtlich fischen Sie so sehr im Trüben, dass Ihnen jedes Mittel recht ist.“ Die Kälte in ihrer Stimme war nicht zu überhören. „Jetzt verlassen Sie

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