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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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bitte dieses Büro und kommen Sie erst wieder, wenn Sie von der Staatsanwaltschaft die nötigen Papiere mitbringen.“ Sie hielt die Türe auf, und die beiden Polizisten verliessen den Raum – äusserlich mit schuldbewusst gesenkten Köpfen, aber innerlich sehr zufrieden. Im Einklang miteinander, ohne sich abzusprechen, hatten sie den einen Teil ihrer Beute geopfert, um das Wichtigste behalten zu können.
    *
    „Dein Cappuccino, wie gewünscht mit Zimt obendrauf.“ Andrew stellte die Tasse auf den Tisch vor Marina; für sich hatte er einen grossen Latte Macchiato mitgebracht. „Wenn ich in der Schweiz bin mit den vielen Kühen, mag ich Milch viel lieber als Kaffee“, sagte er und setzte sich. „Du siehst wunderschön aus, meine Liebe: jung, frisch und ausgeschlafen. Du bist selbst die beste Werbung für dein Geschäft!“ Er musterte sie mit lachenden Augen. „Ich habe nämlich von Maggie gelernt, dass schöne Frauen mit etwas Makeup noch schöner werden, und du bist ein gutes Beispiel dafür. Nick kann sich glücklich schätzen.“
    Marina war geschmeichelt, auch wenn man die Komplimente durchaus als abgedroschen bezeichnen konnte. Sie fühlte zu Andrew hingezogen, sein Abenteurergeist faszinierte sie, er brachte eine Saite in ihr zum Klingen. Er hat etwas vom jungen Tom Truninger, dachte sie, das Streben nach Unabhängigkeit, die Gier nach neuen Lebenserfahrungen, die Risikofreude; all das hat mich als Studentin an Tom so stark angezogen, und dreissig Jahre später geht es mir mit seinem besten Freund genauso. Habe ich denn wirklich nichts gelernt im Leben?
    Doch, natürlich hatte sie aus ihren Erfahrungen gelernt. Sie atmete tief ein und liess ihren Verstand die Oberhand gewinnen. „Was wolltest du denn Wichtiges mit mir besprechen, Andrew?“
    Er forschte in ihrem Gesicht. „Du ahnst worum es geht, und ich werde dir nicht glauben, wenn du behauptest, du hättest nicht darüber nachgedacht am Wochenende. Mein Angebot am Samstagabend war nicht einfach eine spontane Idee, sondern es ist ernst gemeint. Du wärst genau die richtige Frau für den Job: du würdest das Studio, das übrigens jetzt geschlossen ist, innert kürzester Zeit wieder zum Fliegen bringen. Unser Hauptproblem sind die ständigen Personalwechsel, und das wiederum hängt mit Vetternwirtschaft zusammen. Die bisherige Managerin, die wir vor einem Monat entlassen mussten, hat immer nur Mitglieder der eigenen Familie angestellt, auch wenn sie weder die nötigen Qualifikationen noch die richtige Einstellung zur Arbeit mitbrachten. Was wir brauchen sind intelligente und lernwillige Mädchen, die Französisch- und Englischkenntnisse haben, und denen du das Handwerk der Kosmetik beibringen kannst.“
    „Aber das dauert Jahre! Bei uns gehen die jungen Frauen zuerst ein paar Monate in die Schule, bevor man sie in der Praxis unter Anleitung arbeiten lässt, und dann können sie noch längst nicht alles. Ich glaube, du bist da etwas optimistisch, Andrew.“
    „Ach weisst du, wir brauchen in St. Martin nicht unbedingt die gleichen Standards wie hier in der Schweiz. Ich bin ein überzeugter Verfechter von 'learning by doing', und wenn du die richtigen Frauen auswählst, kann es sehr rasch gehen, bis sie gute Dienstleistungen erbringen. Perfektion können wir auf Dauer nicht aufrecht erhalten, wir wollen guter Durchschnitt sein. Es handelt sich nicht um ein spezialisiertes Wellness-Resort, sondern um ein Hotel der oberen Mittelklasse mit vielen Stammgästen, das an einem wunderschönen, einsamen Strand liegt. Warst du schon einmal in der Karibik?“
    Marina schüttelte den Kopf. „Nein, und der Gedanke an Sonne und Wärme ist sehr verlockend. Aber ich bin nicht sicher, ob du die Erfolgschancen dieses Projekts richtig einschätzt. Ich müsste viel mehr wissen, um einen definitiven Entscheid fällen zu können.“
    Andrew, der erfahrene Verführer, Verhandler, Verkäufer wusste, dass er in diesem Moment dem Gespräch die erwünschte Wendung geben konnte, und er zögerte nur eine Sekunde, nicht mehr. „Du brauchst dich überhaupt noch nicht definitiv zu entscheiden, Marina. Du fliegst einfach am Samstag mit mir nach St. Martin und schaust dir das Hotel und die Bedingungen vor Ort genau an. Erst dann weisst du, worauf du dich einlässt.“ Er nahm ihre Hand und hielt sie fest. „Ich zeige dir die Insel, bringe dich mit den richtigen Leuten in Kontakt, und den Rest der Zeit geniessen wir – ein klein wenig Business und ganz viel Urlaub. Weihnachten bis du

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