Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)
keine Klarheit hatten.
„Wir haben immer noch keinen Mörder“, fasste Nick zusammen, „und wir wissen nicht einmal, ob es einen gibt. Aber wir haben inzwischen viele Informationen, mit denen wir arbeiten können. Zunächst darf ich feststellen, dass einer meiner ursprünglichen Verdächtigen, Adrian Toggenburger, entlastet ist. Sein Alibi ist unumstösslich: er leitete eine Klausur, die das ganze Wochenende dauerte, und zwar in Braunwald im Kanton Glarus. Er feierte mit seinen Leuten bis tief in den Sonntagmorgen, was der Barkeeper bestätigt. Es ist faktisch unmöglich, dass er frühmorgens nach Aarau und wieder zurückgefahren ist, um Matossi zu erschiessen; Braunwald ist nicht mit dem Auto zu erreichen. Toggenburger profitiert zwar kurzfristig vom Tod Matossis, aber er weiss genau, dass der nächste Steuerprüfer ihn ebenfalls unter die Lupe nehmen wird, auch wenn es ein paar Monate dauert. Toggenburger ist nicht dumm, sein Metier ist die Günstlingswirtschaft, und er findet immer Mittel und Wege, sich aus einer brenzligen Situation herauszuwinden.“
Angela unterbrach. „Darf ich erfahren, wieso Toggenburger überhaupt mit dir geredet und dich nicht einfach aus der Firma geschmissen hat?“
Nick lächelte, liess aber seinen Chef darauf antworten. „Nick hat ihn mit einer Tatsache konfrontiert, die der Herr Grossrat nur ungern in der Zeitung gelesen hätte“, sagte Gody Kyburz, „das erleichterte die Kommunikation ganz erheblich.“
Damit löste er bei Angela und Peter lautes Gelächter aus. „Simple Erpressung, verstehe ich das richtig?“ Peter konnte sich kaum erholen. „Woraus bestand denn diese heisse Information?“
Nick schüttelte den Kopf: „Kein Kommentar. Jedenfalls wird Toggenburger die Mitarbeiter des Steueramts in Zukunft freundlicher behandeln, und er wird seine vergangenen Sünden Finanzdirektor Vögtli beichten, dafür habe ich gesorgt.“ Nick schaute seinen Mitarbeitern in die Augen. „Darüber bewahren wir absolutes Stillschweigen, auch gegenüber der eigenen Familie, klar?“ Alle nickten.
„Gut. Der nächste Kandidat ist Paul Hintermeister, der offensichtlich in die Wohnung von Matossi eingebrochen ist und den Laptop mitgenommen hat. Wir wissen noch nicht, was er suchte. Für Toggenburger ist Hintermeister übrigens ein nichtssagendes kleines Würstchen, obwohl sie immer wieder gemeinsam grosse Bauprojekte abwickeln; er glaubt nicht, dass der Immobilienmakler in grösserem Stil Steuerbetrug begangen hat. Schall und Rauch, sagt er, Hintermeister versteuere jedes Fränkli, das er verdiene. Entweder schützen sich die beiden gegenseitig, oder sie kämpfen um den Titel des grössten Schlitzohrs. Vielleicht sagt Toggenburger aber auch die Wahrheit, und dann stehen private Motive im Vordergrund, wie zum Beispiel das Verschwinden dieser Patrizia Obrist, oder was auch immer hinter dem 'Geheimnis' steckt. Sobald Hintermeister wieder in Aarau ist, nehmen wir ihn uns vor, und zwar ohne Samthandschuhe. Wir müssen ihn überraschen, er darf die Dateien auf dem Laptop keinesfalls löschen. Möglicherweise hat er das Passwort noch nicht geknackt; Matossi war der Typ, der sein Passwort regelmässig ändert und nirgendwo aufschreibt. Wir können nicht nach Davos fahren und ihn verhaften, aber ich möchte, dass sein Handy geortet wird, so dass wir informiert sind, sobald er sich auf den Heimweg macht. Peter, das ist dein Job, bitte.“
Peter mochte solche klar definierten Aufgaben, er nickte. „Ich sorge dafür. Im Übrigen habe ich mit dem Direktor der Bank in Küttigen gesprochen; er steht uns morgen Vormittag zur Verfügung, um das Schliessfach zu öffnen. Wann wollt ihr dort sein?“ Sie einigten sich auf neun Uhr, Angela würde Edith Buchmann im Hotel abholen, Nick wollte ebenfalls mitkommen.
„Und was ist, wenn der Safe leer ist?“ warf Gody ein, „oder wenn er nichts Relevantes enthält?“
„Dann konzentrieren wir uns auf Hintermeister. Wenn jemand etwas weiss, dann er; ich bin sicher, dass er uns weiterhelfen kann. Er hat eine Ahnung von dem, was auf Matossis Computer gespeichert sein könnte, und das werden wir aus ihm herausholen.“
„Und Fritschi, was ist mit ihm?“ Peter war immer derjenige, der kein Detail vergass, und der keinen Faden verlor. „Soll ich nochmals mit ihm reden?“
Nick schüttelte den Kopf. „Warten wir ab. Wenn wir am Montag nichts Neues haben, wenn uns Hintermeister nicht ein Motiv liefert oder eine glaubhafte Geschichte, dann können wir uns
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