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Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition)

Titel: Deine Steuern sollst du zahlen (Aargauer Kriminalromane) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ursula Reist
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gefunden haben.“ Während sie die Sachen aus ihrer geräumigen Handtasche nahm, sprach er weiter. „Wir haben einerseits die fünf Briefe, die an verschiedene Personen adressiert sind. Die Adressen sind in der gleichen Handschrift verfasst wie das Testament, also gehen wir davon aus, dass es sich um Gion Matossis Handschrift handelt. Korrekt?“ Edith Buchmann nickte. „Zusätzlich haben wir einen einzelnen Ohrschmuck gefunden, ziemlich gross, silberfarben mit türkisblauen Steinen, kein Clip, sondern ein Stecker. Haben Sie das Schmuckstück schon einmal gesehen, Frau Buchmann?“
    Sie nahm es in die Hand und schüttelte den Kopf. „Nein, aber es ist sehr hübsch, vielleicht indianisch, und es passt zu den wallenden Hippie-Gewändern, die man in den Sechzigern trug. Glauben Sie, dass uns Gion damit etwas mitteilen wollte?“
    „Jedenfalls lag es nicht einfach so in diesem Schliessfach“, antwortete Nick, „es sollte nach dem Tod Ihres Bruders gefunden werden, zusammen mit den Umschlägen, das war seine Absicht. Jetzt müssen wir nur noch herausfinden, was er uns damit sagen wollte.“ Er machte eine bedeutungsschwere Pause. „Vielleicht gibt uns der Brief an Sie einen Hinweis. Ich schlage vor, dass Sie ihn jetzt öffnen und lesen. Wenn Sie möchten, gehen wir während dieser Zeit in einen anderen Raum. Sie entscheiden, ob Sie uns den Inhalt des Schreibens mitteilen wollen oder nicht; Sie sind absolut frei.“
    „Gut. Wir machen es umgekehrt, ich lese den Brief im Korridor, während Sie hier warten. Haben Sie einen Öffner?“
    Während Edith Buchmann die letzte Mitteilung ihres toten Bruders las, diskutierten die anderen über den Ohrschmuck, vor allem aber über den vierten Mann, dessen Namen sie noch nie gehört hatten. Angela suchte im Computer, aber ausser der genauen Adresse hatte das System nichts zu bieten, weder eine Webseite noch ein Eintrag auf Facebook waren zu finden. Peter versuchte, seinen guten Freund Erich zu erreichen, denn der arbeitete im Einwohneramt der Gemeinde Erlinsbach, aber Erich war nicht erreichbar und Peter hinterliess eine Nachricht auf der Mailbox.
    Nach fast zehn langen Minuten kam Edith Buchmann wieder ins Zimmer, und alle setzten sich. „Nun, liebe Frau Kaufmann, lieber Herr Baumgarten, cher Monsieur Pfister, ich werde Ihnen sagen, was in diesem Brief steht. Einen Teil werde ich Ihnen sogar vorlesen, aber den ersten Teil fasse ich für Sie zusammen, denn er ist sehr persönlich. Mein Bruder bedankt sich bei mir, dass ich die Aufgabe als seine Testamentsvollstreckerin übernommen habe. Er entschuldigt sich dafür, dass er mir während seines ganzen Lebens so wenig Beachtung geschenkt hat und bittet mich um Verzeihung. Seine Gedanken und Überlegungen zu unserer Familie sind sehr emotional und nur für mich bestimmt. Dann aber kommt der Teil, der mit den Umschlägen zu tun hat, und mit dem Ohrschmuck. Ich lese vor:
    'Du hast in meinem Banksafe vier weitere Briefe und ein Ohrgehänge gefunden. Den Adressaten sollen die Briefe persönlich ausgehändigt werden, und man soll ihnen den Ohrring zeigen und ihnen sagen, dass er zusammen mit den Briefen gefunden wurde. Ich überlasse es Dir, liebe Edith, ob Du diese merkwürdige Aufgabe selbst übernehmen willst. Du kannst sie auch der Polizei überlassen, denn sie wird sich früher oder später aus eigenem Antrieb einschalten, und sie kann die Reaktion der Betroffenen vielleicht besser einordnen als Du. Das Verbrechen ist längst verjährt, aber die Last lag ein Leben lang auf unseren Schultern.'
    Das ist alles, die Grussformel ist wieder an mich gerichtet. Gion schrieb den Brief am ersten Oktober dieses Jahres, an seinem einundsechzigsten Geburtstag.“ Edith Buchmann schaute in die nachdenklichen Gesichter der Ermittler. „Ich habe nicht den Eindruck, dass er vor etwas Angst hatte, als er den Brief schrieb; und es gibt meiner Ansicht nach auch keine Hinweise auf einen geplanten Selbstmord. Es scheint eher so, also ob er aufräumen und die Dinge ordnen wollte – vielleicht weil er wusste, dass er krank war.“ Sie machte eine Pause und wischte sich verstohlen eine Träne weg. „Herr Baumgarten, bitte überbringen Sie die Umschläge und decken Sie das geheimnisvolle Verbrechen auf. Ich möchte jetzt nach Hause, zu meiner Familie, das war alles etwas viel für mich.“
    Nick bedankte sich bei ihr für das Vertrauen und versprach, sie über die Ermittlungen zu informieren, ebenso über die Freigabe ihres Bruders durch die

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