Delete: Thriller (German Edition)
schert ShirKhan plötzlich aus dem Kampf aus und gibt merkwürdiges Zeug von sich.«
»Wer ist ShirKhan?«, fragte Eisenberg.
»Das ist der Spielername von Thomas Gehlert.«
»Was genau hat er von sich gegeben?«, fragte Morani. Sie hatte die Ausführungen bisher nur stumm verfolgt.
»Das … das weiß ich nicht mehr genau«, sagte Hinrichsen. Sie wirkte plötzlich nervös. »Irgendwelches Zeug, hatte jedenfalls nichts mit dem Spiel zu tun. Und dann hat er sich plötzlich nicht mehr gerührt. Stand nur noch blöd in der Gegend rum, während wir von unseren Gegnern gewiped wurden.«
»Ge was ?«, fragte Eisenberg.
»Wipen bedeutet auslöschen, vernichten«, erklärte Varnholt.
»Was geschah danach?«
»Na ja, der Kampf war kurz darauf zu Ende. Ich war ziemlich sauer auf Thomas, ich hatte ja meine ganze Ausrüstung verloren. Also hab ich versucht, mit ihm zu skypen, doch er hat nicht reagiert. Später bin ich dann zu ihm, aber das habe ich ja schon erzählt.«
Eisenberg schwieg einen Moment. Er betrachtete die junge Frau, die sich unwohl zu fühlen schien. Vielleicht lag es nur daran, dass sie mit drei Polizisten in einem ungemütlichen Besprechungszimmer saß.
»Eines verstehe ich nicht, Frau Hinrichsen«, sagte er. »Sie haben angegeben, Thomas Gehlert gehöre nicht zu Ihrem engeren Freundeskreis. Dennoch haben Sie einen ziemlich großen Aufwand betrieben, um herauszufinden, was mit ihm passiert ist. Das finde ich ungewöhnlich.«
»Ich mache mir eben Sorgen«, erwiderte sie. »Ich habe mit Thomas nicht viel Zeit im RL verbracht, aber in Goraya waren wir so was wie Freunde. Sie können das wahrscheinlich nicht verstehen, aber uns Spielern bedeutet das eine Menge.«
Eisenberg warf einen Blick zu Varnholt, der nickte.
»Nun gut, vielen Dank, dass Sie hier waren, Frau Hinrichsen. Wenn wir etwas erfahren, werde ich Sie umgehend informieren. Umgekehrt würde ich mir wünschen, dass Sie Kontakt mit uns aufnehmen, sollte Ihnen noch was einfallen.«
»Ja, natürlich, das mache ich.«
Während Varnholt die Zeugin zum Ausgang begleitete, wandte sich Eisenberg an Morani.
»Was ist Ihre Meinung?«
»Sie hat uns etwas verschwiegen.«
Eisenberg nickte.
»Ja, das denke ich auch. Aber was?«
Sie runzelte die Stirn.
»Sie weiß etwas. Oder ahnt es zumindest. Sie hat eine Theorie, was mit den Verschwundenen passiert ist.«
»Aber warum sagt sie uns nichts davon?«
Morani zuckte mit den Schultern.
»Vielleicht kennt sie jemanden, der etwas mit der Sache zu tun hat, und will ihn nicht belasten«, spekulierte Eisenberg.
Morani schüttelte den Kopf.
»Nein, das war es nicht.«
»Woher wissen Sie das?«
»Keine Ahnung. Ist nur ein Gefühl. Nennen Sie es Intuition.«
Eisenberg nickte.
»Seltsame Sache«, sagte Varnholt, als er in den Besprechungsraum zurückkehrte.
»Was denken Sie?«, fragte Eisenberg.
»Ich weiß nicht. Irgendwas war merkwürdig. Ich habe fast das Gefühl, sie hat uns nicht alles erzählt. Keinen Schimmer, warum nicht. Vielleicht hat sie etwas zu verbergen, dass mit der Sache gar nichts zu tun hat, und war deshalb so nervös.«
»Was könnte das Ihrer Meinung nach sein?«
»Weiß nicht, vielleicht nimmt sie Drogen oder hat mal was geklaut. Viele Menschen werden nervös, wenn sie von der Polizei vernommen werden, selbst wenn es gar keinen Grund dafür gibt.«
Morani nickte.
»Da hast du recht. Aber eins wissen wir jetzt jedenfalls.«
»Was denn?«
»Sie glaubt wirklich, dass es zwischen den Vermisstenfällen einen Zusammenhang gibt. Auch, wenn sie uns nicht gesagt hat, warum.«
»Also schön«, sagte Eisenberg. »Dann müssen wir es eben selbst rausfinden.«
»Heißt das, wir bleiben an der Sache dran?«, fragte Varnholt.
»Bis auf Weiteres, ja.«
»Und was machen wir als Nächstes?«, fragte Morani.
»Wir sprechen noch mal mit den Angehörigen. Und dann würde ich auch gern mal mit den Betreibern des Spiels reden. Vielleicht hilft uns das irgendwie weiter.«
»Au ja«, sagte Varnholt. »Ich wollte schon immer mal die Serverfarm sehen, in der mein Don seine virtuelle Existenz fristet.«
Wenn das lustig gemeint war, verstand Eisenberg den Witz nicht.
23.
Warum zögerst du?
Die Vollendung deiner Taten steht bevor. Wenn du es vollbracht hast, wird eine Welle durchs Netz gehen. Ein Aufruhr der Erkenntnis. Dann hast du dein Ziel erreicht. Dann müssen sie handeln.
Nur noch einmal.
Alle Vorbereitungen sind getroffen. Auch, wenn man nie sicher sein kann, dass nicht etwas
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