Delete: Thriller (German Edition)
Parteinahme gleichgekommen. Also nickte er nur.
»Am besten, wir gehen irgendwohin, wo wir ungestört sind«, sagte Varnholt mit Blick auf den Kollegen.
Da alle Konferenzräume belegt waren, gingen sie in die kleine Kaffeeküche, wo sich Eisenberg einen Espresso machte. Varnholt erzählte ihm, dass er mit der Spielerin gesprochen habe, die den Zusammenhang zwischen den Vermisstenfällen hergestellt und damit eine Diskussion über die Hintergründe ausgelöst hatte. Sie sei bereits von der Polizei vernommen worden.
»Wenn es bereits ein Ermittlungsverfahren gibt, können wir ohnehin nichts machen, solange wir nicht um Hilfe gebeten werden«, sagte Eisenberg.
»Das ist nicht ganz richtig«, widersprach Varnholt. »Das LKA kann jederzeit die Ermittlungen in einem Fall auf eigene Initiative übernehmen.«
»In der Theorie schon«, gab Eisenberg zu. »In der Praxis braucht es dafür aber einen guten Grund. Eine Gefahr für die Sicherheit des Landes Berlin oder ein höheres dienstliches Interesse. Die Tatsache, dass Sie sich für den Fall interessieren, weil er mit Ihrem Lieblingscomputerspiel verknüpft zu sein scheint, dürfte kaum ausreichen.«
Wenn dieser Seitenhieb Varnholt störte, ließ er es sich nicht anmerken.
»Wir – ich meine Sie – könnten dem zuständigen Kommissariat unsere Hilfe anbieten. Vielleicht sind die ja ganz froh, wenn sich jemand um die Sache kümmert. Wir leiden ja momentan nicht gerade unter Arbeitsüberlastung, nachdem uns der Mädchenhändlerfall wieder entzogen wurde.«
Eisenberg zog eine Augenbraue hoch.
»Oder möchten Sie, dass ich weiterhin die Spur auf den Cayman Islands verfolge?«, fragte Varnholt ungerührt.
»Nein, das können Sie sich sparen. Also schön, ich rufe die zuständigen Kollegen an. Aber normalerweise sind die nicht begeistert, wenn sich das LKA in laufende Ermittlungen einmischt.«
Es dauerte eine Viertelstunde, bis Eisenberg herausgefunden hatte, wer sich um den Fall kümmerte. Wie erwartet war der zuständige Sachbearbeiter, ein Kriminaloberkommissar Keller, misstrauisch, als sich das LKA bei ihm meldete. »Ja, das stimmt, ich bearbeite den Fall. Wie sind Sie überhaupt auf die Sache aufmerksam geworden?«
»In meinem Team ist ein Experte für Onlinespiele«, sagte Eisenberg. »In der Szene hat die Sache für einigen Wirbel gesorgt.«
Sein Gesprächspartner unterdrückte ein Lachen.
»Das LKA hat einen Experten für Computerspiele? Wie alt ist der? Zwölf?« Als er sich bewusst wurde, wen er am Apparat hatte, schob er schnell nach: »Entschuldigung, das sollte nicht respektlos klingen.«
»Auch Spiele können zu kriminellen Zwecken eingesetzt werden«, sagte Eisenberg. »Denken Sie an illegales Glücksspiel.«
»Aha. Und Sie denken, das hat etwas mit den Vermisstenfällen zu tun?«
»Nein. Aber Sie fragten mich, wie wir auf den Fall aufmerksam geworden sind.«
»Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass es überhaupt einen Fall gibt. Wir haben mit den Angehörigen der Vermissten gesprochen. Sie hatten offenbar keinerlei Kontakt miteinander, und auch sonst gibt es keine Gemeinsamkeiten. Höchstwahrscheinlich hatte jeder von denen seine eigenen Gründe, von der Bildfläche zu verschwinden.«
»Aber keiner ist bisher wieder aufgetaucht?«
»Nach unseren Erkenntnissen nicht. Aber es ist nicht auszuschließen, dass einer von denen längst wieder da ist und uns nur niemand informiert hat.«
»Die Vermissten haben alle dasselbe Computerspiel gespielt.«
»Ja, schon. Aber wie wir inzwischen wissen, tut das hier in Berlin fast jeder zwischen zwanzig und dreißig. Da könnten Sie auch sagen, die sind alle mit der U-Bahn gefahren.«
»Haben Sie mal mit dem Betreiber dieses Spiels gesprochen? Eine Firma mit Sitz hier in Berlin.«
»Nein. Warum hätten wir das tun sollen?«
»War nur so ein Gedanke. Herr Kollege, ich teile ehrlich gesagt Ihre Ansicht, dass die Vermisstenfälle wahrscheinlich nichts miteinander zu tun haben. Trotzdem würde ich mir die Sache gern mal genauer ansehen, Ihr Einverständnis vorausgesetzt.«
»Seit wann fragt das LKA einen Kriminaloberkommissar um Erlaubnis, wenn es sich in Ermittlungen einmischt?«
»Ich will mich nicht in Ihre Ermittlungen einmischen. Ich biete Ihnen lediglich meine Unterstützung an. Ich war selbst lange genug in einem Stadtteilkommissariat. Ich gehe davon aus, dass Sie genug um die Ohren haben, auch ohne dass sie irgendwelchen verschwundenen Studenten hinterherjagen müssen.«
»Da haben Sie allerdings
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