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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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ganze Reihe wütender Kommentare der anderen Spieler zu lesen, die keine Lust hatten, noch länger mit dem Angriff zu warten. Sie unterdrückte den Drang, sich per Chat zu entschuldigen. Das hier war wichtiger.
    »Schon gut. Was weißt du über Thomas?«
    Er blickte sie an. Seine dunklen Augen wirkten irgendwie gehetzt.
    »Du warst bei der Polizei, oder?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    Er ging nicht auf die Frage ein.
    »Was haben sie gesagt?«
    »Nicht viel. Sie glauben nicht, dass Thomas … dass die Vermisstenfälle etwas miteinander zu tun haben.«
    »Nicht? Aber wieso haben sie dich dann zu sich bestellt?«
    Irgendwie wurde das Gespräch Mina ein wenig unheimlich. Wer war dieser seltsame Mensch im Rollstuhl? Wieso wusste er so viel über sie?
    Sie musste an Galouyes Roman denken. Dort gab es in der simulierten Welt spezielle Figuren, die ihren Schöpfern als eine Art Spione dienten.
    Ein ungeheuerlicher Verdacht schoss ihr durch den Kopf. Ehe sie sich selbst daran hindern konnte, fragte sie: »Bist du … eine Kontakteinheit?«
    Der Fremde riss die Augen auf. »Was? Wieso … du … du weißt es?«
    Mina konnte nicht sprechen. Es war, als drücke ihr jemand mit beiden Daumen die Kehle zu. Tränen traten in ihre Augen.
    Es war wahr! Alles, was in dem Buch gestanden hatte, war wahr!
    Die Wucht der Erkenntnis ließ ihre Knie weich werden. Sie taumelte, musste sich an der Schreibtischkante festhalten. Sie schaffte es, sich auf ihren Stuhl zu setzen.
    Sie atmete ein paarmal tief durch. Allmählich beruhigte sie sich wieder. Sie sah den Mann im Rollstuhl an.
    Er hatte ein seltsames Lächeln auf den Lippen.
    »Ich bin so froh, dass ich dich gefunden habe, Mina!«
    »Was … was passiert jetzt mit mir?«, fragte sie. Ihre Stimme zitterte. »Werde … ich auch gelöscht?«
    Der Unbekannte griff in eine Tasche seiner Jacke und holte ein Tuch hervor.
    »Mach dir keine Sorgen!«, sagte er. »Alles wird gut!«
    Er tränkte das Tuch mit Flüssigkeit aus einer Plastikflasche. Ein beißender, alkoholischer Geruch ging davon aus.
    »Was … machst du da?«
    Der Fremde lächelte nur und erhob sich mühelos aus seinem Rollstuhl. Ehe Mina begriff, was geschah, war er hinter ihr und presste das Tuch vor ihr Gesicht.
    Sie wehrte sich, doch der angeblich Behinderte hielt sie in einem Klammergriff, aus dem sie sich nicht lösen konnte. Sie versuchte, zu schreien, doch er stopfte ihr das Tuch in den Mund. Ein bitterer, ätzender Geschmack erfüllte ihre Kehle. Ihr wurde schwindelig, und die Welt versank in Dunkelheit.

24.
    Eisenberg und Varnholt folgten der jungen Frau mit dem Nasenpiercing durch eine alte Fabrikhalle mit ölfleckigen Ziegelsteinwänden. Von der Decke hing zwischen modernen Leuchten noch ein eiserner Lastkran herab. Mindestens hundert Arbeitsplätze füllten den Raum, besetzt mit Leuten, die aussahen, als kämen sie gerade aus der Schule. Es herrschte konzentrierte Stille. Viele der Mitarbeiter trugen Kopfhörer und starrten auf ihre Bildschirme wie Sim Wissmann.
    »Das hier ist ein Teil unserer Entwicklungsabteilung«, sagte die Empfangsdame in gedämpftem Ton. »Insgesamt beschäftigen wir hier am Standort etwa dreihundert Programmierer, Grafiker und Gamedesigner.«
    Varnholt wirkte unbeeindruckt.
    »Und in Bangalore?«, fragte er.
    »Da sind es etwa zehnmal so viele.«
    Sie erreichten das Ende der Halle. Eine eiserne Wendeltreppe führte hinauf in einen Raum, der früher einmal dem Produktionsleiter als Leitstand gedient haben mochte. Die High Heels ihrer Führerin gaben bei jedem Schritt ein metallisches Ping von sich.
    Sie betraten einen etwa zwanzig Quadratmeter großen, karg möblierten Raum, dessen einziges Fenster den Blick auf die Werkshalle freigab. Ein abstraktes Ölgemälde in düsteren Farben war die einzige Dekoration.
    »Hallo John. Das hier sind die Herren von der Polizei.«
    Ein schlanker, hochgewachsener Mann Anfang dreißig erhob sich von einem Schreibtisch, der aus zwei Böcken und einer großen Holzplatte bestand. Er hatte einen kahlen Schädel, dafür aber einen buschigen Vollbart und wache, braune Augen. Er trug Jeans und ein Holzfällerhemd. »Danke, Lisa. Kommen Sie bitte herein, meine Herren. Ich bin John McFarren, Gründer und CEO von Snowdrift Games.« Er hatte einen starken englischen Akzent, sprach aber fehlerfrei. Sein Händedruck war angenehm fest.
    »Möchten Sie etwas trinken?«, fragte er, nachdem seine Besucher sich vorgestellt und sich auf die beiden Stühle vor seinem

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