Delete: Thriller (German Edition)
Schreibtisch gesetzt hatten.
Eisenberg bat um ein stilles Wasser, während Varnholt einen Espresso bekam.
»Ich muss sagen, das ist das erste Mal, dass wir Besuch von der Polizei bekommen, noch dazu von der Kripo«, sagte er. »Was kann ich für Sie tun? Hat einer unserer Mitarbeiter etwas angestellt?«
»Vier Menschen werden vermisst«, erklärte Eisenberg. »Die einzige Gemeinsamkeit zwischen ihnen ist, dass sie World of Wizardry gespielt haben.«
McFarren sah ihn aufmerksam an.
»Ich hoffe, das klingt jetzt nicht überheblich. Aber wir haben in Deutschland inzwischen mehr als sieben Millionen Spieler. Allein hier in Berlin sind es über zweihunderttausend. Ich weiß nicht, wie viele Menschen jedes Jahr in Deutschland verschwinden, aber wenn Ihre einzige Spur ist, dass sie unsere Kunden waren, dann könnten Sie ebenso gut McDonald’s befragen.«
Eisenberg nickte. McFarren hatte vollkommen recht. Der Termin war Zeitverschwendung. Klausen, Morani und er hatten gestern noch einmal sämtliche Angehörigen telefonisch befragt. Dabei war nichts Neues herausgekommen, abgesehen von der Tatsache, dass keiner der Vermissten bisher wieder aufgetaucht war. Die Eltern der Diabetikerin waren überzeugt, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sein musste. Sie hatten sogar einen Privatdetektiv beauftragt, der jedoch ebenso wenig in Erfahrung gebracht hatte wie die Polizei. In den anderen Fällen gab es zwar keine Anhaltspunkte dafür, warum die jungen Männer verschwunden waren, aber auch keinen Hinweis auf irgendwelche ungewöhnlichen Umstände oder gar eine Straftat.
Eisenberg war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass es keinen Zusammenhang zwischen den Fällen gab. Die Diabetikerin hatte möglicherweise einen Schock erlitten und war durch einen Unfall umgekommen oder lag irgendwo unerkannt in einem Krankenhaus im Koma. Die anderen hatten einfach einen Schlussstrich unter ihr bisheriges Leben gezogen, wie es Tausende Male im Jahr passierte. Mina Hinrichsen hatte sich in eine Verschwörungstheorie hineingesteigert, für die es keine reale Grundlage gab.
Er war drauf und dran gewesen, den heutigen Termin mit McFarren abzusagen, doch Varnholt zuliebe hatte er darauf verzichtet. Es gab ja leider auch immer noch nichts Besseres zu tun.
»Ich gehe davon aus, Sie protokollieren sämtliche Aktionen und Dialoge Ihrer Spieler?«, sagte Varnholt.
McFarren zog eine Augenbraue hoch.
»Wie kommen Sie darauf?«
»Wenn Sie es nicht tun, wieso steht dann in Ihren Nutzungsbedingungen folgender Satz?«, fragte Varnholt. Er zog einen zerknitterten Zettel aus der Tasche und las vor: »Der Nutzer willigt ein, dass alle Daten, die während der Nutzung generiert werden, in anonymisierter Form und zu Zwecken der statistischen Analyse für unbegrenzte Zeit gespeichert und ausgewertet werden können. Eine Verknüpfung dieser Daten mit seinem Benutzerkonto findet nicht statt.«
McFarren lächelte kühl. »Ich bin kein Anwalt. Ich habe diese Nutzungsbedingungen nicht geschrieben. Möchten Sie einen Termin mit unserem Justiziar machen? Der kann Ihnen vielleicht erklären, warum dieser Satz da drin steht.« Eisenberg entging nicht, dass jede Entspanntheit und Freundlichkeit aus dem Gesicht des Firmengründers verschwunden waren.
Varnholt beugte sich vor. »Mr McFarren, ist es korrekt, dass Ihr Geschäftsmodell darin besteht, das Spiel kostenlos anzubieten, ihren Spielern jedoch Upgrademöglichkeiten und spezielle Ausrüstung gegen Geld anzubieten?«
McFarren nickte. »Das ist richtig. Viele Spielefirmen finanzieren sich inzwischen so.«
»Und ist es ebenfalls richtig, dass Sie den Spielern im Spiel Angebote machen, die auf ihre jeweiligen Bedürfnisse und Spielweisen zugeschnitten sind?«
»Wir verkaufen die Ausrüstung in speziellen Geschäften in unserer virtuellen Spielwelt. Dort kann sich jeder aussuchen, was er benötigt.«
»Sie haben vergessen, die computergesteuerten fahrenden Händler zu erwähnen, die Spieler gezielt ansprechen und ihnen Gegenstände anbieten, die genau ihrem Bedarf entsprechen.«
McFarren zog eine Augenbraue hoch. »Sie kennen sich ja gut mit unserem Spiel aus. Darf ich vermuten, dass Sie ebenfalls zu unseren Kunden gehören?«
Varnholt lächelte nicht.
»Sie vermuten richtig. Ich habe gerade gestern von einem solchen Händler einen extrem seltenen Thurianischen Seelendolch aus Schwarzdiamant gekauft. Der Preis für diesen Dolch entsprach exakt fünfundsiebzig Prozent der Goldflorin-Summe, die ich bei mir
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