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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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erklären? Würde sie es verstehen? Nein, wahrscheinlich nicht.
    »Ich brauche … eine Verbündete.«
    Sie lacht trocken. »Wenn du eine Verbündete brauchst, dann such dir jemanden, der freiwillig hierherkommt! Man kann nicht gleichzeitig Verbündete und Gefangene sein.«
    Du nickst.
    »Ja, ich weiß. Aber … ich hatte keine Wahl.«
    »Was soll das heißen?«
    »Du bist ihnen zu nahegekommen. Du hast eine Menge Staub aufgewirbelt. Die Gefahr war groß, dass sie auf dich aufmerksam werden, und auf mich. Ich wollte nicht, dass sie dich eliminieren. Deshalb habe ich dich in Sicherheit gebracht.«
    »Moment mal. Wenn die Welt simuliert ist, dann können diese Admins, wie du sie nennst, doch wohl alles sehen und an jeden Ort gehen, wie es ihnen passt, oder? Dann ist dieser Keller genauso sicher wie der Pariser Platz.«
    Du schüttelst den Kopf.
    »Sie sehen nicht alles, und sie wissen auch nicht alles. Sie sind keine Götter. Sie können nicht überall gleichzeitig hinsehen.«
    Sie schweigt einen Moment. Denkt über das nach, was du gesagt hast. Du siehst, dass sie es versteht. Sie ist nicht nur hübsch, sondern auch intelligent. Hoffnung keimt in dir auf.
    »Du hast gesagt, du kannst manchmal ihre Stimmen hören. Was hast du damit gemeint?«
    In ihrer Stimme schwingt Unsicherheit mit.
    »Ich … ich glaube, mit mir stimmt etwas nicht.«
    »Du denkst, du bist verrückt?«
    Ihre Stimme klingt hoffnungsvoll. Zorn keimt in dir auf. Sie begreift es immer noch nicht! Du schüttelst energisch den Kopf.
    »Nein, so nicht! Ich bin bei klarem Verstand! Aber … mein Tank oder Sarg, oder was immer es ist … ich glaube, er ist vielleicht nicht voll funktionsfähig. Manchmal bin ich für ein paar Sekunden mit der Realität verbunden. Dann kann ich sie reden hören oder lachen. Dann spüre ich die Schläuche in meinem Hals und meiner Nase und die Drähte in meinem Rücken. Aber ich kann mich nicht bewegen. Ich kann nichts tun. Ich will schreien, aber kein Laut dringt aus meiner Kehle.«
    Tränen rinnen über deine Wangen. Sie sind dir nicht peinlich.
    Sie wirkt betroffen.
    »O Gott!«, sagt sie.
    Einen Moment lang schweigt ihr beide. Du bemerkst, wie sie unwillkürlich ihren Hals betastet. Sie beginnt, zu verstehen.

29.
    Eisenberg starrte auf seinen Monitor. Es gab nichts zu sehen außer dem Desktop mit dem Wappen des LKA Berlin und den Icons für die Standardsoftware. Wenn man genau hinsah, konnte man die winzigen Kästchen erkennen, aus denen sich das Bild zusammensetzte.
    War es wirklich denkbar, dass die Realität auch bloß aus solchen, wenn auch viel kleineren Pixeln zusammengesetzt war? Dass Gedanken in Wahrheit nichts anderes waren als Nullen und Einsen im Inneren einer gigantischen Maschine, in die das gesamte Universum eingeschlossen war? Er überlegte ernsthaft, Iris anzurufen. Sie hätte ihm helfen können, sich einen Reim auf all das zu machen. Sie hätte dieses seltsame Buch verstanden, das er gestern Abend noch bis zur Hälfte gelesen hatte und das ihm seitdem im Kopf herumspukte. Aber er hatte seit fünfzehn Jahren nicht mit ihr gesprochen. Er war kein ängstlicher Mensch, aber so viel Mut brachte er doch nicht auf.
    Eisenberg war in seiner beruflichen Laufbahn nicht oft ratlos gewesen. Es hatte immer eine Spur gegeben, der er hatte nachgehen, einen Zeugen, den er noch hatte befragen können. Selbst, wenn ein Fall mal ungelöst zu den Akten gelegt werden musste, hatte es nur selten daran gelegen, dass er nicht gewusst hatte, was zu tun gewesen war.
    Diesmal war alles anders. Dieser Fall – wenn es denn überhaupt einer war – widersetzte sich der üblichen Polizeilogik. Tatort und Tatwerkzeug gab es nicht, Verdächtige auch nicht, von einem Motiv ganz zu schweigen. Es gab nicht einmal Zeugen. Doch auch wenn es keine konkreten Anhaltspunkte gab, schlug Eisenbergs in vielen Jahren trainierter Ermittlerinstinkt Alarm.
    Morani hatte recht: Mina Hinrichsen hatte ihnen nicht alles gesagt, aber sie hatte ihnen auch nichts vorgespielt. Sie war ernsthaft in Sorge um ihren Kommilitonen gewesen. Nun war sie selbst verschwunden und niemand hatte eine Ahnung, wohin. Sie hatte ihr Handy und ihre Wohnungsschlüssel zurückgelassen. Das konnte durchaus ein Versehen sein; sie konnte einfach zufällig in genau dem Moment von der Bildfläche verschwunden sein, als Eisenberg nach ihr gesucht hatte – ohne ihren Eltern oder jemand anderem etwas davon zu sagen. Aber das waren irgendwie ein paar Zufälle zu viel.
    »Sie haben das

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